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Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Arno?»
    «Doch, gewiss… das finde ich auch.»
    Hilflos war er in die plumpe Falle gegangen. Wer den Dom von Florenz für einen Fluss hält, war bestimmt noch niemals dort gewesen.
    Aber wo hatte er dann, während sein Herr ihn in Italien wähnte, gesteckt? In England? Konnte er zur Zeit des Mordes in Marlow gewesen sein? Ich entschloss mich zu einem verwegenen Schritt.
    «Es ist merkwürdig, ich habe immer das Gefühl, Sie schon einmal gesehen zu haben; aber da Sie damals gerade in Florenz waren…»
    «Wo… wo soll das gewesen sein?» Pagett fuhr sich mit der Zunge über seine trockenen Lippen.
    «In Marlow. Kennen Sie es vielleicht? Aber natürlich, Sir Eustace hat ja dort ein Haus!»
    Mit einer undeutlich gemurmelten Entschuldigung erhob sich Pagett und eilte davon.
    In der Nacht schlich ich wieder ganz aufgeregt in Suzannes Kabine.
    «Du siehst also», schloss ich meine Erzählung – inzwischen duzten wir uns –, «er muss zur Zeit des Mordes in England gewesen sein, und ich bin sicher, er war im Haus zur Mühle. Glaubst du immer noch, dass der ‹Mann im braunen Anzug› schuldig ist?».
    «Ich weiß nur eines mit Bestimmtheit», sagte Suzanne und kniff die Augen zusammen, «nämlich dass dein Mann im braunen Anzug› viel besser aussieht als der arme Pagett! – Aber im Ernst, mir scheint, du hast eine sehr wichtige Entdeckung gemacht. Bisher glaubten wir, dass Pagett ein sicheres Alibi besitze. Und jetzt stellt sich heraus, dass das keineswegs der Fall ist.»
    «Das eben wollte ich beweisen. Wir dürfen ihn unter keinen Umständen aus den Augen verlieren.»
    «Weder ihn noch die anderen», sagte Suzanne.
    Anschließend stritten wir eine Weile, weil Suzanne darauf bestand, mich als ihren Gast ins Hotel Mount Nelson mitzunehmen. Schließlich gab ich nach, wenn auch nicht ganz glücklich, denn ich hätte meinen «Fall», lieber auf eigene Faust durchgefochten.
    «Das wäre also erledigt», seufzte Suzanne und streckte sich erleichtert. «Nun zu unseren Opfern! Mr Chichester fährt weiter nach Durban. Sir Eustace steigt zuerst im Hotel Mount Nelson in Kapstadt ab und fährt dann nach Rhodesien. Er verfügt im Zug über ein Privatabteil, und ein paar Gläser Champagner haben ihn auf dem Ball dazu verleitet, mich einzuladen. Natürlich hat er es nicht ernst gemeint, aber wenn ich darauf beharre, kann er sich wohl nicht gut drücken.»
    «Schön, du wirst also auf Sir Eustace und auf Pagett aufpassen, und ich kümmere mich um Chichester. Was aber geschieht mit Colonel Race?»
    Suzanne warf mir einen sonderbaren Blick zu. «Anne, du kannst doch nicht ernstlich ihn verdächtigen…»
    «Doch. Ich verdächtige jeden. Und ich bin gerade in der Stimmung, nach der unwahrscheinlichsten Person Ausschau zu halten.»
    «Colonel Race will ebenfalls nach Rhodesien», meinte Suzanne nachdenklich. «Vielleicht könnte man Sir Eustace dazu überreden, seine Einladung auch auf ihn auszudehnen?»
    «Das schaffst du doch mit Leichtigkeit.»
    Suzanne lachte, und wir trennten uns, nachdem sie mir versprochen hatte, ihre ganze Verführungskunst auszuspielen.
    Ich war viel zu aufgeregt, um schlafen zu gehen. Es war meine letzte Nacht an Bord; morgen früh sollten wir die Tafelbucht anlaufen.
    Ich kletterte zum oberen Deck, wo eine frische, kühle Brise ging. Es war bereits nach Mitternacht, das Deck war einsam und verlassen.
    Ich lehnte an der Reling und starrte in die Nacht hinaus. Dort drüben lag Afrika; näher und näher kamen wir der Küste. Die Welt war wundervoll! Ein seltsamer Friede hüllte mich ein; ich verlor mich in Träumen.
    Plötzlich weckte mich das Gefühl einer nahenden schrecklichen Gefahr. Ich hatte nichts gehört, doch mit klopfendem Herzen fuhr ich herum. Ein Schatten hatte sich hinter mich geschlichen. Als ich mich umdrehte, sprang er mich an. Eine Hand fasste nach meiner Kehle, so dass ich nicht schreien konnte. Ich kämpfte verzweifelt, aber ich fühlte, dass ich unterliegen würde. Als meine Kräfte erlahmten, spürte der Angreifer seinen Vorteil und riss mich hoch. Doch im selben Augenblick eilte auf leisen Sohlen ein zweiter Schatten herbei. Mit einem einzigen Faustschlag streckte er den anderen zu Boden. Erlöst fiel ich gegen die Reling, schwach und zitternd. Mein Retter wandte sich mir zu. «Sie sind verletzt!»
    Etwas Seltsames lag in seinem Ton – eine Drohung gegen den Mann, der es gewagt hatte, mir weh zu tun. Doch noch ehe er sprach, hatte ich ihn erkannt. Es war der Sekretär mit der Narbe.
    Der

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