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Der Makedonier

Der Makedonier

Titel: Der Makedonier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Guild
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von Elimeia herauszufordern«, bemerkte er, obwohl er wußte, wie ungern sein Herr es hörte, wenn Philipp gelobt wurde. »Man hütet sich davor, auf eine zusammengerollte Natter zu treten.«
    »Geh mir aus den Augen, Euphraeos.« Der Philosoph nahm seine Entlassung hin, ohne mit der Wimper zu zucken. Er verbeugte sich und ging, denn er wußte, daß er sein Ziel erreicht hatte.
    Und Perdikkas hatte ihn sehr gut verstanden. Er war nicht einmal wütend, als er nun hinter dem großen Tisch im ehemaligen Arbeitszimmer seines älteren Bruders saß und mit dem Griff eines zerbrochenen Schwerts spielte, das sein Vater zur Erinnerung an eine längst vergesseneSchlacht aufbewahrt hatte. Er war eher trübsinnig als wütend.
    Immer deutlicher wurde Perdikkas bewußt, daß er als König von Makedonien zum Versager bestimmt war. Er begriff nur nicht, warum das so sein sollte. An mangelnder Befähigung konnte es nicht liegen, er war nicht schlechter als seine beiden Vorgänger. Er war kein Narr und kein Feigling, und doch war seine Herrschaft bis jetzt eine einzige Katastrophe gewesen.
    Hätte Alexandros, wäre er noch am Leben, dies alles ebenfalls hinnehmen müssen? Oder hätte die blinde Gunst der Götter, die ihn erst im letzten Augenblick seines Lebens verlassen hatte, ihm den Weg geebnet? Es wäre ein Trost, glauben zu können, daß dem nicht so wäre, andererseits konnte man sich nur schwer vorstellen, daß Alexandros in einem Zelt saß und sich von einem Athener General darüber belehren ließ, wie nutzbringend es ist, aus den eigenen Fehlern zu lernen.
    Und ihr Vater, der so lang regiert hatte, hatte der nicht auch in seiner Jugend Rückschläge hinnehmen müssen? Hatten nicht die Illyrer ihn einmal sogar von seinem Thron vertrieben? Aber das waren andere Zeiten gewesen, und Amyntas war nach einer langen Zeit des Chaos und der internen Streitigkeiten zum König gewählt worden. Seine Leistung hatte darin bestanden, daß er einen unumstrittenen Thronfolger und ein zwar geschwächtes, aber in Frieden lebendes Volk hinterlassen hatte. Nein, mit seinem Vater konnte er sich nicht vergleichen.
    Philipp bezog er in seine Überlegungen gar nicht mit ein, denn sein jüngerer Bruder war in seinen Augen nicht mehr als ein Flegel, den das Schicksal auf die Höhen des Ruhms gehoben hatte, den es aber bestimmt wieder in den Staub stoßen würde. Philipp war im Grunde genommen ohne Bedeutung.
    Was blieb dann noch außer dem Gefühl, daß die Entwicklung ihm aus der Hand geglitten war, daß er undMakedonien auf eine Katastrophe zusteuerten, die er nicht verhindern, ja nicht einmal genau vorhersehen konnte? Die Athener hatten beinahe vor seiner Haustür Garnisonen errichtet, die Thraker und die Chalkidier hatten einen Bund geschlossen, der seine Ostgrenzen bedrohte, und jetzt kam auch noch diese Sache mit den Illyrern dazu. Er fühlte sich wie gefangen in einem Zimmer, dessen Wände nach innen zu stürzen drohten.
    Im Lauf der Jahre hatte Bardylis von Illyrien seine Nachbarn unterjocht, bis sein riesiges Gebirgsreich alle griechischsprechenden Königreiche des Ostens umklammerte. Jetzt, da das Bündnis mit Lynkestis seine Nordgrenze sicherte, war der alte Gauner in Molossis eingefallen, und Arybbas, der König dieses Landes, konnte nur wenig dagegen tun, daß seine Untertanen von den Lynkestis ausgeplündert wurden. Arybbas war zwar kein Freund, aber seine Absetzung würde für Makedonien eine Bedrohung der Südgrenze bedeuten, die es unmöglich hinnehmen konnte. Die Frage war nur, was konnte Perdikkas dagegen tun?
    Vielleicht wäre es das einfachste, ja das vernünftigste, seinem eigenen, im Spaß gemeinten Vorschlag zu folgen und Philipp dorthin zu schicken. Philipp hatte Erfahrung mit der Kriegführung im Gebirge und kannte die Illyrer aus erster Hand. Außerdem war Philipp, welche Fehler er auch sonst haben mochte, ein guter Soldat. Andererseits sprach so vieles dagegen. Bardylis war nicht nur irgendein kleiner Rebellenhäuptling, und Philipp würde eine Armee von mindestens dreitausend Mann benötigen. Und wenn er siegte, wäre er vielleicht noch gefährlicher als die Illyrer. Als König von Elimeia, mit einer Armee dieser Größe und einem weiteren großen Sieg auf seiner Seite, wäre Philipp kein Untertan mehr, sondern ein Ebenbürtiger. Nichts, absolut nichts würde ihn dann noch zurückhalten außer der persönlichen Treue, die er seinem Bruder und König schuldig zu sein glaubte. Ja, Philipp war treu – im Augenblick. Aber ein

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