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Der Mann, der nichts vergessen konnte

Titel: Der Mann, der nichts vergessen konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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vorging. »Das bedeutet nicht, dass die uns bekannte Unabhängigkeitserklärung koscher ist. Wozu sonst der ganze Aufwand mit dem Komitee, mit Skull and Bones und der womöglich jahrhundertelange Kampf gegen den Orden der Akte und Klaue?«
    Jamila atmete hörbar aus. »Jetzt hast du mir aber einen Schrecken eingejagt.«
    »Apropos, Schreck. Ich würde gerne erfahren, was passiert ist, bevor ich im Wald aufgekreuzt bin.«
    Jamila berichtete ihm von Kogans Verrat, von der »Büchse der Pandora«, die er zusammen mit Justin geöffnet und nicht mehr zubekommen hatte, und von allem anderen, was ihr teilweise erst unter dem Totenkopffelsen klargeworden war.
    Anschließend breitete Tim sein Leben vor ihr aus, erzählte von den Anfängen seiner Erinnerung, von jenen schrecklichen Ereignissen in der Nacht des Berliner Mauerfalls und dass der vielfache Mörder und Beschaffer der Rosenholz-Dateien Iwan Gomlek niemand anderer als Emil W. Kogan war.
    Gegen Mitternacht, längst hatten sie sich anderen Episoden ihrer Vergangenheit zugewandt, erreichten sie das Zielgebiet.
    Tim behielt den GPS-Empfänger nun gründlicher im Auge. Sie befanden sich nur dreißig Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Baltimore, das NSA-Hauptquartier lag etwa fünfzig Kilometer südöstlich von ihnen. Vor ein paar Minuten hatten sie Jacksonville passiert, um kurz darauf in die Old York Road einzubiegen. Der Cherokee fuhr zwischen Feldern hindurch, rechter Hand sah Tim die Hofbeleuchtung einer Farm. Dann waren sie mit einem Mal inmitten von Bäumen. Er bat Jamila, rechts in eine kleine Seitenstraße einzubiegen, an dem Abzweig wies ein Hinweisschild den Weg zum »Ashland Orphanage«, einem Waisenhaus.
    »Hier müsste es sein«, sagte er. »Jedenfalls ungefähr.«
    Jamila lenkte den Jeep einfach in den Wald. »Ungefähr?«, neckte sie ihn. Der Wagen schaukelte wild hin und her.
    »Solche diffusen Aussagen ist man von einem Zahlengenie wie dir gar nicht gewohnt.«
    »Beales Versteck liegt auf 39 Grad, 34 Minuten und 5 Sekunden nördlicher Breite und 76 Grad, 33 Minuten und 39 Sekunden westlicher Länge. Sollte er sich nur um eine Bogensekunde vermessen haben, müssten wir in einem Umkreis von 5805,82 Zentimetern suchen.«
    »Zentimeter?«
    »Das sind 4.103.454,1773007 Quadratzoll. Bei einer Abweichung von nur zwei Bogensekunden vergrößert sich unser Suchareal auf…«
    »Schon gut. Vergiss, was ich gesagt habe.«
    »Geht nicht. Ich bin der Mann…« Er verstummte, als sie ihm einen strafenden Seitenblick zuwarf.
    Inzwischen war der Wagen in einer Senke zum Stillstand gekommen, weit genug abseits der Straße, um von dort nicht entdeckt zu werden.
    Jamilas Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug. »Ich bin gespannt, was uns erwartet.«
    Er griff spontan nach ihrer Rechten und drückte sie sanft.
    »Denk an Beales Scherzartikel: Wir wandern ›ins Land des Glücks‹.«
    Sie zog die Stirn kraus. »Das habe ich sowieso nicht richtig verstanden. Ist damit das Glück des Schatzsuchers gemeint?«

    »Nicht nur. Ihr Amerikaner sagt doch merry Christmas –  fröhliche oder glückliche Weihnachten. Und hier sind wir in Maryland.«
    »Das wird aber anders geschrieben.«
    »Klingt aber gleich. Es ist ein Kalauer, Jamila, ein vielleicht nicht sonderlich geistreicher, aber gelungener Wortwitz.«
    Sie verdrehte die Augen. »Beale war eben doch ein Cowboy.
    Dann lass uns durchs glückliche Land marschieren.«
    Beide stiegen aus. Jamila öffnete den Kofferraum und kramte darin herum. Tim beobachtete, wie sie aus einem Karton etliche runde rote Röhrchen in einen Rucksack umfüllte. Er nahm ihr eines aus der Hand, um es genauer zu betrachten. Es glich einem großen Textmarker. »Was ist das? Signallichter?«
    Sie nickte. »Magnesiumfackeln. Die Dinger brennen ziemlich hell, sogar unter Wasser. Komm, hilf mir tragen.« Sie reichte ihm eines der zerlegten Metallsuchgeräte.
    Er steckte die Fackel in die Manteltasche und nahm ihr den Detektor ab.
    Nach etwa zweihundert Metern stießen sie auf ein Feld. Wie auf Bestellung waren die dichten Wolken aufgerissen, und der Mond tauchte die Landschaft in ein silbriges Licht.
    Tim deutete mitten in den Acker. »Der Schatz müsste sich genau da befinden.«
    »Da ist aber kein Totenkopffelsen.«
    »Gut beobachtet. In Buford habt ihr ja auch ein größeres Gebiet absuchen müssen. Wie es scheint, wird uns das hier auch nicht erspart bleiben.«
    Jamila ließ ihre Werkzeuge zu Boden sinken. »Mit all dem Kram artet das in eine

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