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Der Mann, der starb wie ein Lachs

Der Mann, der starb wie ein Lachs

Titel: Der Mann, der starb wie ein Lachs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
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Schwarm!«
    Eine rosige Tornedalerin schnappte sich Jan Evert Herdepalm und zog ihn mit sich auf den Tanzboden. Esaias sah, wie sich Therese näherte, erhitzt und aufgekratzt nach dem Drink.
    »Ngongo«, murmelte er.
    »Was bedeutet das?«
    »Willst du mit mir tanzen?«
     

55
     
    Das Haus war dunkel und verschlossen. Esaias und Therese lagen dicht beieinander und atmeten tief, während das erste graue Morgenlicht durch die Gardinen hereindrang. Das Zimmer roch ein wenig abgestanden, die Luft erschien schwer und sauerstoffarm. Der Schatten in der Türöffnung wartete reglos. Spähte wachsam ins Schlafzimmer, blieb aber vollkommen still. Ein Auto fuhr in weiter Ferne die Landstraße entlang, vielleicht ein Taxi mit den letzten Nachtschwärmern.
    Sein Arm lag auf der Decke. Der Schatten näherte sich ungemein leise mit leichten, ausholenden Moskitoschritten. Lautlos beugte er sich hinunter. Schaltete die Taschenlampe ein. Der schmale Lichtstrahl huschte über die Haut, suchte nach einer Vene. Die Nadel wurde gehoben. Der Moskitoschnabel. Die ungemein dünne, stahlblanke Kanüle.
    Esaias' Faust flog hoch. Umklammerte das Handgelenk. Vollkommen still drehte er es. Fester. Etwas fiel zu Boden, ein leichter Plumps auf dem Teppich.
    Er betrachtete die Gestalt. Weit aufgerissene, hasserfüllte Pupillen. Mit seiner freien Hand hob Esaias die Spritze mit der trüben Flüssigkeit vom Boden auf.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann du kommst«, flüsterte er.
    Der Schatten fauchte. Versuchte sich loszureißen. Die Oberlippe war starr, merkwürdig nach oben gebogen. Aber die Hände begannen zu zittern. Die langen, schmalen Krankenschwesternfinger in den Plastikhandschuhen.
    »Lass mich los!«
    Esaias zögerte. Löste dann den Griff und sah, wie die Gestalt sich das Handgelenk rieb, während sich Therese gleichzeitig im Schlaf umdrehte und leise grunzte.
    »Du dachtest, ich wäre besoffen«, sagte er. »Dass ich wie ein Stein schlafen würde?«
    »Das ist nur mein Insulin«, murmelte sie.
    »Hör doch auf, Helena Fossnes. Oder besser Forsnäs, ins Schwedische übersetzt von Koskenniemi.«
    »Ich verstehe nicht, was du …«
    »Helena Koskenniemi, weißt du, wie ich draufgekommen bin?«
    Die Frau betrachtete ihn, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Therese hat mich mit zu ihrer Großmutter ins Krankenhaus genommen. Ihre alte, nette  ›värmländische Oma‹. Also deine Mutter.«
    »Die Alte ist senil.«
    »Nein. Nicht immer. Nicht, wenn man Meänkieli mit ihr spricht.«
    »Meänki …«
    »Es fing mit dem Foto an, das auf dem Nachttisch stand, ihr Elternhaus. Ich habe meinen Augen nicht getraut. Das sollte Värmland sein, haha, das war unser alter Familienhof in Aareavaara. Ich habe ja selbst dort gespielt, als ich noch ein Kind war und wir Mommo und Moffa dort besucht haben. Warum stand das da? Bei einer alten Dame in Stockholm?«
    Esaias machte eine Pause. Die Frau drehte ihre schmale Armbanduhr um, drehte und drehte sie. Die Goldkette blinkte.
    »Und dann fügte sich langsam ein Teilchen zum anderen. Mutta miksi, Helena? Miksi sie tapoit sen?«
    Das bohrte sich in sie hinein. Finnisch. Sie war ganz still, der Hals war wie zusammengeschnürt. Doch dann spürte er es. Etwas schwoll darin an. Wurde weicher.
    »Mie en ossaa ennä meänkieltä. Ich kann kein Tornedalfinnisch mehr, ich war ja noch so klein …«
    »Miksi, Helena? Warum hast du ihn umgebracht?«
    »Hän oti äitini minulta. Er hat mir meine Mutter weggenommen. Mama war ja nur ein armes Tagelöhnermädchen, und ich war unehelich geboren. Martin Udde brachte das in der Jugendbehörde zur Sprache. Es heißt, dass ihm, als er das erste Mal versuchte, mich wegzunehmen, eine Axt hinterhergeworfen wurde.«
    »Das war Henriikka«, bestätigte Esaias, »Henriikka hat den Kerl davongejagt.«
    »Aber Martin konnte nie klein beigeben. Er ist zurückgekommen. Ich war vier Jahre alt, als Martin Udde wieder reingetrampelt kam. Sie haben Mama festgehalten, und ich bin in den Schnee hinausgelaufen. Ich lief und bin hingefallen, und Martin hat mich gepackt und geschrien, dass ich jetzt meine Mutter nie mehr wiedersehen würde. Jetzt siehst du deine Mutter nie wieder …«
    Thereses Mutter verstummte. Schaute sich verwirrt um, als suchte sie etwas zu trinken.
    »Und das hast du nie vergessen können?«
    »Er hat mir meine Wurzeln genommen. Meine eigene Mutter. Er hat mich ins Kinderheim gebracht.«
    »Mein Gott, ja«, sagte Esaias.
    Er schielte zu Therese hinüber. Weiche

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