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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Biancodero Rauschgift lud?« fragte der Kommissar ironisch.
    Primo Calbez zögerte. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein. Aber …«
    »Kein Aber!« Selvanos Hand schlug durch die Luft.
    »Bei der Polizei sind Logik und Tatsachen interessant. Sonst nichts. Auf Verdächtigungen können wir nichts geben! Und hier liegt der Hund begraben, wie man sagt! Seit Anita Almiranda und Professor Destilliano Selbstmord begingen, ist nichts mehr da, was angreifbar wäre! Die Haussuchung verlief ergebnislos! Biancodero brach bei der erschütternden Nachricht von Anitas und des Professors Tod zusammen und ist noch nicht wieder vernehmungsfähig, und außerdem ist mit ihm ja doch nichts anzufangen, denn schmuggelte Destilliano Rauschgift, so ohne Wissen Biancoderos. Was wollen Sie also noch?! Wir können die Akte schließen und darüber schreiben: Große Blamage!«
    Primo Calbez teilte nicht ganz die Ansicht und den Pessimismus seines Chefs. Wenn er auch einsah, daß nach dem Tode der Familie Destilliano kein einziger Beweis mehr zu erbringen war, ließ ihn doch die geheimnisvolle Person dieses José Biancodero nicht los, den Anita im trauten Kreise nur Fernando nannte.
    »Man sollte sich mehr um diesen Biancodero kümmern«, bohrte er weiter.
    Doch jetzt stieß er auf einen harten Widerstand seines Chefs.
    »Lassen Sie mich mit Ihrem Spleen in Ruhe!« schrie Selvano erregt. »Ich habe mich in Sevilla erkundigt! José Biancodero ist auf unbestimmte Zeit verreist. Er ist bis heute noch nicht nach Sevilla zurückgekehrt! – Logisch: er liegt mit einem Nervenzusammenbruch im Lissaboner Krankenhaus.«
    »Für Sie ist also der Fall erledigt?«
    Selvano nickte. »Ich lege meinen Bericht morgen dem Präfekten vor und lasse dann die Akten schließen.«
    »Und was wird aus José Biancodero?«
    Selvano winkte ab.
    »Um den brauchen wir uns keine Sorgen zu machen! Im Nachlaß Destillianos wurde bei der Haussuchung auch das neueste Testament des Professors gefunden. Alleinerben des gesamten liegenden und Barvermögens sind seine Nichte Anita und José Biancodero. Da Anita Almiranda Selbstmord ohne Testament beging, fällt ihm das ganze riesige Vermögen zu.«
    »Beneidenswert!«
    »Wie man's nimmt. An dem Geld klebt Blut – ich fühle mich wohler!«
    Primo Calbez antwortete darauf nichts. Er steckte sein altes Taschenbuch ein und erhob sich.
    »Ich gehe, Chef«, sagte er gleichgültig. »Heute abend kommt ja doch nichts mehr.«
    Selvano schüttelte den Kopf und sah Calbez kritisch an.
    »Mir scheint, Ihnen gefällt die Auflösung des Falles nicht. Sie haben einen Narren an diesem José Biancodero gefressen! Von mir aus jagen Sie einem Phantom nach – mehr als blamieren können Sie sich nicht! Und noch eins, Calbez: Von mir erwarten Sie bitte keine Unterstützung! Ihren Privatspleen zu decken, bin ich nicht bereit!«
    »Wie Sie wünschen, Selvano«, sagte er höflich. »Aber wenn ich den Kerl zur Strecke bringe, verlange ich eine Extraprämie oder eine Beförderung.«
    Als Dr. Fernando Albez aus dem Lissaboner Krankenhaus nach fünf Tagen entlassen wurde, war er ein mehrfacher Millionär. Aber er fühlte, daß ihn Rätsel umgaben.
    Was mochte Professor Destilliano bewogen haben, sich zu erschießen, nachdem er kurz vorher noch am Telefon war und versprach, zu dem Felsenhafen hinauszukommen?
    Wer hatte ihm den Leuchter an den Kopf geworfen?! Mit wem hatte er gekämpft?! Warum?! Hatte er nicht am Telefon aufgestöhnt, ehe die Verbindung abriß?! Und seine Stimme klang brüchig und zitterig! War er etwa ermordet worden?!
    Und dann der Tod Anitas! War es Unfall oder auch Selbstmord gewesen?! Anita war eine verwegene, aber durchaus sichere Fahrerin gewesen, die mit Bewußtsein nie so weit von der Straße abkommen konnte, auch in der finsteren Nacht nicht!
    Was war in der Rua do Monte do Castello geschehen?
    Warum verunglückte Anita in der Nähe des Felsenhafens, zu dem doch Professor Destilliano kommen wollte?!
    Rätsel über Rätsel!
    Wohlweislich hatte ihm Kommissar Antonio de Selvano die geahnten Zusammenhänge verschwiegen. Und auch der Konsul Condes de Manolda, der zum Begräbnis seines Freundes von Amsterdam herüberkam, verschwieg Dr. Albez die für ihn bis zu einem gewissen Punkt bekannten Motive.
    Manoldas Trauer am Grabe Professor Destillianos war schwer und echt. Wenn auch seine zerknirschte Miene weniger dem Toten, sondern dem Sterben des guten Schmuggelgeschäftes galt, so machte seine Rührung doch einen guten Eindruck und

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