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Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bester Freund», entgegnete Sir Eustace, «meine Kabine hat nur zwei Zwecke zu erfüllen. Erstens will ich darin schlafen und zweitens mich anziehen. Ich habe nicht im Geringsten die Absicht, Sie dort Ihren ganzen Kram aufbauen zu lassen und dem Klappern Ihrer Maschine zuzuhören.»
    «Genau das meine ich, Sir Eustace. Wir brauchen unbedingt einen Raum zum Arbeiten…»
    Hier schwenkte ich ab und ging nach unten, um zu sehen, ob meine Sachen bereits in die neue Kabine gebracht worden waren. Ein Steward war gerade dabei.
    «Eine sehr hübsche Kabine haben wir für Sie, Miss. Auf Deck D, Nummer dreizehn.»
    «O nein», rief ich aus. «Bitte nicht! Nicht Nummer dreizehn! Ist denn gar keine andere Kabine mehr frei?»
    Er überlegte. «Da wäre vielleicht noch Nummer siebzehn, an der Steuerbordseite. Heute früh war sie leer, aber ich befürchte, sie wurde jemandem versprochen. Immerhin, die Sachen dieses Herrn sind noch nicht eingeräumt, und da Herren meistens nicht so abergläubisch sind wie Damen, macht ihm wahrscheinlich ein Tausch nichts aus.»
    Ich dankte ihm, und der Steward begab sich zum Zahlmeister, um seine Erlaubnis einzuholen. Grinsend kehrte er zurück.
    «Geht in Ordnung, Miss. Sie können sofort einziehen.»
    Er zeigte mir den Weg zu Nummer siebzehn. Die Kabine war lange nicht so hübsch wie die von Nummer dreizehn, aber ich war trotzdem überglücklich.
    In diesem Augenblick erschien der Mann mit dem unheimlichen Gesicht in der Tür.
    «Entschuldigen Sie», sagte er, «aber diese Kabine ist für Eustace Pedler reserviert.»
    «Das stimmt, Sir», entgegnete der Steward. «Wir haben Ihnen jedoch stattdessen Nummer dreizehn eingeräumt.»
    «Nein, man hat mir Nummer siebzehn zugesagt.»
    «Die andere Kabine ist viel größer und angenehmer.»
    «Ich habe ausdrücklich Nummer siebzehn verlangt, und der Zahlmeister hat sie mir versprochen.»
    «Das tut mir sehr Leid», erwiderte ich kühl. «Dies hier ist meine Kabine.»
    «Damit kann ich mich nicht einverstanden erklären.»
    Jetzt mischte sich der Steward wieder ein. «Die andere Kabine ist genauso praktisch, nur viel hübscher.»
    «Ich wünsche aber Nummer siebzehn.»
    «Was gibt es hier?», fragte eine neue Stimme. «Steward, bringen Sie meine Sachen hier herein. Es ist meine Kabine.»
    Es war mein Nachbar bei Tisch, Reverend Edward Chichester.
    «Entschuldigen Sie bitte, diese Kabine gehört mir», sagte ich fest.
    «Sie ist Sir Eustace Pedler zugesichert worden», rief Mr Pagett.
    «Ich bedaure diese Auseinandersetzung», meinte Chichester mit einem sanften Lächeln, das seine Entschlossenheit nur schwach verbarg.
    «Sie erhalten Nummer achtundzwanzig backbord», erklärte der Steward. «Ein ausgezeichneter Raum.»
    «Ich muss aber auf diesem hier bestehen. Nummer siebzehn wurde mir versprochen.»
    Wir kamen nicht weiter. Keiner von uns wollte nachgeben. Ich hätte mich natürlich leicht aus dem Streit zurückziehen und mich mit Nummer achtundzwanzig zufrieden geben können. Solange ich nicht in die Unglückszahl dreizehn ziehen musste, war mir im Grunde alles recht. Aber ich hatte mich ereifert und dachte gar nicht daran, als Erste nachzugeben. Außerdem konnte ich Chichester nicht leiden. Er hatte falsche Zähne, die beim Essen klapperten. Viele Menschen sind schon um kleinerer Fehler willen gehasst worden.
    Nun begann der ganze Streit von vorne. Pagett geriet langsam in Zorn. Chichester und ich versuchten Haltung zu bewahren. Doch keiner wollte nachgeben.
    Der Steward blinzelte mir zu. Ich verstand und machte mich stillschweigend davon. Glücklicherweise fand ich den Zahlmeister sofort.
    «Ach bitte», sagte ich mit meinem süßesten Lächeln, «Sie haben mir doch Kabine siebzehn versprochen, nicht wahr? Aber Mr Chichester und Mr Pagett wollen nicht nachgeben. Können Sie mir vielleicht helfen?»
    Mit fester Miene betrat er den Schauplatz des Geschehens und erklärte den beiden Kampfhähnen, Nummer siebzehn gehöre mir. Sie könnten sich entweder für die Kabinen dreizehn und achtundzwanzig entscheiden oder aber dort bleiben, wo sie bisher waren.
    Ich strahlte den Zahlmeister dankbar an. Der kleine Zwischenfall hatte mich völlig gesund gemacht. Bald ging ich wieder nach oben und ließ mich von ein paar jungen Leuten in die Geheimnisse der Deckspiele einweihen. Ich unterhielt mich herrlich und fand das Dasein wieder lebenswert.
    Als das Signal zum Umziehen ertönte, eilte ich in meine Kabine. Dort erwartete mich die Stewardess mit verwirrtem

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