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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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gerne auch 20.000 Mark. Ob Sie dann damit zu Hause studieren oder nach Amerika gehen, ist Ihre Sache. Wie heißt der Ort, aus dem Sie stammen?“
    Nach kurzem Zögern: „Kronsweide.“
    Der deutsche Name irritierte mich, und noch mehr befremdete es mich, dass er tatsächlich so bereitwillig geantwortet hatte. Verständnislos schaute ich ihn an. Er ergänzte nüchtern:
    „Das liegt in Kasachstan, meine Großeltern kommen von der Wo lga.“
    Ich begriff, aber leider nur halb. Erleichtert darüber, dass er sich entschieden zu haben schien, meinen Weg mitzugehen, tastete ich in me iner Jacke nach Stift und Papier.
    „Und wie heißen Sie?“
    Er schaute mich an, schüttelte langsam den Kopf und schnaubte. Sein Gesicht verkrampfte sich zur Fratze.
    „Du hast ja wohl den Arsch offen! Denkst du echt, ich geb dir hier meine Personalien?“
    Er drehte sich halb zur Seite, als wolle er sich abwenden und gehen, schnellte aber zu mir zurück und verpasste mir einen Stoß mit den Fäusten gegen die Brust, dass es mich aufs Steißbein setzte. Der Aufprall ging mir durch und durch. Mein Becken wurde erschüttert, ich spürte einen Stich in den Hüftgelenken, und beide Handballen, mit denen ich den Sturz reflexartig abfing, wurden so heftig gestaucht, dass ich meinte, sie seien gebrochen.
    Melanie schrie meinen Namen.
    Ich war außer Gefecht gesetzt, und so konnte er sich Zeit lassen, am Rande des Kiesweges einen Stein auszusuchen und aufzulesen, der etwa so groß war wie ein Hühnerei. Ich rechnete mit allem: dass er den Stein auf mich oder Melanie schleudern würde, dass er in blinder Wut ein Fenster oder eine der Laternen einschmeißen oder das Auto zerkratzen wollte.
    Er aber ging gemessenen Schri ttes auf den Haupteingang des Hauses zu, stellte sich etwa zehn Meter davor auf, konzentrierte sich, nahm einen kurzen Anlauf und schleuderte den Stein gegen die Tür. Ich hatte nie zuvor einen derart perfekt ausgeführten und effektiven Bewegungsablauf gesehen. Alle Kraft in diesem Mann übertrug sich auf den Stein und trieb ihn wie ein Geschoss durch das knapp zehn Zentimeter starke Holz der Sicherheitstür. Die Gewalt des Wurfes ließ den Stein fünf gegeneinander verstrebte Lagen Hartholz wie Papier durchschlagen und in der Diele auf den Boden poltern. Augenblicklich heulte die Alarmanlage los.
    Melanie und ich waren fassungslos. Was wir gesehen ha tten, war nicht einfach nur eine Muskelprotzerei und die Demonstration von brutaler Gewalt – es war jener vollständige und tödliche Einklang von geistiger und körperlicher Kraft, wie man ihn von Karatekämpfern kennt.
    Er richtete sich auf, zog seine Jacke zurecht, betrachtete sein Zerstörungswerk. Und dann ging er einfach d avon. Als sei nichts gewesen. Ohne noch einmal zu fordern oder zu drohen. Er folgte mit seinem Watschelgang dem Kiesweg, gelassen wie ein Spaziergänger, verschwand in der Dunkelheit, und das Knirschen seiner Schritte ging auf im Motorbrummen des Porsches und Heulen des Alarms.
    Melanie stieß die Fahrertür auf, sprang heraus und lief zu mir he rüber. Sie packte mich am Arm und versuchte, mich hochzuziehen, aber so ging es nicht. Ich musste mich auf die Knie drehen und ganz langsam rückwärts aufrichten. Gerade stehen konnte ich nicht. Durch den plötzlichen Ruck des Stoßes hatte ich einen Hexenschuss im Halswirbel-Bereich erlitten, ich musste den Kopf schief nach unten halten, um die Schmerzen zu kontrollieren.
    „Wer war denn das bloß?“, fragte Melanie und führte mich am Arm Richtung Haustür. Sie hielt i nne: „Warte mal schnell“ – rannte zurück zum Auto in ihrer Korrektheit, machte den Motor aus, zog den Zündschlüssel ab, griff sich ihre Handtasche, sperrte sogar das Auto ab und eilte wieder zu mir. Ich war schon zur Haustür vorgegangen und betrachtete schiefhalsig das fürchterliche Loch. Das Holz sah aus wie von einer Kanonenkugel zerfetzt. Während Melanie hastig aufschloss, tastete ich über die Splitter.
    „Das ist Wahnsinn“, sagte sie kopfschüttelnd. Die Regelmech anik für die Alarmanlage lag hinter der Garderobe. Sie tippte den Code ein, das Heulen verstummte. Sekunden später läutete es am Portal. Ich betätigte die Gegensprechanlage.
    „Ja?“
    „Polizei. Herr Fercher?“
    „Ja, gut, dass Sie gleich gekommen sind. Moment...“
    Ich drückte den Knopf für das vordere Rolltor und trat wieder vor die Tür. Von der Einfahrt bis zum Haus dauert es bei dem Kiesweg angemessenem Tempo etwa eine Minute. Die Sirene aber wurde

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