Der Mann, der die Frauen belog - Roman
haben.«
»Wahrscheinlich war es der Kater«, sagte Angel. »Sperren Sie ihn immer ein?«
»Im Badezimmer ist viel Platz. Ich möchte den Rosens Katzenhaare auf den Polstermöbeln ersparen.«
Als der Mann vom Empfang mit einer nochmaligen Entschuldigung abgezogen war, sagte Angela Kipling scharf:
»Wir haben Ihre Nachricht bekommen.«
»Was für eine Nachricht?«
»Tun Sie nicht so ahnungslos. Ich habe genug gesehen.« Angel deutete mit einer Kopfbewegung zum Arbeitszimmer hinüber. »So viel Elektronik auf einem Haufen ist immer verdächtig. Was wollen Sie? Wie viel?«
»Dafür, dass ich den Mund halte?« Das war fast zu schön, um wahr zu sein. Nur schade, dass die Videokamera nicht lief. Aber was sie von Angel erfuhr, konnte sowieso nicht gegen ihren Mann verwendet werden. »Ich würde lieber mit Mr. Kipling direkt verhandeln …«
»Der Mann im Haus bin ich.«
Angel Kipling ging auf Mallory zu, holte tief Luft, um etwas zu sagen – doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie Mallorys warnenden Blick sah. Gleich darauf schlug die Wohnungstür hinter ihr zu.
In der Küche setzte Mallory die Einkaufstüte ab, legte den Revolver daneben und packte ohne Eile aus. In aller Ruhe verstaute sie noch die Butter im Kühlschrank, dann ging sie gemächlich ins Wohnzimmer, wo schon die ganze Zeit das Telefon spektakelte. Knolle schlug mit den Pfoten ans Aquarium. Dass er an die schönen Fische in dem gläsernen Kasten nicht herankam, bedeutete permanenten Frust für ihn.
»Ich kann’s dir nachfühlen«, sagte Mallory und hob ab. »Mallory.«
»Hier Justin. Ich hab die Bleistifte nicht durch die Luft segeln lassen.«
»Wie bitte?«
»Ich war’s nicht. Wollen Sie mir helfen?«
»Du kennst die Bedingungen. Sobald du mir die Wahrheit sagst, bin ich für dich da.«
Ein tiefer Atemzug, dann war die Leitung tot.
Gleich darauf war Justin vergessen. Durch die offene Tür sah sie die Vase von dem kleinen Tisch fallen und weich auf dem dicken Teppich landen. In einer großen Pfütze lagen gelbe Rosen.
Verdammter Kater!
Doch Knolles Maunzen kam aus einem anderen Raum. Sehr nachdenklich besah sie sich die Blumen, bis ein rotes Blinklicht an ihrem Computer ein Fax ankündigte. Sie holte es auf den Bildschirm. Absender war eine juristische Fachzeitschrift, die in einer ihrer nächsten Nummern einen Vortrag von Richter Heart nachdrucken wollte.
Sie lud das Fax in die Grafikdatei, holte sich den Briefkopf, kopierte ihn auf eine leere Seite und tippte darunter: »Unserer Fachzeitschrift liegt ein Manuskript vor, dessen Wahrheitsgehalt wir gerne überprüfen möchten, um uns gegen eventuelle Verleumdungsklagen abzusichern. Dazu bitten wir um Klärung einiger Fragen. Trifft es zu, dass Sie regelmäßig Ihre Frau schlagen? Trifft es zu, dass Ihre Mutter an einer brutalen Tracht Prügel gestorben ist?«
Die nächste Stunde verbrachte sie recht angenehm damit, bei verschiedenen Leuten im Haus über die Mailbox Computerterror zu verbreiten.
»Ach du meine Fresse!«, sagte Riker, als er vor Mallorys Tür stand. Vorsichtshalber sah er noch einmal genauer hin. Das, was er gern für einen wüsten Traum gehalten hätte, war knallharte Wirklichkeit.
Während er klingelte, hämmerte er gleichzeitig wie verrückt an die Tür. »Mallory! Mallory, bist du da?«
Als sie aufmachte, zog grenzenlose Erleichterung seine Mundwinkel auseinander und brachte seine Füße zum Stehen, die sich schon in Bewegung gesetzt hatten, um die Tür einzutreten. Er deutete auf das große, tiefrote Kreuz an ihrer Wohnungstür. Sie wussten beide, dass es kein Ketchup war.
»Hübsche Idee, Mallory.« Riker ging an ihr vorbei zum Telefon. »Ein bisschen aufwendig, aber eindrucksvoll. Der Täter weiß, wie du heißt und wo du wohnst. Aber das genügte dir wohl noch nicht. Du hattest offenbar Angst, er könnte sich in der Tür irren …«
»Ein Spinner«, sagte sie nur und starrte auf das rote Zeichen.
»Was ist jetzt mit deiner Lieblingstheorie, Mallory? Der Typ verfolgt dich, und das passt nicht zu einem Schlappschwanz, der in Panik zuschlägt und dann die Beine in die Hand nimmt.«
»Es sei denn, er hätte einen Helfer …«
»Zwei der Verdächtigen sind verheiratet. Angenommen, eine der Ehefrauen ist eher wie du – hart, aber herzlich, meine ich –, oder aber –«
»– oder aber ein unterwürfiges Weibchen, das jedem Wink seines Herrn gehorcht.«
»Du tanzt auf zu vielen Hochzeiten, Mallory. Musstest du unbedingt allen dreien die Hölle
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