Der Mann mit den hundert Namen
schieße ich Sie ins rechte Knie. Für den Rest Ihres Lebens sind Sie dann ein Krüppel. Wenden Sie an dem Laden da – wir fahren zurück.«
»Hören Sie, ich weiß nicht, was das soll. Ich gebe Ihnen mein ganzes Geld und …«
»Verschonen Sie mich mit dem Quatsch. Vorsicht! Ich habe gesagt, – beide Hände ans Lenkrad.« Buchanan entsicherte die Pistole und stieß sie Tucker härter in die Rippen. »Lassen Sie das, Mann. Wenn ich über einen Hubbel fahre, geht das Ding vielleicht los.«
»Dann fahren Sie eben nicht über einen Hubbel. Was sind Sie – Offizieller oder Privater?«
»Ich weiß nicht, was Sie wollen.«
»Für wen arbeiten Sie?«
»Ich arbeite für niemanden.«
»Okay, Tucker. Sie machen sich also einfach einen Spaß daraus, mich zu beschatten.«
»Ich habe Sie nicht beschattet. Ich kenne Sie gar nicht.«
»Natürlich nicht. Wir sind einfach zwei Fremde, die sich zufällig begegnen und zufällig Schießeisen bei sich haben.« Buchanan musterte ihn. »Bulle sind Sie nicht. Wenn Sie einer wären, hätten Sie ein Team zur Absicherung hinter sich. Sie könnten zur Mafia gehören, aber Windjacke und Jeep Cherokee entsprechen nicht ganz deren Stil. Was sind Sie?«
Keine Antwort.
»Ich finde es langweilig, mit mir selber zu sprechen. Wenn Sie nicht sofort antworten, schieße ich in beide Knie.«
»Schon gut, schon gut.« Tucker standen Schweißperlen auf der Oberlippe. »Ich bin Privatdetektiv.«
»Endlich lernen wir uns kennen. Wo sind Sie ausgebildet worden, Tucker? Na los, lassen Sie die Unterhaltung nicht einschlafen. Ihre Ausbildung. Wo …?«
»Habe mich so eingearbeitet.«
»Hab ich mir gedacht.«
Das Telefon schnarrte.
»Nein, Hände ans Lenkrad. Der Anrufer kann warten. Warum sprechen wir nicht persönlich mit ihm? Wir fahren zurück nach Castle Hills.«
10
Duncan Bradley lag auf der Matratze in seinem Lieferwagen und beobachtete auf dem Monitor das Haus von Pedro Mendez. Er trug noch die Kopfhörer, obwohl es, seitdem der Mann namens Jeff Walker hinausgeworfen worden war, nichts mehr zu belauschen gab. Schweigend war das Ehepaar schlafengegangen.
Duncan versuchte, seinen Komplizen telefonisch zu erreichen, und gab nun auf, nachdem es zehnmal geklingelt hatte. Tuckers Schweigen beunruhigte ihn, obwohl es dafür gewiß eine vernünftige, harmlose Erklärung gab. Zum Beispiel könnte ja Tucker diesem Jeff Walker in ein Hotel gefolgt sein. Dennoch griff Duncan noch einmal zum Apparat und drückte auf den Knopf, der ihn automatisch mit Tucker verbinden sollte.
Dazu kam es nicht mehr, denn auf dem zweiten Bildschirm nahm er eine Bewegung hinter dem Lieferwagen wahr. Es war Tuckers Jeep Cherokee, der angehalten hatte. Die Scheinwerfer wurden abgestellt, und Duncan atmete erleichtert auf. Mit Tuckers Autotelefon mußte etwas nicht in Ordnung sein, und nun war er zurückgekommen, um ihm persönlich mitzuteilen, was er über Jeff Walker erfahren hatte.
Sobald Tucker aus dem Jeep ausstieg und sich der hinteren Tür des Lieferwagens näherte, erhob sich Duncan, kroch auf Händen und Knien hin und öffnete.
»Was ist denn mit deinem Telefon los? Ich habe versucht …« Ihm verschlug es die Sprache. Vor Überraschung machte er den Mund nicht zu, denn neben Tucker stand Jeff Walker. Und er hielt eine Schießeisen in der Faust.
11
Pedro Mendez war wütend, weil das Klingeln gar kein Ende nehmen wollte. Die Sorgen um seine Tochter, der verwirrende Besuch von Jeff Walker und die Befürchtungen wegen der Wanze im Bad hatten ihn so erregt, daß er nicht einschlafen konnte. Was würde Jeff Walker zu berichten haben, wenn sie sich am nächsten Tag in der Werkstatt trafen? Ruhelos hatte er sich hin und her gewälzt, bis er schließlich wider Erwarten eingedöst war. Und nun läutete die verdammte Klingel.
»Anita, bleib liegen«, befahl er, als er unsicher auf die Beine kam, und Bademantel und Pantoffeln anzog. Er holte einen Baseballschläger aus dem Schrank und rannte die Treppe hinunter. Durch die verglaste Tür nahm er auf der düsteren Veranda die Silhouette eines Mannes wahr.
Seine Entschlossenheit, niemanden hineinzulassen, geriet ins Wanken, nachdem er das Verandalicht eingeschaltet hatte und den ungeduldigen Jeff Walker erkannte, der Pedro wortlos aufforderte, die Tür zu öffnen.
Pedro gehorchte, achtete jedoch darauf, die Sicherheitskette nicht zu entfernen. »Was wollen Sie …?«
»Schnell. Ich muß Ihnen etwas zeigen.« Jeff Walker deutete in Richtung Straße.
Dort
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