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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Betrag wurde dem Treuhandvermögen zugeschlagen.«
    »Ganz schön makaber …«
    »Halten wir uns an die Fakten, Charles. Die Summe machte die Spekulationsverluste des letzten Vierteljahres gerade so wieder wett. Wenn ein Treuhandvermögen zu sehr zusammenschmilzt, droht automatisch eine Bankenprüfung. Eine hoch versicherte Frau stirbt genau zum richtigen Zeitpunkt. Recht aufschlussreich …«
    »Du kannst nicht beweisen, dass ein Verbrechen vorliegt. Soweit ich weiß, war zur Zeit des Selbstmords sonst niemand im Haus.«
    »Das ist Spekulation. Alibis überprüft die Polizei nur bei Tötungsdelikten. Wenn du dich an die Fakten hältst, kannst du gegen alle drei eine Anklage aufbauen. Instinkt zählt für dich offenbar nicht. Aber woher weiß ich wohl, wer der Täter und wer das nächste Opfer ist?« Eiszapfen klirrten in ihrer Stimme, und seine Logik floh zu dem Kater unter die Couch. Inzwischen glaubte er an sie, wie andere an Magie glauben – aber jetzt war es zu spät.
    »Und wer von den Riccalos ist es?«
    »Bedaure, das kann ich dir nicht sagen. Ich hab’s nicht mit Hilfe der Logik rausgekriegt, und da zählt es ja nicht. Gegen einen logischen Geist wie dich können wir kleinen Cops ja doch nicht anstinken. Sag mir Bescheid, wenn du die Lösung hast.«
    »Aber für alle drei spricht etwas. Von der Logik her –«
    »Für Logik und Fakten kann man sich nichts kaufen. Viel Spaß, Charles. Vergiss nicht, den Kopf einzuziehen. Und schick mir mal eine Ansichtskarte.«
    Sie holte Kartons mit Disketten aus der Tasche.
    »Das hört sich ja an, als würden wir uns eine Weile nicht sehen.«
    »Ich habe alle Hände voll zu tun.«
    Er wandte sich nur sekundenlang ab, um zu überlegen, was er zu ihr sagen sollte. Als er wieder hinsah, war sie verschwunden. Die Tür zum Hinterzimmer schlug zu. Der Kater war ihr nachgelaufen. Er war allein.
    »Die Verabredung für heute Abend steht aber noch, ja?«, rief er durch die geschlossene Tür. Schweigen.
    Logik und Fakten, hatte sie gesagt … Als Fakten hatte sich ihre Behauptung herausgestellt, dass Amandas Manuskript autobiographisch war – zumindest, was die Schwangerschaft und den tanzenden Kater anging –, und ihre Vermutung, dass Amanda Bosch sich mit dem Täter verabredet hatte, dass der Mord eine spontane Tat gewesen war. Er stand schon am Aufzug, wäre aber am liebsten noch einmal zurückgegangen und hätte sie gefragt, wer die Bleistifte durch die Luft fliegen ließ.
    Denn sie wusste es. Und erst jetzt fiel ihm ein, dass das Messer noch auf dem Couchtisch lag. Warum hatte sie es mitgebracht? Was hatte sie wirklich im Keller gewollt?
    Robert Riccalo beherrschte den ganzen Raum, obwohl er sich hinter der Finanzseite der Zeitung verschanzt hatte, so dass man nur seine Hosenbeine und das grüne Lederpolster des Klubsessels sah.
    Der Sessel war so dick gepolstert, dass er wie ein Thron die Couch überragte, auf der seine Frau saß. Justin hockte in einem kleinen Lehnstuhl, den man für ein Kindermöbel hätte halten können.
    Über dem Gesabbel eines Weichspüler-Werbespots hörte man Riccalos Zeitung rascheln. Jedes Mal, wenn der Mann auf dem grünen Thron seufzte oder brummte, sah Justin von seinem Buch auf, und jedes Mal, wenn er aufsah, begegnete er dem Blick seiner Stiefmutter. Offensichtlich fand sie Justin Riccalo sehr viel spannender als alles, was sich auf der Mattscheibe tat.
    Drei Köpfe ruckten gleichzeitig herum, als es im Nebenzimmer klirrte. Robert Riccalo sah seinen Sohn an, der sich in seinem Sessel ganz klein gemacht hatte. Sally Riccalo saß stocksteif auf der Couch. Ihre lange spitze Nase wies wie ein Kompass in die Richtung, aus der das geisterhafte Geräusch gekommen war.
    Riccalo war als Erster am Ort des Geschehens. Auf dem Marmorboden lagen blaue Glasscherben. Vier lange, spitze Splitter waren hintereinander aufgereiht und wiesen ins Nebenzimmer. Seiner Frau entfuhr ein erstickter Schrei.
    Justin kam in dem Moment herein, als die erste Glasscherbe sich langsam auf Sally Riccalo zubewegte. Nach einer Schrecksekunde deutete sie auf ihren Stiefsohn: »Das ist sein Werk! Er will mich umbringen! Hinter all dem steckt er …« Robert Riccalo warf seinem Sohn einen unheilverkündenden Blick zu.
    Justin drehte sich um, flüchtete in sein Zimmer, schloss ab und verbarrikadierte mit seiner Kommode die Tür.
    »Justin«, donnerte sein Vater. »Justin!« Seine Schritte kamen bedrohlich näher. Der Türknauf bewegte sich. Justin horchte. Die schweren Schritte

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