Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
sagte ich und stand auf. «Aber ich muss jetzt leider gehen.»
    «Einen Moment noch, Pedler, nur einen Moment! Im Vertrauen: Sie haben doch selbst die Absicht, nach Südafrika zu reisen? Ich weiß, Sie besitzen Interessen in Rhodesien.»
    «Nun, ich dachte daran, ungefähr in einem Monat hinzufahren.»
    «Könnten Sie denn nicht früher reisen? In diesem Monat schon – oder genauer gesagt, noch diese Woche?»
    «Ich könnte schon», gab ich zu und sah ihn zum ersten Mal forschend an. «Aber ich habe keine Lust dazu.»
    «Sie würden der Regierung damit einen großen Dienst erweisen – einen sehr großen Dienst. Und Sie dürften bestimmt auf… Dankbarkeit zählen.»
    «Mit anderen Worten, Sie möchten mich als Postboten verwenden.»
    «Genau das. Sie reisen in privater Angelegenheit, und Sie genießen volles Vertrauen. Das würde unser Problem zur allgemeinen Zufriedenheit lösen.»
    «Gut denn», sagte ich langsam. «Im Grunde ist es gleichgültig, wann ich fahre. Mir liegt einzig und allein daran, so rasch wie möglich wieder von England fortzukommen.»
    «Sie werden das Klima dort unten wunderbar finden, ganz wunderbar.»
    «Mein lieber Milray, ich kenne das Klima in Südafrika besser als Sie. Ich war vor dem Krieg lange genug dort.»
    «Wir sind Ihnen wirklich sehr dankbar, Pedler. Das Paket lasse ich Ihnen durch einen Boten zukommen. Es darf nur in die Hände von General Smuts gelangen, verstehen Sie? Die Kilmorden Castle lichtet am Samstag die Anker – ein sehr gutes Schiff.»
    Ich schüttelte Milray die Hand und dachte, während ich nach Hause ging, über die merkwürdigen Seitenwege der geheimen Diplomatie nach.
    Heute Abend nun meldete mein Butler, dass mich ein Herr zu sprechen wünsche, der jedoch seinen Namen nicht nennen wolle. Normalerweise hätte ich Guy Pagett hinausgeschickt, um den Mann abzufertigen. Doch bedauerlicherweise lag dieser mit einem Gallenleiden zu Bett.
    Der Butler kehrte zurück.
    «Der Herr sagt, er käme von Mr Milray.»
    Das änderte die Lage. Ein paar Minuten später war ich bei meinem Besucher in der Bibliothek. Er war ein gutgebauter junger Bursche mit sonnengebräuntem Gesicht.
    «Nun, was gibt es?», fragte ich kurz.
    «Mr Milray schickt mich zu Ihnen, Sir Eustace. Ich soll Sie auf der Reise nach Südafrika als Sekretär begleiten.»
    «Mein Lieber», sagte ich, «das ist nicht nötig. Ich habe meinen eigenen Sekretär und brauche keinen anderen.»
    «Ich glaube doch, Sir Eustace. Wo ist Ihr Sekretär jetzt?»
    «Er liegt mit einem leichten Gallenleiden im Bett», antwortete ich.
    «Sind Sie sicher, dass es sich um nichts anderes handelt?»
    «Selbstverständlich. Er ist etwas anfällig.»
    «Das mag so sein – oder auch nicht. Die Zeit wird es aufdecken. Aber ich kann Ihnen eines sagen, Sir Eustace. Mr Milray wäre gar nicht überrascht, wenn ein Versuch unternommen würde, Ihren Sekretär aus dem Weg zu schaffen. Oh, Sie brauchen für sich selbst nichts zu befürchten» – wahrscheinlich hatte ich plötzlich sehr erschrocken ausgesehen – «Sie sind keineswegs bedroht. Aber man könnte leichter an Sie herankommen, wenn Sie ohne Ihren Sekretär fahren müssten. Wie dem auch sei, Mr Milray wünscht dringend, dass ich Sie begleite. Die Überfahrt wird selbstverständlich von uns bezahlt, aber es wäre gut, wenn Sie die Passformalitäten erledigen würden, damit es so aussieht, als ob Sie sich entschlossen hätten, einen zweiten Sekretär mitzunehmen.»
    Der junge Mann schien mir sehr selbstsicher. Wir blickten einander eine Weile in die Augen, doch er blieb Sieger.
    «Nun gut», gab ich nach.
    «Sie sprechen aber bitte mit keinem Menschen darüber, dass ich Sie begleite.»
    «Schon recht.»
    Ich dachte, vielleicht sei es gar nicht so schlecht, dass dieser Bursche mitreist, aber ich konnte das unangenehme Gefühl nicht loswerden, damit in Teufels Küche zu kommen.
    Als mein Besucher im Begriff war zu gehen, sagte ich spöttisch: «Ich sollte doch zumindest den Namen meines neuen Sekretärs wissen, oder?»
    «Harry Rayburn scheint mir ein recht passender Name», antwortete er.
    Ich fand seine Art, sich auszudrücken, sehr eigentümlich.

9
     
    Anne Beddingfelds Bericht
    Es ist einer Heldin absolut unwürdig, seekrank zu werden. Aber ich muss leider bekennen, dass ich beim ersten schweren Schlingern der Kilmo r den Castle grün wurde und schleunigst von Deck verschwand. Eine verständnisvolle Stewardess kümmerte sich um mich und riet mir zu trockenem Brot und

Weitere Kostenlose Bücher