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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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um und
bereitete mich auf einen einsamen Abend vor, aber dann heiterte mich der Gedanke
wieder auf, daß Donna Alberta die »Salome« sang und ich einen Platz in der
ersten Reihe hatte — für ihren Tanz der sieben Schleier.
    Das beharrliche Schrillen des
Telefons riß mich aus den Gedanken.
    »Danny?« fragte der Mezzosopran
ängstlich.
    »Ja, Margot?« antwortete ich in Mezzobariton . »Was hast du auf dem Herzen?«
    »Ich habe gerade an etwas gedacht
— könntest du früher im Theater sein? Etwa um halb acht?«
    »Du denkst an ein Vorspiel?«
Ich fühlte mich geschmeichelt. »Nur für den guten alten Danny Boyd?«
    »Hör mit den dummen Witzen auf!
Ich bin nicht in der richtigen Stimmung dafür. Komm in meine Garderobe. Ich
sage am Bühneneingang Bescheid.«
    »Okay«, sagte ich. »Was gibt’s
denn?«
    »Das erzähle ich dir nachher«,
sagte sie und legte auf.
    Ich sagte mir, Second Avenue
sei nicht die Met, also brauchte ich keinen Smoking — was sich gut fügte, denn
ich besitze keinen. Statt dessen wurde der braune Glencheck zum zweitenmal an die Luft geführt, und zumindest durch ihn
bekam dieses Theater einige Klasse, denn er hatte mich dreihundert Dollar
gekostet — nicht zweihundert wie Chase geraten hatte.
    Der Türsteher bedachte mich mit
einem Blick, der normalerweise für Attentäter mit Bomben in der Aktentasche
reserviert war.
    »Ich habe strikte Anweisung von
Mr. Harvey«, grollte er. »Niemand, außer den Mitwirkenden, darf hier herein.«
    Ich beschenkte ihn mit einem
sonnigen Lächeln. »Keine Regel ohne Ausnahme, mein Freund, und die Ausnahme bin
ich: Danny Boyd. Ich bin mit Margot Lynn verabredet.«
    »Oh, Sie sind dieser Boyd«,
meinte er verdrießlich. »Ja, sie hat gesagt, ich soll Sie reinlassen. Ihre
Garderobe ist die zweite Tür rechts.«
    Ich schritt an ihm vorüber in
ein verrücktes Durcheinander von Stimmen und Menschen, wand mich durch eine
Gruppe von Bühnenarbeitern und anderen Leutchen und schaffte es schließlich bis
zu dem Korridor, an dem die Garderoben lagen. Ein hochgewachsener, dunkler,
recht ansehnlicher Typ mit mächtig wallendem Bart, in prunkvolle Gewänder
gekleidet, nickte mir lächelnd zu, als wir uns begegneten.
    »Señor«, sagte er höflich und
war schon wieder verschwunden, ehe ich begriff, daß er Luis Navarre war, der mexikanische Tenor.
    Bald kam ich mir wie unter
lauter guten alten Bekannten vor — denn ein Stück weiter im Flur stand ein
junger Mann mit frisch geöltem Blondhaar und in funkelnagelneuem Smoking. Er
sah mich kommen, und die Schramme auf seiner Nase schien dadurch noch dunkler
zu werden. Ich marschierte weiter, und er trat unwillkürlich einen Schritt
zurück, als ich mich ihm näherte.
    »Nun, Benny, wie geht’s denn
so?« erkundigte ich mich leutselig.
    »Was, zum Teufel, suchen Sie
hier, Boyd?« sagte er.
    »Man hat mich eingeladen,
junger Freund«, erklärte ich ihm. »Etwas dagegen?«
    Einen Augenblick leuchtete in
seinen hellblauen Augen wilder Tatendrang auf, aber er verging rasch wieder.
Benny schaute mit bemühter Gleichgültigkeit auf einen Punkt knapp über meinem Kopf
und zuckte die Schultern.
    »Wenn Sie eingeladen sind«,
brummte er, »dann ist es wohl okay.«
    »Danke, mein Junge. Wie geht’s
denn meinem lieben Freund Earl?«
    Benny holte zischend Luft. »Es
geht ihm prima«, antwortete er grimmig. »Er ist irgendwo in der Nähe.«
    »Das freut mich«, sagte ich.
»Und es macht ihm keine Mühe, daß er dauernd durch den Mund atmen muß?«
    »Nein.« Bennys Lippen waren
steif, so sehr strengte er sich an, höflich zu bleiben. »Sobald er die Zeit
erübrigen kann, wird er sich operieren lassen.«
    »Ich war schon bei unserem
ersten Zusammentreffen der Ansicht, er müsse sich mal die Nase korrigieren
lassen«, sagte ich. »Die Chirurgen vollbringen heutzutage ja wahre Wunder,
vielleicht schaffen sie es, Earl sogar wie einen Menschen aussehen zu lassen.
Richte ihm einen schönen Gruß aus, ja, Benny?«
    »Gern...« Seine spröde Stimme
klirrte. »Er denkt die ganze Zeit an Sie, Boyd. Er sagt sich, für Sie sei das
Beste gerade gut genug, und er wird keine Kosten scheuen, den Spitzenkiller in
der Stadt anzuheuern — um für Sie zu sorgen.«
    »Du beliebst zu scherzen,
Benny.« Ich lächelte ihn an. »Wie ich doch heute früh schon sagte, Earl braucht
mich lebendig viel notwendiger als tot. Aber wenn du gern ein bißchen deinen
Wunschträumen nachhängst — warum auch nicht?«
    Fünf Meter weiter auf dem Flur
öffnete sich

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