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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wachzuhalten. Mehr denn je braucht heute die Menschheit in der Not den Segen der Wissenschaft und daher auch uns, die wir sie in das Volk tragen.
    Ich möchte Sie daher bitten, zu mir nach Amsterdam ins ›Europäische Haus‹ zu kommen, wo ich Ihnen einen Plan vorlegen werde, der ganz im Sinne unseres Ricardo ist und der bereits bis ins einzelne vorbereitet ist: die Gründung der Pharmazeutischen Export-Company Manolda & Co. Ich darf Sie in den nächsten Tagen in Amsterdam erwarten. Immer Ihr Manolda.«
    Dr. Albez war sich vollkommen darüber im klaren, daß dieser Brief eine Falle war. Er gab sich von Beginn an nicht der Illusion hin, Manolda würde wirklich noch leben und hätte dieses Schreiben geschickt in der Absicht, dem Zustand des Rätselratens ein Ende zu bereiten.
    Jetzt geht es um das Ganze, dachte er sich. Und jetzt wird es sich vor allem auch zeigen, was hinter den geheimnisvollen Toten verborgen liegt und warum Anita sterben mußte!
    Anita! Sie war noch immer der Drehpunkt seiner Gedanken, und es verging kein Tag, an dem er nicht den Vorwurf gegen sich selbst bestärkte, irgendwie an dem Tode des geliebten Mädchens mitschuldig zu sein.
    Und so saß er in seiner Limousine in den dicken Polstern, blaß, vergrämt, zusammengefallen – ein Millionär, den seine Millionen fraßen.
    Brummend bog der schwere Wagen um die Ecke und schoß dann mit großer Geschwindigkeit auf der Straße nach Lissabon dahin.
    Als er um die Ecke der Felsenstraße bog, trat ein kleiner, unscheinbarer Mann aus einer Gesteinsnische und blickte dem Auto nach. Dann schob er ein Motorrad aus einer Felsspalte, trat den Anlasser herunter und ratterte mit springenden Rädern in entgegengesetzter Richtung davon.
    Der Kreis um Dr. Albez hatte sich geschlossen.
    Er schien es zu ahnen und lächelte in seinen dicken Polstern, als der Wagen sich den Vororten Lissabons näherte.
    In der kleinen Villa Konsul Manoldas in Den Haag saßen um die gleiche Zeit zwei Männer vor einem kleinen, tickenden Kurzwellenempfänger und nahmen eine Meldung auf, die sie sichtlich befriedigte.
    »Er kommt also«, sagte der eine mit einem südländischen Typus und einer leicht singenden Sprache. »Sie müssen versuchen, ihn entweder zu überzeugen oder ihn einfach kaltzustellen. Sie wissen, wer dieser Dr. Albez ist.«
    »Pieter van Brouken.«
    »Richtig. Er lebt seit sieben Jahren in einer Bewußtseinsspaltung. Will er auf unsere Vorschläge nicht eingehen, so betäuben Sie ih n, mit Chloroform und bringen ihn hierher. Wir werden ihn dann mittels Schrecktherapie und durch ein Nervenserum wieder als Pieter van Brouken auf die Beine stellen.«
    Der andere nickte lächelnd.
    »Womit ein Dr. Albez aufgehört hat zu leben und wir einfach aufgrund eines plötzlich aufgefundenen Testaments, in dem er sich als Selbstmörder bekennt, das schöne Erbe antreten. Nicht übel, mein Freund.«
    »Man muß Ideen haben«, sagte der andere selbstbewußt, »um im Leben etwas zu werden …«
    Dann bauten sie gemeinsam den Empfänger ab und versteckten die Teile in verschiedenen Kellerräumen unter Kohlen und altem Gerümpel.
    Um die gleiche Zeit wurde Chefkommissar Selvano von der alarmierenden Meldung überrascht, daß sich der Rauschgiftschmuggel wieder stabilisiert habe, und zwar in Westeuropa. Man hätte große Organisationen in Aachen, Paris und Brüssel festgestellt, die Kokain, Marihuana und vor allem das neu eingeführte Dagga aus Afrika in katastrophaler Menge unter die Leute brächten. Die Spur führe nach wie vor nach Las Palmas, das als der Umschlaghafen dieser Organisation angesehen werden müsse.
    Für Selvano war es somit klar, daß Biancodero und Manolda nicht die Köpfe dieser Organisation sein konnten, wie auch Destilliano vielleicht hie und da einmal ein Rauschgiftpaket verkauft haben mochte, aber niemals der Initiator dieser Verbrechen gewesen sein konnte. Das Aufleben der neuen großen Schmuggelfahrten war nun wieder ein Beweis, daß man sein Interesse auf einen völlig falscher Punkt konzentriert und die Spürnase Primo Calbez dieses Mal kläglich versagt hatte.
    Kommissar Selvano war es unangenehm, daran zu denken. Niemand erinnert sich gern an einen großen Fehlschlag, und so nahm er sich vor, nie mehr an diesen Fall zu denken.
    Es war der 20. Juni 1930, als die dunkle Limousine mit knirschenden Bremsen am Kai des Lissaboner Hafens hielt und Dr. Albez in einem weiten Reisemantel und mit zwei hellen Schweinslederkoffern über die Laufbrücke an Bord der

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