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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Boyd«, sagte er rauh .
»Deshalb dachte ich mir, Benny könnte Ihr Gedächtnis ein wenig stärken. In dem
Krankenhaus, wo Marge liegt, stehen noch leere Betten.«
    Benny balancierte auf den
Ballen, schwang nach vorn und verzog die vollen Lippen zu einem freudlosen
Lächeln.
    »Wie letztes Mal«, sprach er
leise, »aber langsamer, und mehr — viel, viel mehr. Stimmt’s, Boyd?«
    »Du hast doch jede Menge Zeit,
mein Junge«, sagte ich, »also wollen wir nichts überstürzen, ja?«
    »Was haben Sie denn? Sind Sie
nervös?« fragte Earl spöttisch.
    »Ich möchte nur, daß Ihnen kein
Fehler unterläuft, Earl, mehr nicht«, sagte ich höflich. »Als ich gestern abend vom Rummelplatz zurückgekehrt bin, habe ich
mit allerlei Leuten gesprochen. Mit Kasplin , Margot
Lynn und Leutnant Chase. Sie waren zwar nicht sonderlich aufmerksam, als ich
Ihren Namen erwähnte — bis auf Chase vielleicht, der interessiert schien, aber
meinte, ich müsse ihm erst ein paar Beweise liefern, ehe er etwas unternehmen
könne.«
    »Na und?« schnauzte Harvey.
    »Wenn er also heute auf meinen
Leichnam stößt, werden Sie der erste sein, den er heimsucht«, sagte ich.
»Also...«
    »Er lügt, Mr. Harvey!« sagte
Benny hastig. »Er hat mit keinem Polizisten auch nur ein Sterbenswörtchen
geredet!«
    »Vielleicht hast du recht,
Junge«, sagte ich und lächelte ihm auf munternd zu,
»aber Earl kann sich das Risiko nicht leisten, daß du möglicherweise auch
irrst. Weißt du, was das bedeutet, Freund Benny?«
    »Es bedeutet, daß ich dich
Stück für Stück auseinandernehmen werde!« zischte er.
    »Es bedeutet, daß der Revolver,
den Earl da in der Hand hält, nichts weiter als ein großer Bluff ist. Er wird
es nicht wagen, abzudrücken.«
    »Das braucht er auch nicht«,
sagte Benny, und sein rechter Arm trat in Aktion. Die steif ausgestreckten
Finger zielten auf meinen Magen.
    Ich hatte mir schon gedacht,
daß es Bennys beschränktem Geist an besonderer Erfindungsgabe gebrach, aber
vielleicht wurde ich ihm auch nicht ganz gerecht. Schließlich hatte ich mich
von ihm in Harveys Büro gutwillig prügeln lassen — warum also sollte er sich
für dieses Mal einen anderen Auftakt einfallen lassen?
    Meine Hände umklammerten sein
Gelenk, während ich den steifen Fingern auswich und ihn an mich riß. Dieser
Ruck zuzüglich seines eigenen Schwungs brachte ihn völlig aus dem
Gleichgewicht. Im letzten Augenblick rammte ich ihm meine Hüfte in den Bauch,
wonach seine Füße den festen Boden verließen und er horizontal etwa drei Meter
durch die Luft segelte, ehe er auf der Couch landete.
    Harvey blickte besorgt drein,
während er Benny beobachtete und die Waffe in seiner Hand sich senkte. Ich
setzte meine Handkante auf seine überdimensionierte Nase, und es knirschte ein
wenig. Earl taumelte rückwärts, hielt beide Hände vors Gesicht, und tief in
seiner Kehle gluckerten halberstickte Schmerzgeräusche. Der Revolver fiel mir
fast auf die Füße. Ich hob ihn auf und fühlte mich wohler.
    Benny rollte wie eine leblose
Puppe von der Couch herunter und blieb ein Weilchen liegen. Er wollte die Segel
noch nicht streichen, das merkte ich ihm an. Er gab sich krampfhaft Mühe und
rappelte sich auf Knie und Hände hoch. Dann hob er langsam den Kopf und starrte
in den Revolverlauf fünfzehn Zentimeter vor seinem Gesicht.
    »Ihr beide seid gewaltsam in
meine Wohnung eingedrungen«, sprach ich in Konversationston. »Earl zieht seinen
Revolver, während du dich anschickst, mich zu verhauen. Chase würde es Notwehr
nennen, noch ehe ich mit meiner Geschichte zu Ende wäre. Stimmt’s, Benny?«
    Ich berührte seine verschrammte
Nase mit dem Revolverlauf, und er stöhnte vernehmlich.
    »Stimmt!« gurgelte er dann
schmerzlich.
    »Wenn doch bloß auch Marge hier
wäre«, sagte ich versonnen. »Dann könnte ich sie aus dem Fenster werfen und
mein heutiges Glück wäre vollkommen!«
     
     
     

9
     
    Nachdem ich Earl und Benny
losgeworden war, schien der Rest des Tages einigermaßen langweilig. Ich sah nur
eine Möglichkeit, Earl Harvey als Mörder zu überführen: Ich brauchte von einem
der drei Künstler eine unterschriebene Aussage, welche die Erpressung bewies.
Aber da in ein paar Stunden Premiere war, hatte ich keine Chance, bei einem von
ihnen etwas zu erreichen.
    Ich rief bei Fran an und
erkundigte mich, ob es im Büro etwas Neues gebe. Sie sagte nein, bis auf ein
Dutzend Rechnungen nicht. Ich pfiff darauf und ging im Central Park spazieren.
    Gegen sechs zog ich mich

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