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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ich hier wohne, macht ihn verrückt. Mit jeder Nachricht, die ich ihm über die Mailbox schicke, dreht er ein bisschen mehr durch. Mit meinem Einzug habe ich ihn zu meinem Gefangenen gemacht. Er wartet darauf, dass ich ihn holen komme. Bei jedem Klopfen stirbt er tausend Tode. Wenn er das Warten nicht mehr aushält, kommt er zu mir. Aber diesen Moment bestimme ich.«
    Charles hätte schwören können, dass sie während dieses Monologs kein einziges Mal geblinzelt hatte.
    »Jack Coffey hat recht.«
    Knolle staunte sichtlich über Charles Butlers Kühnheit. »Ach ja?«
    »Ja. Und nicht nur in dieser Sache.«
    Der Kater sah weg und gab ihn verloren.
    »Und ich habe Unrecht?«
    Im Klartext: Auf welcher Seite bist du eigentlich? So war das immer. Sie verlangte, dass man sich auf ihre Seite stellte – gegen den Rest der Welt.
    »Wenn du dir einmal die reinen Fakten ansiehst, musst du zugeben, dass sie nicht viel hergeben. Jedenfalls nicht das, was du in den Fall hineininterpretierst.«
    Es war Knolle, der die Alarmzeichen zuerst erkannte – so wie Tiere auch immer zuerst spüren, wenn ein Gewitter im Anzug ist. Er sträubte das Fell und verkroch sich unter die Couch. Und Charles musste an den Alten im Park denken, der aus den Offenbarungen Johannes’ zitiert, von Erdbeben und härenen Säcken gesprochen hatte.
    Die Hand mit den langen roten Fingernägeln griff in die Leinentasche und holte einen Packen Computerausdrucke heraus. »Okay, Charles, dann wollen wir uns mal dein Problem ein bisschen genauer ansehen.« Das Bündel knallte auf den Tisch.
    »Das sind die Fakten – mein Beitrag zur Partnerschaft. Zwei Frauen sind tot. Zwei Versicherungen haben gezahlt. Eine dritte Frau hat Angst – oder tut jedenfalls so. Das Treuhandvermögen des Jungen ist um ein Drittel geschrumpft. Treuhandverwalter ist der Vater. Vermutlich hat er sich auf gewagte Spekulationen eingelassen, denn sein Aktienportfolio und seine Konten sind auch verdächtig abgemagert, aber das ist, wie gesagt, eine Vermutung, und wir reden ja hier von Fakten. Die Stiefmutter ist Programmiererin und kennt sich in der Finanzwelt aus. Sie hat ein Faxgerät und Zugang zu der Unterschrift und den Akten des Treuhandverwalters. Vor ihrer Ehe war sie schon zehn Jahre mit Robert Riccalo bekannt. Die Gegenstände fliegen nur dann durch die Luft, wenn alle drei in einem Raum sind. Ein Bleistift flog auf die Stiefmutter zu. Es ist immer am einfachsten, den Gegenstand auf die Person zufliegen zu lassen, die den Faden zieht, aber ich habe ihn auf dich zufliegen lassen, stimmt’s?«
    Ihre Stimme säuselte jetzt so sanft, dass der Kater den Kopf unter der Couch vorstreckte.
    Woher hatte sie diese Informationen? Die Frage war kaum formuliert, als er sie rasch zu den anderen unausgesprochenen, unbeantworteten Fragen packte, die irgendwo in den Dachsparren seines Gehirns hingen wie schlafende Fledermäuse. Längst hatte er es aufgegeben zu fragen, woher sie das Material bekam, das sie ihm brachte. Er wurde Markowitz immer ähnlicher.
    »Der Junge ist fast nur noch in der Schule«, fuhr sie fort. »Manchmal bis zu sechs Tage in der Woche, ohne auch nur eine einzige Mahlzeit zu Hause einzunehmen. Das hat die neue Stiefmutter so geregelt. Wie gesagt – das Treuhandvermögen ist geschrumpft, und Papa sitzt in der Klemme. Die neue Stiefmutter ist über ihre Firma hoch versichert. Die leibliche Mutter hatte Herzgeschichten. Die Stiefmutter, die Selbstmord beging, war eine Weile in psychiatrischer Behandlung. Das sind Fakten.«
    »Und hat die Dame, die in psychiatrischer Behandlung war, auch Gegenstände durch die Luft fliegen sehen?«
    »Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass sie mal in einer Klinik zur Beobachtung war. Verdacht auf Paranoia. Sie hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Der Arzt, der die Autopsie gemacht hat, sagt, die Familie habe ihm gegenüber keine fliegenden Gegenstände erwähnt. In der Akte ist auch von dem Jungen die Rede. Zweimal fällt im Zusammenhang mit ihm das Wort ›unheimlich‹.«
    In ihren Worten schwang mühsam unterdrückter Zorn, das Gesicht aber blieb völlig beherrscht.
    »Bei Selbstmord gibt es jedenfalls kein Geld von der Versicherung.«
    »Irrtum, Charles. Riccalo hat erfolgreich auf Zahlung geklagt. Eine Ausschlussklausel für Selbstmord war nicht vorgesehen, und als sie die Versicherung abschloss, war sie noch nicht in psychiatrischer Behandlung.«
    »Und Robert Riccalo war der Begünstigte.«
    »Ja. Das also sind die Fakten. Der

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