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Der Mann auf dem Einhorn

Der Mann auf dem Einhorn

Titel: Der Mann auf dem Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Wand. Die Männer landeten in einem großen Schneehaufen, der aufstiebend unter ihnen auseinanderflog.
    Mythor lief, nachdem er das Schwert gepackt hatte, nach rechts. Er bewegte sich genau entlang der zerklüfteten Kante. Unaufhörlich traf Alton die Gerüste, die gesicherten Seile der Gerüste und hölzernen Leiteransätze. Er zerschlug mit kräftigen Hieben die Halterungen. Immer wieder bewiesen ein Knirschen und das darauffolgende Prasseln, dass weiter unten zwischen den Trümmern der Gesichter auch die Plattformen zu Bruch gingen. Schreie der Wut erschollen und wurden vom Wind zerstreut.
    Einmal warf er einen langen Blick in die Richtung des anderen Endes. Er konnte nichts erkennen außer Schnee und Eis und winzigen Erhebungen auf der glatten Fläche des Plateaus.
    Wieder hatte Nachtwind eingesetzt. Schnee trieb in kleinen Kristallen über die Fläche.
    Für die Wildländer, die zwischen Eingang und den Trümmern der Gesichter hin und her rannten, zeichnete sich der junge Fremde hoch über ihren Köpfen als drohende Gestalt ab, die sich schnell und zielsicher bewegte. Der große Fellmantel schien hinter ihm wie ein Schatten zu flattern, das schwach leuchtende Schwert beschrieb Kreise in der Luft, und drohend reckten sich die elfenbeinernen Hörner des Helmes in die Höhe. Ein Lichtblitz funkelte von dem Edelstein über der Stirn auf, ein drohendes blaues Leuchten. Jeder Schritt Mythors ließ Schnee und Eis, vom Wind mitgerissen, über den Hang prasseln. Wieder brach eine Konstruktion aus Holz, Ranken und Seilen in die Tiefe.
    Mythor blieb keuchend stehen, ging so nahe an den Absturz heran wie möglich und spähte hinunter. »Bei Erain!« murmelte er entschlossen. »Das wird wohl hart werden.«
    Einige Augenblicke lang spielte er mit dem Gedanken, quer über das Plateau zu rennen und sich an der gegenüberliegenden Seite hinuntergleiten zu lassen, um von dort aus zu fliehen. Aber er ließ den Gedanken fallen; die Wildländer würden ihn fassen, noch ehe er wieder den Höhleneingang und damit das Pferd erreicht hatte.
    Etwa ein Drittel des Umfangs des Bergs der Gesichter war voller Gerüste, Leitern und Köpfe gewesen.
    Entlang dieser Strecke kamen jetzt Wildländer über die Kante geklettert. Speerspitzen hoben sich über den kapuzenbedeckten Köpfen. Finger krallten sich in den eiskalten Stein und zogen die Körper hoch. Von zwei Seiten schleuderten die Mutigsten Beile nach Mythor. Einem davon wich er aus, indem er sich duckte, das andere schlug er mit einem Hieb Altons zur Seite.
    Langsam lief er auf den ersten Wildländer zu und rief: »Bleib zurück, Kamerad! Ich will dich nicht umbringen!«
    Als Antwort schleuderte ihm der Mann einen kantigen Felsbrocken entgegen. Er traf Mythor an der Schulter. Mythors Stiefel schnellte vor, das Schwert senkte sich, der Wildländer verlor den Halt und rutschte zwischen den Resten der Galerie aufschreiend abwärts.
    Vier Schritt weiter sprang ein Angreifer auf die Felsen. Er holte aus und schleuderte einen Speer nach Mythor. Der sprang zur Seite und duckte sich. Das Geschoß ging eine Handbreit an seinem Rücken vorbei und schlitterte über die Felsenfläche. Mythor sprang auf den Wildländer zu, schob den Saum des Mantels zurück und schlug den Angreifer mit der flachen Klinge zu Boden.
    »Aber ich kann, doch nicht jeden Wildländer, besinnungslos schlagen!« stöhnte er auf und wandte sich den nächsten Gegnern zu.
    Sie kamen, ein halbes Dutzend, in langen Sätzen auf ihn zu. Die Schneiden von Speeren und Äxten funkelten im Mondlicht auf. Der Wind zerrte an ihren Kapuzen. Ein erster Streifen grauer Helligkeit bildete sich im Osten, hinter den treibenden Schleiern aus Schnee.
    Mythor stellte sich zum Kampf. Er hatte keinen Schild, nur sein Schwert. Die Waffe glühte und gab jenes traurige Stöhnen von sich, das ihn verwunderte und die Wildländer erschreckte. Aber noch mehr erschreckte sie die Wildheit, mit der er versuchte, ihren Angriff zurückzuschlagen.
    Während er gegen sie kämpfte, kamen an vielen Stellen andere Wildländer über die Kante und liefen auf die Stelle zu, an der Mythor sich gegen die sechs Angreifer wehrte.
    Er sprang hin und her, duckte sich, verwundete mit gezielten Schlägen und Stichen die Männer, schlug sie besinnungslos, wenn er es schaffte, hämmerte durch ihre Deckung hindurch und versuchte, ihre Waffen schon mit dem ersten Schlag unbrauchbar zu machen. Das Schwert Alton stöhnte nicht nur, die Klinge erzeugte bei den wütenden, weit

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