Der Mann im Park: Roman (German Edition)
Tag in den Park gegangen. Lange hatte er immer auf derselben Parkbank gesessen, Zeitung gelesen oder nur das Treiben um sich herum betrachtet.
Er hatte sie seitdem ein paarmal getroffen. Langsam ihr Vertrauen gewonnen. Gefragt, wie es in der Schule lief. Einmal hatte er ihr sogar eines seiner Sammelbilder geschenkt. Er hatte sie gemocht.
Bereits bei ihrem zweiten Treffen hatte sie ihm erzählt, dass sie bei ihrer Mutter lebte. Dass sie ihren Vater nie gesehen hatte. Er hatte nach dem Namen des Vaters gefragt. Behauptet, er würde ihn kennen.
Vor einer Woche hatte er sich den Wagen besorgt. War in den letzten Tagen in ihm herumgefahren. Angehalten, ausgestiegen. Hatte gesucht. Am letzten Nachmittag hatte er den Wagen in einer Seitenstraße nahe dem Vasapark abgestellt. Er hatte Erdbeeren dabei, die er am Tag zuvor auf dem Hötorget gekauft hatte. Er hatte sich auf dieselbe Bank wie immer gesetzt, die an der großen Rasenfläche, nahe dem Weg, den sie immer nahm. Er hatte die Stockholms-Tidningen durchgeblät tert. Die Leute um ihn herum betrachtet. Mehrere Stunden hatte er dort gesessen. Immer weniger Menschen kamen und gingen. Die Dunkelheit setzte ein, der Laternenanzünder verrichtete seine Arbeit.
Sie war gegen neun gekommen; er war verwundert darüber gewesen, dass sie so spät noch unterwegs war. Sie war neben der Bank stehen geblieben. Hatte ein Gespräch mit ihm angefangen. Er spürte, dass sie ihm vertraute, und er hatte ihr erzählt, dass ihr Vater in der Stadt sei, dass sie ihn endlich kennenlernen könne. Und sie war mit ihm gegangen.
2
Harry Schiller kletterte mühsam den steilen Abhang am Ende der Nordenskiöldsgatan hinauf. Es war kurz nach vier Uhr, und kein Mensch ließ sich blicken.
Schiller blieb vor einem der Mietshäuser stehen. Der Abend hatte im Restaurant »Tennstopet« begonnen. Weitergegangen war es in einigen Bierkneipen innerhalb der Stadtgrenzen. Er hatte sich Orte ausgesucht, an denen er nicht als Säufer bekannt war, als Stadtstreicher, als jemand, der nicht bedient wurde. Die Kneipenrunde hatte bei Julia im Narvavägen ihr Ende gefunden. Dort hatten sie ihn aufgefordert zu gehen, kurz bevor sie um zwölf Uhr schlossen. Er war inzwischen total betrunken und so gut wie pleite.
Er hatte in der Nähe der Djurgårdsbrücke einen Schlafplatz gefunden, aber er war nur dünn angezogen, und gegen halb vier war er aufgewacht und hatte eingesehen, dass er etwas Bequemeres suchen musste.
Er öffnete ein Eisengitter, das zum Innenhof führte. Der war ziemlich klein und fast quadratisch. An einer Hauswand befand sich ein Ständer mit mehreren Fahrrädern. Ein Stück weiter verlief ein halbhoher Gitterzaun.
Schiller ging auf den Zaun zu. Unterhalb von diesem lag das Werftgelände. Die Werft selbst war seit Langem stillgelegt, und er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, mehrere Male in der Woche dort zu schlafen.
Er kletterte über den Zaun. Eine Mauer, die auf der anderen Seite ein paar Meter abfiel, zog sich bis zur Werft hin. Dicht an der Mauer wuchsen mehrere Bäume. Er lehnte sich zu einem hinüber, und trotz seines Rausches gelang es ihm hinunterzuklettern. Er hatte es schon so oft gemacht.
Glücklich unten angekommen, stellte er sich an die Wand des nächstgelegenen großen gelben Metallgebäudes und pinkelte. Anders als sonst stand die kaputte Tür offen.
Er knöpfte seine Hose zu und ging hinein.
Auf dem Weg zur Treppe stieß er mehrmals gegen verrostete Ma schinen. Alkohol und Dunkelheit waren der Grund, dass er sich unsicherer fühlte als sonst. Während er hochstieg, summte er leise eine Melodie. Dann war er im ersten Stock angekommen.
Es dauerte einige Sekunden, bis er das Mädchen sah. Zuerst hatte er aus dem kleinen Fenster geschaut, erst dann auf den Boden.
Das Mädchen lag auf dem Rücken. Sie trug einen weißen Rock, eine weiße Bluse und eine Strickjacke. An den Füßen hatte sie Sandalen. Ihr blondes Haar war blutgetränkt. Die Unterhose war heruntergezogen und hing über dem linken Fuß. Er sah um sie herum Blutlachen, Blutspritzer.
Das Schreckliche war mit Händen zu greifen. Er hörte kein Atmen.
Harry Schillers Blick flackerte. Er stolperte und fiel fast auf die Badewanne. Die Wanne war schmutzig. Er sah, dass eine Tasche darin stand, eine große, dunkle Ledertasche. Sie war ein Stück geöffnet, sodass er einiges von ihrem Inhalt erkennen konnte. Etwas war in ein blutiges Handtuch gewickelt, etwas Längliches, Rundes, wie ein Schlagstock. Unter dem Handtuch
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