Der Makedonier
lag vor seinen Füßen im Staub. Jemand gab ihm eine Lanze, und er stellte sich wieder an seinen Platz in der ersten Reihe.
»Ausrichten!« rief er, und Männer, die um ihr Leben kämpften, fanden noch die Kraft, den Ruf aufzunehmen und ihm zu gehorchen. Mitten im wütendsten Angriff der Elimioten festigten sich die Phalangen, ihre Reihen schlossen sich wieder.
Jetzt war die gegnerische Reiterei in Aufruhr. Die Männer konnten sich nicht zurückziehen, um sich neu zu formieren, und nach den Angriffen auf den rechtenund den linken Flügel der Makedonier waren aus den beiden Einheiten ungeordnete Haufen geworden. Ihre Angriffe waren zwar immer noch gefährlich, aber unzusammenhängend und ziellos, und sie brachten die Phalangen nicht viel mehr in Verlegenheit als ein Schwarm Mücken.
Der dritte Ansturm richtete sich gegen die beiden Flügel von Philipps Armee, die ungefähr im rechten Winkel zueinander standen. Es war ein weiterer Schlag, aber die Phalangen wehrten ihn ab, und so lief die Schlacht auf ein blutiges Patt hinaus, in dem die Elimioten die makedonischen Reihen nicht aufbrechen konnten und der Kampf erst entschieden sein würde, wenn nur noch ein Mann stand.
In diesem Augenblick griff die makedonische Reiterei an.
Sie hatten versteckt hinter den Erdwällen des makedonischen Lagers gelauert und stürmten erst jetzt, da der Gegner seine letzten Kräfte in den Kampf geworfen hatte, auf das Schlachtfeld. Als Philipps Fußsoldaten sie sahen, jubelten sie.
Die Elimioten waren vollkommen überrumpelt, als hätten sie vergessen, daß ihre Feinde Makedonier und ebenso gute Reiter waren wie sie. Dicht beieinanderbleibend schlug die nur zweihundert Mann starke Truppe ein großes Loch in die wimmelnde Masse der elimiotischen Reiter. Plötzlich lagen überall Tote, und die Panik war schon fast zu riechen.
Aber die Elimioten erwartete noch eine zweite böse Überraschung, denn die Makedonier beließen es nicht bei diesem ersten Angriff. Sie ritten weiter, bis sie wieder auf freiem Feld waren, drehten dann um und griffen, noch immer in keilförmiger Aufstellung, ein zweites Mal an.
Doch dieser Angriff war kaum noch nötig. Die elimiotische Reiterei war nur noch ein geschlagener, von Panik ergriffener Haufen, ein leichtes Ziel für die makedonischenBogenschützen und Speerwerfer. Die Gegner waren einfach nicht mehr in der Lage, geordneten Widerstand zu leisten, und es blieb ihnen deshalb nur die Wahl zwischen Flucht und Tod. Sie flohen zu Hunderten.
Erst jetzt sah Philipp Derdas. Der geschlagene König saß etwa fünfzig Schritt entfernt auf einem herrlichen fahlbraunen Hengst, dem er kaum Herr zu werden schien. Er schwenkte sein Schwert über dem Kopf und schrie etwas, wie um seine Männer anzufeuern, aber seine Stimme ging im lärmenden Getümmel der Schlacht unter.
Das machte auch nichts, denn niemand hörte zu. Die elimiotische Reiterei flutete nach Aiane zurück, und zwar in solchen Massen, daß die Pferde die Stadttore verstopften. Schließlich warf auch Derdas sein Schwert zu Boden und floh.
In diesem Augenblick sah Philipp etwas, das er am wenigsten erwartet hätte: Die Tore der Stadt schlossen sich. Die riesigen hölzernen Flügel wurden von innen gegen die hysterische Masse aus Männern und Pferden gedrückt und Derdas fast vor der Nase zugeschlagen. Jemand hatte den Befehl gegeben, die Stadt zu verbarrikadieren und den König und den Rest seiner Männer ihrem Schicksal zu überlassen.
Wie viele waren übrig? Vier- vielleicht fünfhundert Elimioten saßen noch auf ihren Pferden. Der Weg in die Sicherheit der Stadt war ihnen abgeschnitten. Sie wußten, wenn sie jetzt nicht um Frieden bettelten, würden sie vernichtet werden. Die andere Möglichkeit war Flucht.
Derdas drehte sich auf seinem prächtigen fahlbraunen Hengst um und schrie etwas – einen Fluch, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Dann ritten er und viele andere nach Norden, die einzige Richtung, die ihnen noch offenstand.
»Verfolgung!« rief Philipp, und wieder wurde der Rufvon vielen Stimmen aufgenommen. Zwei Einheiten der makedonischen Reiterei machten unverzüglich kehrt und jagten dem König und seinen Gefährten nach. Ihre Pferde waren frischer, aber Derdas kannte das Gelände besser. Philipp wollte ihn lebend, aber aller Wahrscheinlichkeit nach würden er und seine Soldaten in die Berge entkommen, um Philipp eines späteren Tages Schwierigkeiten zu machen.
Nach ihrer Flucht war es unheimlich still auf dem Schlachtfeld. Nicht
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