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Der Mann auf dem Einhorn

Der Mann auf dem Einhorn

Titel: Der Mann auf dem Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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in Mythors Faust summte zitternd. Das Schwert leuchtete fast so stark wie vor dem Verrat an Krude .
    Mythor fühlte ein Brennen im Hals. Er blickte ungläubig das heller werdende Schwert an und schob es dann endlich in den Gürtel zurück. Das Leuchten blieb. Das Schwert hatte seine Gedanken belohnt. Sein freiwilliger Verzicht war anerkannt worden.
    »Vielleicht war es doch richtig von mir.«, flüsterte Mythor und setzte sich unweit des Donnersteins auf einen Holzklotz.
    Inzwischen hatten sich alle Wildländer, die sich bewegen konnten, im Kreis um die Tiere, Hester und die Stele aufgestellt. Der weiße Falke, dessen Gefieder sich strahlend vom Mantel des Einhornreiters abhob, saß ungerührt auf Hesters Schulter. Seine runden Augen hatten Mythor bisher nicht losgelassen.
    Hesters Fingerspitzen fuhren über die Linien und Kanten der vielen edlen Gesichter aus Stein. »Schön!« sagte er.
    Mythor versuchte, die Ereignisse der letzten Stunden zu verarbeiten und sie richtig zu beurteilen. Sicherlich ergab das alles irgendwann einen Sinn. Jetzt wusste er nur, dass Hester ihn gerettet hatte und dass der Einfluss des Bösen aus dem Schattenreich auf das verwunschene Tal vorbei war. Hester war von dem Donnerstein hingerissen. Woher hatte dieser wunderschöne Stein diesen Namen?
    Hester fragte undeutlich: »Wo bin ich?«
    Mythor erklärte es ihm, so gut er es wusste. Viel war es nicht. Hester schien gleichermaßen verwirrt und unsicher, und trotzdem ging von ihm ein starkes Selbstbewusstsein aus, das Mythor schon bei den wenigen und flüchtigen Zusammentreffen verblüfft hatte. Auch jetzt wusste er augenscheinlich genau, was er zu tun hatte.
    Er wiederholte unbeholfen genug Mythors letzte Worte und fuhr fort: »Die Wildländer. werden sie mir helfen?«
    »Ganz bestimmt. Sie sind seit vielen Jahren an nichts anderes gewöhnt. Verstehst du mich?«
    »Ja. Ich bleibe. hier.«
    Mythor schüttelte den Kopf. Er begriff nichts. »Du willst tatsächlich versuchen, die Bilder dort an der Felswand wieder neu zu schaffen? Das wird ein Dutzend Jahre oder länger dauern. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie du den Stein bearbeiten kannst? Urzuguhr war Bildhauer. Du bist keiner.«
    Hester lächelte in sich hinein. Das neue Selbstbewusstsein verwischte den Eindruck des Gesichts, der früher viele Menschen erschreckt oder zu Äußerungen des Mitleids gebracht hatte. »Es ist. zu lernen. Ich kann. Bilder machen. Ich lerne«, sagte er.
    Mythor wusste, dass er rätselhafte Bilder malte oder im Schloss Fordmore gemalt hatte. Er sagte anerkennend: »Bei Erain! Ich glaube es dir. Ich traue es dir zu.«
    Der Donnerstein bestand aus einer leuchtend weißen Gesteinsart. Als Hester endlich aufstand und auf den Höhleneingang zuschritt, sah Mythor erst die Schönheit dieses säulenartigen Meisterwerkes. Seine Herkunft lag im Dunkeln, wie so vieles, was Mythor erlebt und gesehen hatte.
    Hester hob die Arme und machte eine grüßende Bewegung zu den Wildländern, die ihn noch immer hingerissen anstarrten. Sie waren entweder von seiner Erscheinung oder seinem Auftreten überwältigt oder von beidem. Offenbar brauchten sie einen Anführer oder Herrscher, der ihrem Leben einen Sinn gab.
    Diese etwa zweihundertfünfzig Menschen, ob auch Frauen unter ihnen waren, hatte Mythor bis heute nicht erkennen können, waren nur ein kleiner Stamm an der Grenze zu Dandamar. Hester hatte sich eine wahrhaft gigantische Arbeit vorgenommen.
    »Du willst tatsächlich hierbleiben?« fragte Mythor und ging neben ihm in die Höhlen hinein.
    »Ja. Ich will. so schöne Köpfe schaffen. wie den Don. Don. Donnerstein.«
    Der Falke kauerte auf Hesters Schulter; lautlos folgten der Bitterwolf und das Einhorn.
    Die Wildländer zogen ihre Kapuzen vor die Gesichter und bildeten ein Spalier. Als ob er genau wisse, wohin sein Weg zu führen hatte, ging Hester auf Urzuguhrs erloschenes Feuer, den Amboss und das Sortiment von Meißeln und Hämmern zu, die den Eingang der kleinen Nische umrahmten.
    »Hier. bleibe ich«, sagte Hester in endgültigem Tonfall. Mythor, stets wachsam und auf jede Überraschung gefasst, verglich unausgesetzt jenen Hester, den Elivara voll schwesterlicher Zärtlichkeit gefüttert hatte, mit dem entschlossenen, völlig gewandelten jungen Mann von heute. Er war zweifellos reifer und härter geworden, und jede Art von Verkrampftheit hatte sich gelockert.
    Hester wandte sich an ihn. Sein Gesicht verzog sich in dem Bemühen, klare Worte zu formen. »Du bist Mythor. Du

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