Der Mann, der die Frauen belog - Roman
können. Dass sie schwanger wurde, war wie ein Wunder, hat der Arzt gesagt. Und da haben Sie sich entschlossen, sie anzulügen.«
»Ja. Ich hab ihr gesagt, dass meine Gene verkorkst wären und ich nur Ungeheuer zeugen könnte, Kinder mit verwachsenen Organen, mit nur einem Auge, ohne Hände und solche Sachen. Aber das ist schließlich kein Verbrechen. Jetzt sagen Sie schon, wie viel Sie haben wollen, damit die Sache aus der Welt ist.«
»Es war eine dumme Lüge. Sie wussten doch genau, dass der Schwindel auffliegen musste, sobald sie Ihren Sohn zu Gesicht bekam.«
»Ja, aber damit war kaum zu rechnen. Mein Sohn ist das ganze Jahr über im Internat und in den großen Ferien im Sommerlager. Meine Frau hat überhaupt keine mütterlichen Gefühle. Im Gegenteil. Peter sieht mir so ähnlich, dass sie um jeden Tag froh ist, an dem ihr sein Anblick erspart bleibt.«
»Aber Amanda hat ihn gesehen und daraufhin das Treffen im Park erzwungen.«
»Unsinn! Wir haben uns immer nur in ihrer Wohnung getroffen.«
»Ich weiß, dass Amanda im Park mit Ihnen zusammen war. Sie brauchen nichts zu sagen. Aber was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«
»Sie wollen mich über meine Rechte belehren? Reichlich albern, dieses Räuber-und-Gendarm-Spiel, finden Sie nicht? Fehlt nur noch, dass Sie sagen, Sie würden mir einen Pflichtverteidiger besorgen, wenn ich mir keinen eigenen Anwalt leisten kann. Sie sind ebenso wenig bei der Polizei, wie ich es bin! Eine miese kleine Erpresserin sind Sie! Wer seine Frau betrügt, ist noch lange kein Verbrecher. Oder habt ihr beide euch zusammengetan und denkt, ihr könnt in einem Zivilprozess Millionen absahnen?«
Mallory zuckte die Achseln. Dass seine verfassungsmäßi-gen Rechte gewahrt waren, hatten die Kameras festgehalten. Er hatte sich, nur wenige Zentimeter von dem Messer entfernt, mit dem Arm am Bücherregal abgestützt. Alles lief wie geplant. Der Haken war nur, dass sie ihren Revolver nicht hatte. Was hatte er damit gemacht?
»Sie haben sich mit ihr im Park getroffen. Sie hatte gerade ihr Kind getötet, weil sie glaubte, es würde als Ungeheuer zur Welt kommen. Als sie Ihre Lüge durchschaute, war sie außer sich und drohte, auf der Stelle zu Ihrer Frau zu gehen. Da haben Sie die Nerven verloren und Amanda umgebracht.«
»Ein Seitensprung und ein Mord … Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, dass sie mehr als einen Mann hier im Haus kannte, dass ein anderer sie umgebracht haben könnte?«
»Nein, nie.«
»Ich an deiner Stelle würde mit der U-Bahn fahren«, sagte Amanda und nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette.
Charles sah sie groß an. Im Taxi hatte er keine Musik gehört. Vielleicht hatte diesmal der Stress die Erscheinung ausgelöst.
Jetzt merkte er, dass seine Schöpfung noch immer nicht ganz fehlerfrei war, denn hin und wieder verwandelten sich Amandas blaue in Mallorys grüne Augen.
»Hier darf man nicht rauchen, Amanda, auf dem Schild steht es groß und breit! Sei so nett und –«
»Ich rauche doch gar nicht, Sportsfreund«, sagte der Fahrer. »Und ich heiße Fred.«
Amanda lächelte, ohne die Zigarette aus der Hand zu legen. »Es hat eben auch sein Gutes, tot zu sein. Man braucht keine Angst vor Lungenkrebs mehr zu haben. Aber wenn es dich stört, mache ich sie aus.«
Er roch weder den Tabak, noch brannte ihm der Rauch in den Augen. Ein gutes Zeichen. Total übergeschnappt war er also noch nicht. Der Revolver drückte, er nahm ihn aus der Hosentasche und schob ihn ins Jackett.
»Was willst du mit der Kanone?«
»Mallory braucht sie.«
»Was ham Sie gesagt?«, fragte der Fahrer.
»Nichts.«
»Wenn’s eilt, nimmst du bei diesem Verkehr besser die U-Bahn«, wiederholte Amanda. Sie sah durchs Rückfenster auf die Autos, die sich hinter ihnen stauten.
»Es geht bestimmt gleich weiter.« Charles wedelte mit der Hand den Phantomrauch weg. »Ein bisschen stört es mich doch. Die Luft ist schon ganz blau …«
Der Fahrer drehte sich um. »Zum letzten Mal, Sportsfreund: Ich rauche nicht.«
Der Qualm wurde dichter. Qualm, der nicht wirklich war und trotzdem alles Wirkliche verhüllte. Charles spürte aufsteigende Panik.
Ruhig bleiben. Ganz ruhig. Es ist ja alles nicht wirklich …
Doch dann wandte er sich Amanda zu, die immer mehr im dichter werdenden Dunst seines Wahns verschwand.
»Hör auf … bitte hör auf …«
»Jetzt reicht’s aber«, sagte der Fahrer. »Raus mit Ihnen, Sportsfreund! Wird’s bald?«
»Dass ich meine Frau betrogen
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