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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich und wandte sich an Manolda zurück. »Brauchen Sie Geld, Konsul? Diese Frage ist rein freundschaftlich …«
    »Papperlapapp! Wir beide haben Geld genug. Aber das Leben muß irgendwie einen Sinn haben, sonst wird es zu blöd! Immer nur Geld ausgeben, wird auch langweilig. Der Reiz des Verdienens fehlt dabei! Das Leben muß eben einen Zweck haben.«
    »Einen Sinn, einen Zweck – dieses Leben …« sagte Dr. Albez bitter. Etwas wie Hohn schwebte in seiner Stimme. »Aber wie Sie wollen – bauen Sie Ihre Obst-Export-Gesellschaft auf – soweit sie mich nicht persönlich belästigt, können Sie mit mir rechnen. Organisation und alles Geschäftliche überlasse ich Ihnen.« Er griff in die Tasche und holte ein Scheckbuch heraus. »Wieviel brauchen Sie, Konsul Manolda?«
    Manolda hob beide Arme und lehnte sich weit in den Sessel zurück.
    »Sie verstehen mich falsch, Doktor Albez«, sagte er leidenschaftlich. »Geld ist das sekundäre Problem. Wichtiger sind mir Ihre Verbindungen.«
    »Sie sind aber nur pharmazeutischer Natur.«
    »Vielleicht kann man sie für einen Obsthandel verwerten.« Er stockte und verbesserte sich schnell. »Ich meine, vielleicht ist dies eine Brücke zu anderen wertvollen Verbindungen …«
    »Vielleicht. – Ich gebe Ihnen die Adressen.«
    »Sie mißverstehen mich noch immer.« Manolda beugte sich vor und schob die im Wege stehende Flasche Martell etwas zur Seite. »Ich brauche Ihre Aktivität! Ich brauche Sie und Ihre Jacht, Ihren Mut und Ihr Draufgängertum, Ihren Scharfblick und Ihre Intelligenz. Alles in allem: ich brauche Sie!« Dr. Albez hob die Hand, aber Manolda winkte ab. »Bitte, sagen Sie jetzt nichts! Ich möchte keinen Entscheid – jetzt nicht! Ich will nicht in Sie dringen, ich will keine Zusage oder Zurückweisung! Überlegen Sie es sich. Die Welt steht Ihnen offen wie noch nie. Nicht die Welt eines reichen Bummlers, sondern die Welt eines Mannes mit großen Plänen und einer großen, lohnenden, die Menschheit nährenden Aufgabe! – Ich werde warten, bis Sie von selbst mit Ihrem endgültigen Entschluß zu mir kommen. – Wo kann ich telefonieren?«
    »In der Halle«, antwortete Dr. Albez leise und versank in ein tiefes Nachdenken. Schnell entfernte sich Manolda.
    In der Halle wählte er eine Lissaboner Nummer, wartete und sagte dann halblaut in den Apparat:
    »Ich bin bei Albez. Habe ihn eben angeschossen. Ich glaube, daß unser Plan gelingt! In einer Woche gebe ich Nachricht! Sorgt bis dahin, daß genügend ›Stoff‹ vorhanden ist!«
    Schnell hängte er dann wieder ein und ging in die Bibliothek zurück.
    Als Kommissar Antonio de Selvano sechs Wochen später wie jeden Morgen die Zentralstelle zur Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels betrat, sah er als erstes voller Verwunderung, daß Primo Calbez eine kleine Obstkiste vor sich stehen hatte und mit liebevoller Sorgfalt einen Apfel aufschnitt.
    »Viel Vergnügen«, sagte Selvano und blickte Calbez reichlich dumm an. »Wußte nicht, daß Sie Vegetarier geworden sind und sich für Obstsalat erwärmen. – Angenehme Beschäftigung?«
    »Hm – es geht!« Primo Calbez lächelte seinen Chef an und schnitt gleichzeitig den siebenundzwanzigsten Apfel durch. »Man lernt nie aus, Selvano. Und übrigens lohnt es sich, sich einmal näher mit dem Export-Obst Portugals zu beschäftigen. – Wissen Sie, daß die Jacht Anita wieder fährt?«
    »Anita? Das ist doch das Schiff dieses Biancoderos?«
    »Und früher gehörte es Professor Destilliano. Ich fand auf ihr ein halbes Kistchen Dolantin!«
    Selvano schob den Hut in den Nacken und ließ sich hinter seinem Schreibtisch auf den Stuhl fallen. Ärgerlich schob er die neuen Aktenbündel von sich weg.
    »Calbez«, rief er. »Fangen Sie schon wieder mit diesem dummen Verdacht an?! Halten Sie Professor Destilliano noch immer für einen Rauschgiftschmuggler?! Der Präsident von Portugal in eigener Person hielt die Grabrede! Sie machen sich langsam lächerlich, mein Bester!«
    »Destillianos Selbstmord und das Unglück Anita Almirandas – wir wollen es vorsichtig ein Unglück nennen – sprechen eine reichlich mysteriöse Sprache.«
    »Seelische Konflikte bläst man nicht auf einer Posaune.«
    »Das nicht, aber seit Destillianos Tod ist der Rauschgiftschmuggel um 70 % zurückgegangen.«
    »Ein dummer Zufall, Calbez.« Selvano nahm seinen Hut ab und warf ihn auf einen Aktenstapel. »Genauso könnten Sie folgern: Seit Destillianos Tod haben wir in Lissabon nur noch 17 Raubüberfälle gehabt, im

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