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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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teuflischen Geräusche abzustellen, aber das kostete Zeit, und die brannte ihm auf den Nägeln. Allein die Suche nach den Lautsprechern wäre in diesem elektronischen Dschungel ein schweres Stück Arbeit gewesen. Außerdem tut man sich schwer damit, die Richtung von Tönen zu bestimmen, wenn der eigene Kopf zum Klöppel einer Riesenglocke geworden ist.
    Charles griff sich den von Mallory liebevoll gepflegten alten 38er Long Colt von Louis Markowitz und die Schachtel mit der Munition und suchte das Weite. Das höllische Geläut folgte ihm die Treppe hinunter bis auf die Straße.
    Er winkte ein Taxi heran und bat im Geist die Nachbarn um Verzeihung.
    Kipling schloss die Wohnungstür ab. »Damit wir ungestört plaudern können.«
    Wie würde Charles mit einer verschlossenen Tür fertigwerden? Er war zwar groß genug, um sie einzutreten, hatte aber so etwas vermutlich noch nie gemacht.
    »Wie haben Sie es rausgekriegt?« Harry Kipling setzte sich auf einen Stuhl mit gerader Lehne und machte eine einladende Handbewegung.
    Mallory blieb stehen.
    Er lehnte sich zurück und kippelte nachdenklich auf den hinteren Stuhlbeinen. Sein Gesicht war eingefallen, die länger werdenden Schatten des Nachmittags nisteten in den Vertiefungen unter den hohen Wangenknochen. Er wirkte müde und resigniert. »Was habe ich falsch gemacht?«
    »Sehr viel.« Seit zehn Minuten belauerten sie sich nun schon. Wo war der Revolver? Hatte er ihn vielleicht hinten in den Gürtel gesteckt? Noch war ihm das Messer mit Max Candles Wappen offenbar nicht aufgefallen. »Wie viel wollen Sie?« Kipling lächelte. »Denn darauf läuft es doch hinaus, oder? Sie wollen bei mir abkassieren.«
    »Was ist Ihnen die Sache wert, Harry?«
    »Mit anderen Worten: Was ist mir meine Ehe wert? Wie viel verlangen Sie, damit die Sache unter uns bleibt?«
    »Warum haben Sie es getan?«
    »Aus Verzweiflung. Das muss Ihnen genügen. Jetzt sagen Sie schon, wie viel Sie wollen.«
    »Das muss ich mir noch überlegen.«
    Sie traute sich nicht, noch einmal zu dem Messer hinzusehen. Wenn sie nur nah genug herankäme, konnte sie es mit einem Griff an sich bringen.
    Vorsichtig ging sie um Kipling herum, der noch immer die Spielzeugpistole anstarrte. Sie sah ihn jetzt von der Seite. Er trug ein Polohemd und enge Freizeithosen. Eine versteckte Waffe hätte sich abzeichnen müssen. Wo, verdammt noch mal, war ihr Revolver?
    »Okay, ich hatte ein Verhältnis mit Amanda Bosch. Wie viel verlangen Sie, damit meine Frau es nicht erfährt?«
    »Es geht wohl um ein bisschen mehr als nur um das Verhältnis mit Amanda.«
    »Sie haben mich nur mit einer Frau erwischt. Wenn Sie von anderen wüssten, hätten Sie das inzwischen rausgelassen. Ein Vermögen zahle ich Ihnen dafür nicht. Wie viel also?«
    »Sagte ich schon, dass ich Amanda kannte? Ich weiß, dass Sie Ihre Geliebte belogen haben und dass sie Ihre Lüge durchschaut hatte.«
    »Aber ich habe sie in so vielem belogen …« Das klang fast stolz.
    »Ich rede von der Lüge, die Amanda dazu gebracht hat, das Kind abtreiben zu lassen.«
    »Diese Lüge ist mir kein Geld wert. Außerdem nehme ich Ihnen nicht ab, dass Sie Amanda kannten. Sie sind eine bestechliche Polizistin, nichts weiter. In der Zeitung stand, dass schon Ihr Vater bei der Polizei war. Hat er auch Schmiergelder genommen? Muss wohl in der Familie liegen …«
    »Sagen wir so: Ich habe viel von meinem alten Herrn gelernt. Woher sollte ich wissen, wie Amanda Ihre Lüge entdeckt und was sie zum Äußersten getrieben hat, wenn ich sie nicht kannte?«
    Mallory war nicht umsonst als Kind eine Weltklasse-Pokerspielerin gewesen.
    »Amanda saß an dem Tag, an dem sie starb – an dem Tag, ehe sie Ihnen die Lüge auf den Kopf zusagte –, auf einer Bank hier vor dem Haus. Der Portier hatte alle Hände voll zu tun, es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Mieter, Kinder, Hunde. Und dann sah sie –«
    »Machen Sie’s nicht allzu dramatisch. Sie sah Peter, und sie wusste, dass er nicht adoptiert war. Soll ich Ihnen mal was sagen? Ich war bis zu diesem Moment immer heilfroh gewesen, dass er mir und nicht Angel ähnlich sah.«
    Kipling stand auf und ging zu dem Bücherregal hinüber, auf dem Max Candles Messer lag. Erneut starrte er die Spielzeugpistole an.
    »Wenn Sie Amanda gekannt haben, wissen Sie auch, dass ich für sie nur genetisches Material war. Ich wurde gar nicht gefragt, ob ich noch ein Balg in die Welt setzen wollte.«
    »Und sie wusste nicht, dass sie ein Kind würde austragen

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