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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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harmlos, witzig – lachend sah man sich um und weidete sich an der Ratlosigkeit des Irren.
    Dr. Albez tastete sich von neuem ab und sah sich dann um. Verwundert sah er an der Ecke der Heerengracht ein neues, großes Geschäft, das vor einer Stunde noch nicht dagewesen war, sah auf den Straßen völlig neue Autotypen und eine Mode, die vor einer Stunde noch nicht getragen wurde.
    Völlig aus der Bahn geworfen, ratlos, verwirrt, erschüttert und ein wenig ängstlich setzte er sich wieder auf die Bank und spielte mit dem Panamahut.
    »Was wird Antje sagen, wenn ich so nach Hause komme«, fuhr es ihm durch den Kopf. »Antje, die so sparsam ist, die jeden Gulden dreimal herumdreht, ehe sie ihn ausgibt.« Und er schlief am hellen Nachmittag auf der Bank ein, ließ sich bestehlen und sogar umziehen.
    Dr. Albez schüttelte den Kopf und starrte vor sich auf die Straße. Die Abendschatten hatten mittlerweile die Bank erreicht und umspielten die Gestalt in dem hellen Freskoanzug. Der Brillantring am kleinen Finger der linken Hand glitzerte.
    Was soll ich tun, dachte Dr. Albez. Soll ich so nach Hause gehen? Oder soll ich erst die Polizei um Hilfe anrufen? Aber man hat doch keinen Anhaltspunkt. Solch einen Anzug, wie ich ihn hatte, gibt es in Amsterdam zu Tausenden. Und was will man ausgerechnet mit einem solch abgetragenen Anzug? Wenn man stiehlt, dann sucht man sich doch Werte aus! Was wollte man an mir stehlen? Das Gummipüppchen?! Er mußte lächeln trotz seiner Ratlosigkeit. Das Gummipüppchen für Fietje … gestohlen …
    Das Rätsel um ihn wurde riesengroß und wuchs über ihn hinaus. Er kam sich klein und armselig vor. Und er wagte nicht, nach Hause zu Antje zu gehen …
    Plötzlich hatte er einen Gedanken. Er stand auf, ging zum Park-Theater und bat den Portier, einmal telefonieren zu dürfen. Dann wählte er die Nummer der gutmütigen Postinspektorswitwe, der Etagennachbarin, und wartete, bis sich ihre Stimme im Apparat meldete.
    »Ja? Ist dort Noorderstraat? Ja? Hier ist Pieter van Brouken … kann ich meine Frau …«
    Erschreckt hielt er inne. Aus dem Apparat kam mit erhobener Stimme eine Menge von Schimpfworten und Frechheiten, die ihn verstummen ließ. Hilflos hörte er die Worte ›Flegel, Unverschämtheit, Polizei benachrichtigen, Lümmel‹ und legte dann zitternd den Hörer auf die Gabel. Als er sich umdrehte, sah er, wie der Portier sich in eine Ecke gedrückt hatte und ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Auf seine Frage gab er keine Auskunft, sondern stierte ihn stumm an. Kopfschüttelnd verließ Pieter van Brouken – so wollen wir ihn wieder nennen – das Parktheater und machte sich schweren Herzens auf, Antje unvorbereitet von dem ungeheuerlichen Geschehen zu unterrichten.
    Je näher er der Noorderstraat kam, um so langsamer wurde sein Schritt. Wie sage ich es nur Antje, grübelte er, wie kann ich es vermeiden, daß sie bei meinem Erscheinen, bei meinem neuen Anzug und dem Panamahut nicht gleich vor Schreck in Ohnmacht fällt? Antje ist doch so zart und fein, und sie regt sich immer so auf … der Arzt sagte doch mal, man müßte sie schonen … Ob man erst den Kopf durch die Tür steckt und sagt: »Antje, bitte erschrick nicht … ich habe eine ganz große Überraschung für dich … aber keine gute …« Dann wird sie vorbereitet sein und nicht gleich losweinen …
    Vor seinem Hause hielt Pieter van Brouken an. Er blickte empor und wunderte sich, daß Antje andere Gardinen an den Fenstern hatte. Heimlich gekauft, dachte er sich, vom Wirtschaftsgeld abgespart, die gute Antje. Und er lächelte glücklich.
    Zögernd ging er die zwei Treppen empor und stand dann vor der Tür. ›Van Brouken‹ stand da auf einem billigen Emailleschild. Drinnen in der Wohnung hörte er Antje laufen … eine Kinderstimme rief dazwischen, dann polterte etwas zu Boden … Fietje, dachte von Brouken, er hat etwas fallen lassen. Jetzt wird Antje herbeispringen und es schnell wegräumen, damit er, der Papa Pieter, wenn er nach Hause kommt, nichts merkt. Oh, er kannte jeden Handgriff seiner Antje, alle kleinen und großen Geheimnisse … die kleine, blonde Antje.
    Mit ein wenig zitterndem Zeigefinger drückte er auf die Klingel, Schrill klang der Ton in der Wohnung. Durch die Zimmer kam ein leichter Schritt, ein Schlüssel drehte sich von innen im Schloß, die Klinke ging herunter.
    Da drückte Pieter van Brouken die Tür einen Spalt auf und steckte den Kopf hinein.
    »Antje«, sagte er, »ich habe …«
    Ein schriller,

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