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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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sagen. Sie ist nur hingefallen und hat sich einen Nerv im Gesicht verletzt. Deshalb sieht sie so verändert aus. Aber wir geben ihr ein paar Spritzen und lassen sie schlafen. Bald wird sie wieder ganz die Alte sein.
    »Bin ich froh, dass endlich jemand mit mir spricht.« Röhrdanz räusperte sich, seine Stimme hörte sich an wie eine rostige Säge.
    »Bitte kommen Sie, hier sind wir ungestört.«
    Der Chefarzt wies ihm höflich den Weg in sein Sprechzimmer und bot ihm einen Stuhl an. Röhrdanz ließ sich mit zitternden Knien darauf nieder und musste sich an der Tischkante festhalten.
    »Ein Glas Wasser?« Der Chefarzt füllte ein Glas mit Leitungswasser und stellte es vor Röhrdanz ab.
    »Danke.« Röhrdanz’ Hand zitterte so sehr, dass er das Glas kaum zum Mund führen konnte. Wie ein Verdurstender kippte er das Wasser herunter.
    Ist es so schlimm?, dachte Röhrdanz, während er hastig trank. Wenn sie einem Wasser anbieten, ist es schlimm.
    Der Arzt setzte sich etwas zu umständlich auf seinen Ledersessel hinter dem wuchtigen, mit Akten und Notizen überladenen Schreibtisch, und putzte sich ebenso umständlich die Brille.
    Röhrdanz starrte ihn an. Sein Herz pochte so wild, dass er Angst hatte, nichts von dem zu verstehen, was der Chefarzt ihm mitteilen würde. Hauptsache, er überschüttete ihn nicht mit so einem Schwall lateinischer Ausdrücke wie vorhin der Oberarzt.

    Der Chefarzt setzte seine Brille auf und sofort wieder ab, um an dem Brillenbügel zu kauen. Anscheinend suchte er nach den richtigen Worten.
    »Herr Röhrdanz, es tut mir leid, dass ich im Moment keine besonders guten Nachrichten für Sie habe …«
    Röhrdanz schien in ein tiefes Loch zu fallen. Er umklammerte das Wasserglas so fest, dass es beinahe zu zerspringen drohte.
    »Ich habe Ihre Frau ausführlich untersucht …« Der Chefarzt fixierte sein nervöses Gegenüber und zupfte sich hilflos am Kittelkragen. »Das sieht leider sehr böse aus.«
    »Krebs?«, kam es aus Röhrdanz’ ausgedörrter Kehle, weil das das Schlimmste war, das er sich vorstellen konnte.
    »Nein, nein, kein Krebs.«
    »Na dann ist ja gut.«
    »Nein, es ist leider etwas …« Der Chefarzt suchte nach den passenden Worten. Konnte es etwas SCHLIMMERES als Krebs geben? Also, AIDS war es bestimmt nicht. Da war Röhrdanz ganz sicher. Und etwas NOCH Schlimmeres gab es doch nicht, oder?
    »Ihre Frau …« Der Chefarzt sah in die Akte, die in aller Eile angelegt worden war, und suchte darin nach dem Vornamen.
    »Angela«, krächzte Röhrdanz.
    »Angela …«, wiederholte der Chefarzt, und seine Stimme war nicht weniger belegt, »… ist leider schwer krank.«
    »Aber wieso denn, die war doch heute Morgen noch putzmunter.«

    »Sie hat einen Gehirnschlag erlitten, mit noch nicht absehbaren Folgen …«
    »Das kann doch gar nicht sein! Sie hat mich angerufen, dass sie ihren Arm nicht bewegen kann …«
    »Ja, das ist ein typisches Symptom für einen Schlaganfall.« Der Chefarzt rieb sich die Schläfen. »Herr Röhrdanz, wir müssen sie so schnell wie möglich operieren, und das geht hier in Leverkusen nicht, denn dafür fehlen uns die nötigen Spezialisten. Ihre Frau wird gerade nach Düsseldorf gebracht, dort hat man Erfahrung mit solch seltenen neurologischen Notfällen. Ich fahre jetzt sofort hinterher, obwohl ich eigentlich zum Kongress sollte …« Der Chefarzt sah hastig auf seine Armbanduhr. »Bitte entschuldigen Sie mich jetzt.«
    Das ist ja Wahnsinn, dachte Röhrdanz. Das muss etwas unfassbar Schlimmes sein.
    »Ja, aber Sie können mich doch jetzt nicht einfach so …«
    »Ihre Frau liegt höchstwahrscheinlich im Wachkoma, das in Fachkreisen Apallisches Syndrom genannt wird. Aber wir versuchen zu retten, was zu retten ist!« Der Chefarzt erhob sich und machte Anstalten, sich seines Kittels zu entledigen.
    »Was heißt das?«, flüsterte Röhrdanz.
    »Wie soll ich Ihnen das auf die Schnelle erklären? Ich würde sagen, das hat jetzt keinen Zweck. Fahren Sie nach Hause, und wir rufen Sie an.« Der Kittel flog in die Ecke. Der Chefarzt riss seinen Mantel vom Haken und eilte zur Tür.
    »Meine Frau ist schwanger«, sagte Röhrdanz. Er wunderte
sich, wie sachlich ihm diese Feststellung über die Lippen gekommen war.
    Ein ungläubiges Stöhnen war die Antwort. Der Chefarzt drehte sich um und strich sich fahrig über die grauen Haare.
    »Heißt das, sie könnte das Baby … verlieren?«
    Der Chefarzt trat auf Röhrdanz zu und legte ihm die Hand auf die Schulter: »Das wird unsere

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