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Der Mann, der nichts vergessen konnte

Titel: Der Mann, der nichts vergessen konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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elende Plackerei aus. Wir nehmen nur das Nötigste mit. Wenn wir die Stelle gefunden haben, holen wir die restliche Ausrüstung nach.«
    »Grandioser Vorschlag. Speichere die Position in deinem GPS, damit wir die Stelle nachher gleich wiederfinden. Da der Felsen nicht auf dem Feld zu sehen ist, wird er wohl unter Bäumen versteckt sein – falls er noch existiert. Hier gibt’s jedenfalls, soweit ich vorhin auf der Karte erkennen konnte, zwei Gehölze. Das größere, westlich von hier, haben wir schon aus dem Wagen gesehen. Das da« – er deutete über den Acker hinweg nach Norden – »ist übersichtlicher. Da ich faul bin, schlage ich vor, wir fangen mit dem kleineren an.«
    Sie hatte nichts dagegen einzuwenden.
    Während die beiden das Feld umrundeten, schloss sich die Wolkenlücke, und dichte Finsternis legte sich über das Land.
    Aus der Ferne war ein Grollen zu hören. Kurz darauf stapften sie zwischen Bäumen hindurch, Jamila mit dem GPS-Empfänger und Tim mit dem Metalldetektor; beide benutzten die hellen NSA-Taschenlampen aus Titan.
    Das Duo arbeitete sich in Schlangenlinien durchs Suchgebiet.
    Nach etwa zehn Minuten streifte Tims Lichtstrahl einen Felsen. Er richtete die Lampe auf den gut drei Meter hohen Stein und murmelte: »Skull and Bones lassen grüßen.«
    Auf den ersten Blick glich der schädelförmige Findling jenem in Virginia wie ein Ei dem anderen. Doch es gab einen kleinen, aber bedeutsamen Unterschied.
    »Der hier ist echt«, sagte Jamila.
    »Du meinst, wir haben den Kopf eines Steinbeißers gefunden?«
    Sie sah ihn verständnislos an.
    »Eine Romanfigur aus Michael Endes Die unendliche Geschichte«, erklärte Tim. »Habe ich auf einem Flug nach Rom gelesen. Sehr unterhaltsam.«
    Jamila leuchtete auf die Augenhöhlen des steinernen Schädels. »Dieses Exemplar hier wurde mit ziemlicher Sicherheit von Sonne, Regen und Wind geschaffen. Da sind nirgends Kratzer oder Scharten zu sehen, wie sie von einem Meißel verursacht werden. Bei dem Buford-Felsen war das anders. Er ist eine Kopie von dem hier.«
    »Damit Beales Beschreibung auf beide Plätze zutrifft. Dieser raffinierte Schurke!«
    Sie schüttelte nur den Kopf und murmelte: »Fast wie in einem Déjà-vu.«
    Unverzüglich nahmen sie den Detektor in Betrieb. Jamila ging mit dem eingeschalteten Gerät zur Rückseite des Felsens, genau dorthin, wo in Virginia der Eisentiegel vergraben war.
    Ein anhaltender Piepton erklang.
    Sie schmunzelte. »Eins muss man dem Cowboy lassen: Er ist verlässlich. Komm, ich speichere die Position, dann holen wir die Ausrüstung.«
    Wenig später waren sie wieder am steinernen Totenkopf.
    Jamila steckte rings um den »Punkt X« vier Signalfackeln in den Boden und zog die Kappen ab. Ein grelles, weißes Licht schoss wie aus einer Fontäne heraus – eine mehr als ausreichende Beleuchtung. Tim hoffte, dass man vom nahe gelegenen Waisenhaus die Festbeleuchtung nicht bemerkte.
    Eine kurze Prüfung des Erdreichs ergab noch eine weitere Parallele zu Buford: ein Geflecht aus Baumwurzeln. Jamila hob die fabrikneue Axt vom Boden auf und warf Tim einen skeptischen Blick zu. »Kannst du damit umgehen?«
    »Ehrlich gesagt, habe ich zwei linke Hände.«
    Sie seufzte und murmelte: »Schon verstanden.« Dann begann sie auf das hölzerne Geschlinge einzuhacken.
    Bei einigen stark federnden Wurzeln half Tim ihr dann aber doch und rückte den widerspenstigen Dingern mit dem Fuchsschwanz zu Leibe. Je tiefer sie kamen, desto öfter übernahm er auch das Graben mit dem Spaten. Unterdessen ließ sich von Westen her immer häufiger Donnergrollen vernehmen. Wetterleuchten erhellte den Himmel.

    »Ein Novembergewitter?«, wunderte sich Jamila oben, während Tim unten eine neue Blase an seinen Händen musterte.
    »Vielleicht der Fluch der Schädel und Knochen, weil wir ihre Gruft öffnen«, brummte er.
    Sie bedachte ihn mit einem strafenden Blick. »Mach weiter, du Lästermaul.«
    Nach etwa hundertzwanzig Minuten sowie einem Meter fünfzig Erdreich stieß Tim auf etwas Hartes.
    »Das habe ich heute alles schon mal erlebt«, sagte Jamila und warf ihm den Handbesen in die Grube.
    Tim fegte den Sand zur Seite. »Ein paar Unterschiede gibt es offenbar doch – ich bin auf Fels gestoßen.«
    »Genau so, wie es Beale im Blatt II beschrieben hat.«
    »Hilf mir, die Dinger aus dem Loch zu schaffen.«
    Während sie die kinderkopfgroßen Steine über die Leiter nach oben hievten, verringerten sich die Abstände zwischen den Blitzen am Himmel. Wind kam

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