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Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gewesen sein! Lassen Sie sich das als Warnung dienen, Pagett.»
    «Ich bin Abstinenzler, Sir Eustace.»
    «Umso besser für Sie. Und sonst habe ich niemanden eingeladen?»
    «Meines Wissens nicht, Sir.»
    Ich seufzte erleichtert. «Da ist aber noch Miss Beddingfeld», sagte ich. «Soviel ich weiß, möchte sie nach Rhodesien, um alte Knochen auszugraben. Eigentlich könnte ich sie für die Dauer der Reise als Sekretärin engagieren.»
    Zu meinem Erstaunen lehnte sich Pagett heftig dagegen auf. Seit dem gestrigen Abend scheint er eine tiefe Abneigung gegen Anne Beddingfeld zu haben.
    Um ihn zu ärgern, werde ich das Mädchen fragen, ob es mitkommen will.

18
     
    Annes Bericht
    Die Kilmorden dampfte direkt auf die Tafelbucht zu. Weiße Schäfchenwolken hingen über dem Berg, und dicht an den Abhängen bis hinunter zum Meer dehnte sich die schlafende Stadt, die in der goldenen Frühsonne glitzerte.
    Ich hielt den Atem an. «Das also ist Südafrika», flüsterte ich vor mich hin.
    Plötzlich merkte ich, dass ich nicht allein war. Ein Mann lehnte an der Reling, genauso vertieft wie ich. Er brauchte nicht den Kopf zu wenden, damit ich ihn erkannte. In der friedlichen Morgensonne erschien mir das gestrige Erlebnis unwirklich und melodramatisch. Was musste er von mir denken?
    Entschlossen blickte ich wieder zum Berg hinüber. Wenn Rayburn hierher gekommen war, um allein zu sein – ich würde ihn nicht daran hindern.
    Doch zu meinem großen Erstaunen sagte er freundlich und ruhig: «Miss Beddingfeld.»
    «Ja?» Ich drehte mich um.
    «Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Letzte Nacht habe ich mich wie ein Flegel benommen. Können Sie mir verzeihen?»
    Wortlos hielt ich ihm meine Hand hin, und er drückte sie fest.
    «Ich möchte Ihnen noch etwas sagen», fuhr er mit tiefem Ernst fort. «Miss Beddingfeld, Sie wissen wahrscheinlich nicht, dass Sie sich in eine sehr gefährliche Geschichte eingelassen haben.»
    «Das habe ich vermutet», erwiderte ich.
    «Ich möchte Sie warnen! Lassen Sie die Hände davon; die Sache hat ja nichts mit Ihnen persönlich zu tun, und ihre Neugier könnte Sie in Teufels Küche bringen. Diese Leute kennen kein Erbarmen. Schon jetzt schweben Sie in großer Gefahr – denken Sie nur an gestern Nacht. Man vermutet, dass Sie etwas wissen. Stellen Sie sich dumm, das ist das Beste, was Sie tun können. Aber seien Sie immer auf der Hut! Und wenn Sie jemals trotzdem in ihre Hände fallen sollten, dann versuchen Sie keine Ausreden, sagen Sie einfach die volle Wahrheit. Nur das kann Sie retten.»
    «Und was wird aus Ihnen?», fragte ich.
    «Wenn es mir gelingt, an Land zu kommen, bin ich in Sicherheit; doch wenn nicht…»
    «Was dann?», rief ich entsetzt.
    «Ich befürchte, Sie sind nicht der einzige Mensch an Bord, der weiß, dass ich der ‹Mann im braunen Anzug› bin. Es gibt jemanden auf dem Schiff, der von Anfang an Bescheid wusste. Wenn er spricht, bin ich verloren. Doch ich hege die leise Hoffnung, dass er es vorzieht zu schweigen.»
    «Weshalb?»
    «Weil er ein Mann ist, der gern auf eigene Faust arbeitet. Falle ich in die Hände der Polizei, bin ich nutzlos für ihn geworden. Frei muss ich sein! Nun, in einer Stunde werden wir es wissen.»
    Er lachte spöttisch, doch ich sah, wie sich sein Gesicht verhärtete.
    «Ich denke», sagte er leichthin, «wir werden uns wohl kaum Wiedersehen.»
    «Vermutlich nicht», erwiderte ich langsam.
    «Also, leben Sie wohl.»
    «Leben Sie wohl.»
    Er nahm meine Hand, und einen Augenblick brannten seine hellen Augen in den meinen. Dann wandte er sich hastig um und ging davon. Seine Schritte hallten über das Deck. Ich wusste, dass ich diesen Klang niemals vergessen würde.
    Die nächsten zwei Stunden waren unerträglich. Erst als wir endlich auf der Landungsbrücke standen und alle Zoll- und Passformalitäten hinter uns hatten, wagte ich langsam aufzuatmen. Es hatte keine Verhaftung stattgefunden!
    Zum Lunch war Suzanne mit Freunden verabredet. So blieb ich mir selbst überlassen und schlenderte ein wenig durch die Stadt. Schließlich kaufte ich ein Körbchen voll Pfirsiche und kehrte gemächlich zum Hotel zurück.
    Zu meinem Erstaunen fand ich dort eine Mitteilung vom Kurator des Museums vor, der von meiner Ankunft gehört hatte. Man hatte mich als Tochter des verstorbenen Professors Beddingfeld gemeldet. Wie ich aus dem Brief erfuhr, hatte der Kurator meinen Vater flüchtig gekannt und war ein großer Bewunderer von ihm. Er schrieb, dass er und seine Gattin sich

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