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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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zwei Männer wurden getötet.
    »Gab es auch bei den Elimioten Tote?«
    »Einer ist vom Pferd gefallen, Prinz. Ob er tot ist oder nur verwundet, wissen wir nicht.«
    »Ich hoffe, er war betrunken und hat sich nur den Hintern geprellt, damit er zu seinem König zurückkehren und ihm erzählen kann, daß wir davongerannt sind wie die Hasen. Ich will, daß Derdas sich sicher fühlt. Sollen seine Patrouillen ruhig so nahe kommen, daß sie unsere Männer zählen können.«
    Neun Tage nach dem Abmarsch aus Pella schlugen Philipps Soldaten in Sichtweite von Aiane ihr Lager auf. Sie hatten feindliche Reiter gesehen, die sie beobachteten und die ihnen manchmal so nahe gekommen waren, daß sie ihnen Beleidigungen zurufen konnten, aber es war zu keinem Schlagabtausch mehr gekommen. An diesem Nachmittag konnten sie ungehindert ihre Gräben ausheben. Am Abend schritt Philipp nur in Begleitung von Glaukon die Umgrenzungslinie ab.
    »Ich habe Angst«, sagte Glaukon. Er klang so überrascht, daß Philipp lächeln mußte.
    »Hab keine. Morgen ist noch Zeit genug, sich zu fürchten – vorher werden sie nicht angreifen. Sie werden überhaupt nicht angreifen, bevor wir das Lager verlassen haben.«
    »Wie kannst du dir so sicher sein?«
    »Weil ich Derdas’ Gedanken für ihn denke. Er sieht, daß wir nur eine kleine Streitmacht sind, und er will einengroßen Sieg, am hellen Tag und vor den Mauern seiner Stadt. Deshalb ist er so dumm, mich den Ort und die Zeit aussuchen zu lassen.«
    »Spürst du den Wind? Ist es kälter geworden, oder werde ich nur langsam alt?« Glaukon zog sich den Umhang engerum die Schultern.
    Philipp, der nicht einmal einen Umhang trug, grub seine Zehen in die Erde, die der schmelzende Schnee aufgeweicht hatte.
    »Es ist kälter geworden«, antwortete er mit hörbarer Befriedigung. »Vielleicht, wenn die Götter uns gnädig gestimmt sind, wird es heute nacht noch schneien. Ich freue mich über alles, was es Derdas’ Reiterei schwerer macht.«
    Er lachte laut. Es war ein Lachen, das Glaukon noch kälter vorkam als der Wind.
    »Ich war noch nie in einer Schlacht«, sagte der Haushofmeister. »Ich habe mein ganzes Leben am Hof des Königs verbracht und weiß nicht, was Krieg heißt.«
    »Ich auch nicht«, sagte Philipp mit weit ausholender Geste. »Keiner von uns und wahrscheinlich auch Derdas nicht.«
    »Du hast keine Angst.«
    »Nein.«
    War er so überrascht, wie seine Stimme klang? Glaukon dämmerte, wie wenig er von diesem seltsamen Mann wußte, den er aufgezogen hatte und liebte wie seinen eigenen Sohn.
    »Nein, ich habe keine Angst«, fuhr Philipp fort. »Wenn ich morgen erkennen muß, daß ich euch alle in den Tod geführt habe, dann werde ich vielleicht lernen, Angst zu haben.«

              26
     
     
    DIE GÖTTER SCHENKTEN ihnen zwar keinen Schnee, aber bei Sonnenaufgang war es so kalt, daß der Boden hartgefroren und stellenweise so glatt war wie Eis. Eisengraue Wolken hingen am Himmel. Hoch oben in den Bergen konnte entweder jeden Augenblick die Sonne durchbrechen oder ein Sturm sich erheben, der dann Tage dauerte. Philipp hatte nicht vor, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen.
    Beim ersten Licht schickte er Läufer durch das Lager mit dem Befehl, daß jeder in einer halben Stunde kampfbereit sein müsse. Männer, die wußten, daß sie zur Mittagszeit bereits tot sein konnten, aßen ein kaltes Frühstück und schärften ein letztes Mal ihre Schwerter. Man warf sich stumme Blicke zu. Keiner wollte von seiner Furcht reden, und sonst gab es nichts zu sagen.
    Die Fußtruppe nahm, vier Phalangen tief, hinter dem Schutzwall Aufstellung. Die Reiterei war nirgends zu sehen – sie hatte besondere Befehle erhalten.
    Als die Sonne über den Mauern von Aiane aufging, ritt Philipp auf seinem schwarzen Dämon von einem Hengst aus dem Lager. Niemand war überrascht, denn die Könige Makedoniens hatten immer ihre Schlachten vom Rücken eines Pferdes aus gekämpft. Während er zu seinen Soldaten sprach, ritt er vor den beiden Flügeln seines Heeres auf und ab, die Zügel straff gespannt, damit Alastor im Schritt blieb.
    »Die Elimioten glauben, daß sie euch heute töten werden«, sagte er. »Sie sind viele und wir nur wenige, und sie stellen sich vor, daß sie einfach über uns hinwegreiten und mit den Hufen ihrer Pferde niedertrampeln können wie Weizen auf dem Feld. Sie erwarten, daß unsere Reihen sich auflösen und wir davonlaufen, denn das würden ihre Fußsoldaten tun. Wenn sie damit recht

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