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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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König, so er König bleiben will, muß Treue verlangen können und sie nicht erbetteln müssen.
    Außerdem war Philipp kein Zauberer. Wenn Bardylis besiegt werden konnte, dann konnten auch andere Männer außer Philipp es tun. Perdikkas war sogar ziemlich sicher, daß er selbst es tun konnte.
    Und wenn es ihm nicht gelang, wenn die Götter wirklich die Absicht hatten, ihn zu vernichten, dann war ein Feldzug gegen die Illyrer nicht die schlechteste Art, sich seinem Schicksal zu stellen.
    Mit seinen dreiundzwanzig Jahren kam sich der König von Makedonien manchmal vor wie ein alter Mann, verbraucht und am Ende. Er war es müde, König zu sein, und in düsteren Zeiten war er sogar des Lebens müde. Er war es müde, beständig in Unsicherheit zu leben. Am liebsten hätte er die Dinge in eine große Krise treiben lassen, nach der dann alle Zweifel ausgeräumt wären. Vielleicht war das die eigentliche Anziehungskraft des Krieges, der Ursprung seines verhängnisvollen Zaubers, die Tatsache nämlich, daß er alles von Grund auf änderte.
    Perdikkas beschloß, an diesem Tag nicht mehr zu arbeiten. Morgen würde er mit den Vorbereitungen für einen Vorstoß Richtung Norden beginnen. Wenn Bardylis im Süden Dörfer plünderte, war es das vernünftigste, ihn dort anzugreifen, wo er am schwächsten war – aber heute wollte er nichts mehr tun. Statt dessen ging er zu seiner Frau und seinem Sohn.
    Seine Ehe war eins der wenigen Dinge in seinem Leben, die ihn nicht enttäuscht hatten, wenn auch nur, weil er von ihr sehr wenig erwartet hatte. Perdikkas war immer der Ansicht gewesen, die Freuden der körperlichen Vereinigung würden überschätzt – die Dichter priesen sie zwar, aber die priesen ja auch den Rausch und das Pferderennen –, und wenn ein vernünftiger Mann Gesellschaft suchte, dann wandte er sich nicht an seine Frau. Aretewar tugendhaft, still, unterwürfig und fruchtbar, und mehr verlangte Perdikkas nicht von ihr. Eineinhalb Jahre nach ihrer Hochzeit hatte sie ihrem Gemahl einen Sohn geschenkt, und sowohl sie wie der kleine Amyntas erfreuten sich bester Gesundheit. Philipp hatte seine Frau und sein Kind verloren und schien wenig geneigt, sein Glück noch einmal zu versuchen, und so war ihm Perdikkas wenigstens in dieser Hinsicht überlegen.
    Der Junge machte ihm viel Freude. Amyntas war ein robustes, gutgenährtes Kind, das beim Lachen bereits zwei Zähnchen zeigte, und er krabbelte mit verwegener Geschwindigkeit über die Felle seiner Kinderstube. Es war ein Vergnügen, mit ihm eine Stunde zu verbringen, seinen stämmigen Körper zu stützen, während er versuchte, aufrecht zu stehen, und sich von seiner Mutter seine neuesten Erfolge erzählen zu lassen. Perdikkas wußte, daß es eigentlich unter seiner Würde war, soviel Interesse an seinem kleinen Sprößling zu zeigen, aber sein Leben schenkte ihm so wenig Freude, daß er es sich gestattete, ihn alle drei oder vier Tage zu besuchen.
    Doch nicht einmal dieses Vergnügen war ungetrübt, denn Perdikkas hatte den Fluch nicht vergessen, den seine Mutter mit ihrem letzten Atemzug über ihn verhängt hatte: Du sollst sterben, wie er gestorben ist, vor den Augen von Fremden. Deine Herrschaft soll in Vernichtung enden, und kein Sohn soll dir nachfolgen. Und deshalb tat der König von Makedonien alles, um seinen Erben vor Schaden zu bewahren. Prinz Amyntas hatte einen eigenen Arzt, und sein Essen kam nicht aus der Hauptküche, sondern wurde unter den Augen seiner Mutter gesondert zubereitet. Sogar die Ammen hatte man gewarnt, daß sie ausgepeitscht würden, wenn der Junge sich auch nur das Knie aufschürfte. Amyntas sollte seinem Vater auf den Thron nachfolgen, und Perdikkas war fest entschlossen, alles zu tun, damit das auch wirklich geschah. Eurydikehatte nicht mit der Stimme des Himmels gesprochen, und nur mit bloßen Worten konnte sie ihren Sohn und sein ganzes Haus nicht vernichten. Seit über drei Jahren war sie nun schon tot, und in der ganzen Zeit hatte ihr Fluch nichts bewirkt.
    Außerdem würde es noch mehr Prinzen geben. Arete war jung und kräftig, und sie würde ihm noch viele kleine, stämmige Knaben gebären. Warum sollte die rechtmäßige Nachfolge nicht für alle Zeiten gesichert sein?
    »Du wirst Amyntas der Vierte sein«, flüsterte Perdikkas manchmal dem Kind zu, wenn es auf seinem Schoß saß und mit den Fingern seines Vaters spielte. »Du wirst nach mir herrschen, und Philipp wird in meinen Diensten alt werden und in deinen sterben.«
     
    Auch

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