Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann am Strand

Der Mann am Strand

Titel: Der Mann am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
Kopf.
    "Machte er irgendwie einen beunruhigten Eindruck?"
    "Davon habe ich nichts bemerkt."
    "Er telefonierte also gestern von Ihrem Apparat?"
    15
    "Ja."
    "Und Sie haben nichts Auffälliges an ihm bemerkt?"
    "Er machte den Eindruck eines netten und freundlichen Mannes. Er bestand darauf, die Telefongespräche zu bezahlen."
    Wallander nickte. "Sie haben mir sehr geholfen", sagte er und gab ihr eine Karte mit seiner Telefonnummer. "Wenn Ihnen noch etwas einfällt, möchte ich Sie bitten, mich anzurufen."
    "Das ist tragisch", sagte sie. "Ein so angenehmer Mann."
    Wallander nickte wieder und ging hinter das Haus, wo ein Weg zum Strand hinunterführte. Er ging bis ganz an die Wasserkante. Der Strand war verlassen. Als Wallander sich umdrehte, sah er Agnes Ehn, die ihm nachschaute.
    Er muß jemanden getroffen haben, dachte er. Etwas anderes ist undenkbar. Die Frage ist nur, wen.
    Er fuhr zurück ins Präsidium.
    Rydberg hielt ihn auf dem Flur an und sagte, es sei ihm gelungen, Alexanderssons Exfrau an ihrem Wohnort an der Riviera ausfindig zu machen. "Aber es nimmt niemand ab", sagte er. "Ich versuche es weiter."
    "Gut", sagte Wallander. "Sag mir Bescheid, wenn du sie erreicht hast."
    "Martinsson war hier", fuhr Rydberg fort. "Man konnte kaum verstehen, was er sagte. Ich habe ihn wieder nach Hause geschickt."
    "Das hätte ich wohl auch getan", sagte Wallander.
    Er ging in sein Zimmer, schloß die Tür und zog den Kollegblock heran, auf dem er zuvor den Namen Göran Alexandersson notiert hatte. Wen hast du am Strand getroffen? Dachte er. Wen? Das muß ich wissen.
    Um ein Uhr war Wallander hungrig. Er hatte schon die Jacke an, um zu gehen, als Hansson an seine Tür klopfte.
    Es war ihm anzusehen, daß er etwas Wichtiges zu sagen hatte. "Da ist etwas, was sich möglicherweise als bedeutsam herausstellen könnte."
    "Was denn?"
    16
    "Wie du dich erinnerst, hatte Göran Alexandersson einen Sohn, der vor sieben Jahren gestorben ist. Er wurde erschlagen. Und soweit ich herausgefunden habe, wurde nie ein Täter gefaßt und verurteilt."
    Wallander sah Hansson lange an. "Gut", sagte er schließlich. "Jetzt haben wir einen Anhaltspunkt. Obwohl ich nicht richtig erkenne, worin er eigentlich besteht."
    Der Hunger, den er eben noch verspürt hatte, war verschwunden.
    Kurz nach zwei Uhr am Nachmittag des 28. April klopfte Rydberg an Wallanders halb geöffnete Tür.
    "Ich habe Alexanderssons Frau erreicht", sagte er und kam herein. Als er sich auf Wallanders Besucherstuhl setzte, verzog er das Gesicht.
    "Was ist mit deinem Rücken?" fragte Wallander.
    "Ich weiß nicht", erwiderte Rydberg. "Aber irgend etwas stimmt nicht."
    "Du hast vielleicht zu früh wieder angefangen zu arbeiten."
    "Es wird nichts besser davon, daß ich zu Hause liege und an die Decke starre."
    Damit war das Gespräch über Rydbergs Rücken beendet. Wallander wußte, daß es keinen Sinn hatte, ihn überreden zu wollen, wieder nach Hause zu gehen und sich auszuruhen.
    "Was hat sie gesagt?" fragte er statt dessen.
    "Sie war natürlich geschockt. Ich glaube, es dauerte eine Minute, bis sie etwas sagte."
    "Das wird teuer für die Staatskasse", sagte Wallander. "Aber dann?
    Nachdem die Minute vorbei war?"
    "Sie wollte wissen, was passiert sei. Ich sagte ihr, wie es war. Sie hatte Schwierigkeiten zu verstehen, wovon ich redete."
    "Kein Wunder."
    "Ich habe auf jeden Fall erfahren, daß sie keinen Kontakt mehr hatten.
    Der Ehefrau zufolge haben sie sich scheiden lassen, weil sie sich miteinander langweilten."
    17
    Wallander zog die Stirn in Falten. "Was meinte sie denn damit?"
    "Ich glaube, das ist häufiger die Ursache für Scheidungen, als man ahnt", sagte Rydberg. "Ich glaube, es muß gräßlich sein, mit einem langweiligen Menschen zusammenzuleben."
    Wallander nickte gedankenverloren. Er fragte sich, ob Mona wohl ebenso dachte. Und was dachte er selbst?
    "Ich habe sie gefragt, ob sie sich jemanden vorstellen könnte, der ihn würde umbringen wollen. Aber das konnte sie nicht. Dann fragte ich sie, ob sie erklären könnte, was er hier unten in Schonen getan hätte.
    Das konnte sie auch nicht. Das war alles."
    "Du hast nicht nach ihrem verstorbenen Sohn gefragt? Von dem Hansson sagt, er sei ermordet worden?"
    "Doch, natürlich. Aber sie wollte nicht darüber sprechen."
    "Ist das nicht ein bißchen sonderbar?"
    Rydberg nickte. "Genau, was ich dachte."
    "Ich glaube, du mußt sie noch einmal anrufen", sagte Wallander.
    Rydberg nickte und verließ das Zimmer. Wallander dachte,

Weitere Kostenlose Bücher