Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
Vom Netzwerk:
mich
geirrt«, sagte Angela, »ich bin nämlich schwanger.«
    »Ja«, sagte Frau Masur, »da
werden Sie sich wohl geirrt haben.«
    »Ach, Sie sind schwanger«,
kicherte ihre Freundin. »Hätten Sie es nicht gesagt, hätte ich es gar nicht
gemerkt«, dann prustete sie in ihr Glas.
    »Möchten Sie sich nicht
setzen?« fragte Bärbel. Und sie sagte es so, daß klar war, Angela möge sich
bitte weitweg setzen. Notgedrungen geruhte Angela, mich wieder zur Kenntnis zu
nehmen: »Ich muß mich setzen«, sagte sie vorwurfsvoll.
    Ich führte sie zur Sitzgruppe.
Da saß Werner mit einer Tanja nicht unähnlichen Schönheit. Werner war die richtige
Gesellschaft für die schmucktriefende Angela. »Darf ich dir meinen Juwelier
vorstellen?« sagte ich.
    »Deinen Juwelier?!« Zuerst
erschlaffte sie vor Neid, dann riß sie beide Hände auf ihren Bauch, damit
Werner die Ansammlung ihrer Ringe und Armreifchen besser sehen konnte. Affig
wie üblich, sagte sie zu Werner: »Wenn Sie für mich auch was Hübsches haben,
besuche ich Sie mal. Ich muß Sie aber warnen, meine Haut verträgt nur 750er
Gold.«
    »Ich hab nichts für Sie«, sagte
Werner, »ich führe keine Massenware. Aber wenn Sie mal ein gutes Stück wollen,
ein Einzelstück, lassen Sie sich von Viola meine Adresse geben.«
    Angela stand empört auf:
»Ichmuß jetzt zu meinem Daddy!« Sie ging aber zu dem Fliesenleger im Frack. An
ihren Gesten war deutlich zu erkennen, daß sie sich über meinen unverschämten
Juwelier ausließ.
    »Das war geschäftsschädigend
für dich«, sagte ich zu Werner. »Ach was, wer solches Zeug trägt, kauft sowieso
nicht bei mir. Sie darf gern weitererzählen, was ich gesagt habe, das freut
meine Kundinnen.« Dann schäkerte er weiter mit seiner tanjaähnlichen Schönheit.
    Später sah ich Angela mit
meiner Mutter in einer Ecke sitzen, sie fachsimpelten über Geburten.
     
    Es war schon nach acht, als
Rufus an sein Glas klingelte. Er dankte den Gästen für ihr Kommen und erzählte
die Geschichte der Hotelrenovierung, wobei er allen, die daran irgendwann
beteiligt waren, in der Reihenfolge ihres Erscheinens dankte: Zuerst dankte er
Tanja, dann seiner Schwester und seinem Schwager — als er mir dankte,
zerdrückte er unter großem Beifall viele Rosen auf meinem Kleid —, er dankte
allen Handwerkern, er dankte meinem Onkel heftig, er dankte Elisabeth für ihre
Unterstützung, er dankte allen bis hin zu Harald und Dr. Gräfin Wartenstein.
Nach all dem Dank verkündete er, wieder unter großem Beifall, daß wir jetzt die
Zimmer besichtigen.
    Rufus führte einen Teil der
Gäste, ich die andern. Nur Angela blieb unten sitzen, das sei zuviel für sie.
Alle andern, über hundert festlich gestimmte und gekleidete Menschen, drängten
sich durch die Flure. Wir besichtigten zuerst die erste Etage, zeigten auch die
Zimmer, in denen unsere Gäste wohnen, die allgemeine Begeisterung wurde in der
zweiten Etage schon fast langweilig, aber es freute mich sehr, daß Elisabeth
alles zurücknahm, was sie je gegen Blümchentapeten gesagt hatte. Ihre
Kommentare interessierten mich mehr als all das überschwengliche Lob, weil
Elisabeth professionell mitdachte.
    »Gut, daß du die Bilder in
einfachem Glas gerahmt hast und nicht in dem matten reflexfreien Glas«, sagte
sie, »modernes Glas paßt nicht zu Drucken von alten Bildern.«
    »Find ich auch, außerdem ist
das normale Glas billiger. Nur die Saurierbilder sind unter Reflexglas.«
    »Bei Sauriern ist das kein
Stilbruch«, bestätigte Elisabeth.
    Bei der Besichtigungstour im
dritten Stock verließ Harald mit mir als letzter das Rosenzimmer. »Wie schön,
daß ihr immer noch hier schlaft«, flüsterte er mir zu.
    »Woran hast du das gemerkt?«
flüsterte ich erschrocken.
    Er nahm meine Hand, küßte meine
Fingerspitzen: »Da auf dem Boden steht dein Nagellack, und das After Shave
daneben dürfte Rufus gehören. Welch idyllisches Stilleben.«
    Hätte Harald nicht drauf
gezeigt, hätte ich es immer noch nicht gesehen: der rote Nagellack und das schwarze
After Shave paßten sich so tückisch dem Teppichboden an. Heute morgen, beim
Aufräumen, hatte ich die beiden Flaschen vom Tisch genommen, auf den Boden
gestellt und dann übersehen. »Harald, wieso merkst du so was immer?«
    »Weil ich es merken will.«
    Elisabeth hatte mitgehört und
lachte: »Das Zimmer, in dem ihr uns untergebracht habt, ist aber auch sehr zu
empfehlen.«
     
    Um neun begann das Essen. Jeder
konnte sich hinsetzen, wo er wollte, mit wem er wollte.

Weitere Kostenlose Bücher