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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sondern real war —
denkmalsreif mit roten Haaren, sogar barfuß fast einsachtzig groß —, und zuletzt war sie mir in Kasplins Büro
begegnet.
    Sie war
splitterfaserunbekleidet, und die freischwebenden Kurven hielten bis in alle
Details das Versprechen, das sie verhüllt angedeutet hatten. Ihr Gesicht nahm
die gleiche Farbe wie ihr Haar an, als sie plötzlich bemerkte, daß ich in der
Tür stand und sie bewunderte.
    »Hallo, Maxine«, grüßte ich
fröhlich. »Haben Sie sich das mit dem Duett mal überlegt?«
    Sie fuhr herum und entfleuchte in das Mäusezimmer. Die faszinierenden
Bewegungen ihrer wohlgerundeten Hüften dabei machten mir bewußt, daß ich noch
keineswegs müde war.
    »Das ist aber eine ganze Menge
Weiblichkeit auf einmal«, sagte ich nachdenklich zu Kasplin .
»Und dabei sehen Sie nicht mal erschöpft aus.«
    Seine Blicke sprühten aus
kreideweißem Gesicht feurige Blitze, derweil sein Kopf unkontrolliert zu
wackeln begann.
    »Verschwinden Sie!« quiekte er.
»Verschwinden Sie, ehe ich Sie umbringe, Boyd!«
    Die Tür krachte zwei
Fingerbreit vor meiner Nase ins Schloß. Wenn das so weiterging, bekam mein
mühselig aufpoliertes Image aber böse Dellen.
     
    Gegen elf am nächsten Morgen
hatte ich das tägliche Einerlei von Rasieren-Duschen-Anziehen hinter mich
gebracht. Vitaminreicher Orangensaft, mit Honig und einem Schuß Gin gemixt,
machte mich aufnahmebereit für schwarzen Kaffee. Mit der zweiten Tasse wanderte
ich zum Wohnzimmerfenster und blickte auf den Park hinab.
    Das Gras färbte sich bräunlich,
und eine kräftige Brise wehte die fallenden Blätter durcheinander. Der Herbst
ist eine traurige Zeit, wie sich ja schon im Garten Eden zeigte, und alle Welt
ist damit beschäftigt, zu sterben oder sich dickere Unterwäsche anzuziehen. Ich
war so schön in Fahrt mit dem Philosophieren — da unterbrach mich das zornige
Quäken des Türsummers.
    Ich öffnete die Wohnungstür und
bekam Gesellschaft. Sie drängten mich so eilig ins Wohnzimmer zurück, daß ich
kaum wußte, wie mir geschah. Earl Harvey mit mausgrauem Haar in der Stirn und
kalter Wut in den Augen,
    Benny mit einer purpurroten
Schramme auf der Nase und mit Mordlust in den blauen Augen.
    »Nett von euch, mich mal zu
besuchen«, sagte ich aufgeräumt zu Harvey, dann sah ich Benny an. »Ich sehe, du
besitzt ja zwei Anzüge, mein Junge. Das überrascht mich.«
    Er trat rasch einen Schritt auf
mich zu, blieb aber stehen, als Harvey Hand sich beruhigend auf seinen Arm
legte.
    »Wie geht es Marge?« fragte ich
ebenso gutgelaunt. »Ist sie wohlbehalten gelandet?«
    »Sie liegt im Krankenhaus«,
sagte Earl mit belegter Stimme. »Vielleicht ist es Lungenentzündung, der Arzt
weiß es noch nicht genau.«
    »Zu schade«, erklärte ich
mitfühlend. »Und ich hatte gerechnet, Benny würde ihr Gutes tun und sie schön
warm halten. Sie hatte doch das Messer gar nicht mehr, Benny — wovor hast du
denn Angst gehabt?«
    Er näherte sich wiederum einen
Schritt, und Earl riß ihn so heftig zurück, daß er fast das Gleichgewicht
verlor.
    »Sie waren drei Stunden im
Tunnel«, sagte Earl rauh . »Schließlich ist Keeno hinausgeschwommen. Das war ein ziemlich übler Scherz,
den Sie sich da geleistet haben, Boyd. Wollen Sie sich darüber totlachen?«
    »Earl«, sagte ich vorwurfsvoll,
» Sie machen Witze.«
    »Nehmen Sie sich nicht zuviel raus«, schnarrte er. »Mir könnte der Geduldsfaden
reißen, und ich mache nicht noch mal den gleichen Fehler wie gestern abend , Boyd. Ich habe später darüber nachgedacht:
Das Risiko wäre nicht nötig gewesen.«
    »Ihre warmherzigen Sprüche
werden mich in Tränen auflösen, wenn es noch lange so weitergeht«, erklärte ich
ihm. »Aber das brauchten Sie mir doch alles nicht persönlich zu sagen, Earl. Da
hätte doch ein Anruf genügt.«
    »Ich bin aus zweierlei Gründen
hier«, entgegnete er förmlich. »Erstens — von jetzt an gehen Sie mir aus dem
Weg, Boyd. Und Sie hüten sich auch, dem Theater oder den Künstlern
nahezukommen. Sie benehmen sich, als hätten Sie nie etwas von ihnen gehört.
Oder von mir. Auf diese Weise bleiben Sie vielleicht am Leben.«
    »Das ist aber noch nicht alles,
Mr. Harvey«, sagte Benny mit höflicher Ungeduld. »Da fehlt doch etwas...?«
    Harvey trat plötzlich zurück,
und seine Rechte fuhr in die Tasche. Den Bruchteil einer Sekunde später
erschien sie wieder auf der Bildfläche, mitsamt einem Revolver, der auf mich
zielte.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob
Sie auch gut zugehört haben,

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