Der Mann mit der dunklen Maske
auf jener letzten, schicksalhaften Reise nach Ägypten geführt hatte.
„Brian, du wirst dich noch völlig verrückt machen“, ermahnte sie ihn sanft.
Er sah zu ihr auf, als wolle er sagen, er könne sich nicht erinnern, sie hereingebeten zu haben. Ajax hatte sie natürlich durch ein Schwanzwedeln begrüßt. Wie gewöhnlich döste er zu Füßen seines Herrn und beobachtete, was sonst noch in der Welt geschah, da sein geliebter Mensch offenbar nichts anderes mitbekam.
Brian hatte beschlossen, nun ständig seine Maske zu tragen. Selbst in seinem eigenen Schloss, da sie „Gäste“ hatten.
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin nah dran, Evelyn. Ich weiß es. Ich bin ganz nah dran.“
„Ja“, erwiderte sie, „aber du hast das Tagebuch schon tausendmal gelesen.“
Er hob eine Braue. „Ich dachte, du wärst zufrieden mit mir. Ich habe das Schloss verlassen. Ich habe mit Lord Wimbly im Club gegessen. Und es wird dich freuen zu hören, dass ich an dem Wohltätigkeitsball am Wochenende teilnehmen werde.“
„Wirst du das?“
„Ja, ja“, sagte er ungeduldig. „Ich nehme Miss Montgomery mit. Obwohl ich sagen muss, diese Frau ist mir irgendwie ein Rätsel. Ihr Vormund mag ja für seine Dienste für unsere Königin zum Ritter geschlagen worden sein, trotzdem ist er nichts weiter als ein kleiner Dieb. Wo hat sie sich nur ihr exzellentes Wissen in Ägyptologie angeeignet?“
„Ich hätte eine Idee, wie du das herausfinden könntest“, murmelte Evelyn.
„Ja, ich habe vor, unverzüglich einen der Männer auf ihre Vergangenheit anzusetzen“, erklärte Brian.
„Meine Idee ist einfacher“, entgegnete Evelyn.
„Tatsächlich? Dann raus mit der Sprache.“
„Frag sie“, sagte Evelyn.
Er lächelte gequält. „Aber wird sie mir die Wahrheit sagen?“
„Es ist ein Anfang“, erklärte Evelyn. „Shelby muss jeden Moment mit ihr eintreffen. Ich habe alles vorbereitet für ein Dinner zu zweit um acht.“
„Ich kann sie doch nicht zwingen zu bleiben“, erinnerte er seine Vertraute.
Sie lächelte. „Oh, aber ihrem Vormund geht es miserabel. Sie wird seinetwegen bleiben.“
„Ich dachte, er hätte nur ein paar Schrammen.“
„Ich habe dafür gesorgt, dass die Schrammen immer noch sehr schmerzhaft sind.“
„Guter Gott, Evelyn, du hast dem Mann doch nichts angetan?“
Sie lachte hell auf. „Nein, Brian. Wir haben uns nur unterhalten. Das ist alles.“
Kopfschüttelnd sah er sie an. „Du erstaunst mich immer wieder, weißt du.“
„Ich tue einfach mein Bestes, um dir zu dienen“, sagte sie und lächelte süß. Dann sah sie ihn ernst an. „Wirklich, Brian. Frag sie, was du wissen willst. Vielleicht sagt sie dir die Wahrheit. Und wenn es nicht die Wahrheit ist, wirst du es leicht herausfinden, da bin ich sicher.“
„Vielleicht. Aber …“
„Aber?“
„Nun, als wir uns das erste Mal unterhalten haben, hat
sie
sich noch mehr bemüht, die Wahrheit zu verbergen, als
ich
es normalerweise tue.“
„Du kannst nicht ernsthaft glauben, dass Miss Montgomery Teil einer Verschwörung gegen dich ist“, entgegnete Evelyn und sah ihn fragend an.
„Ich weiß nur, Evelyn, dass hier jeder irgendwie ein falsches Spiel zu spielen scheint. Und dass Miss Montgomery in jedem Fall Geheimnisse hat.“
Als Camille die Tür öffnete, hörte sie ein leises Stöhnen. Furcht ergriff ihr Herz.
„Tristan?“
„Camie, Liebes, bist du es?“
Seine Stimme klang schwach. Camille eilte zu ihm und hockte sich auf die Bettkante. Besorgt sah sie auf ihn hinunter. „Geht es dir gut?“ wollte sie wissen.
„Es könnte nicht besser sein, Kind, wenn du so vor mir sitzt“, erklärte er. Trotzdem verzog er das Gesicht beim Sprechen.
„Was tut dir weh, Tristan? Vielleicht hast du dir was gebrochen. Ich muss dich unbedingt in ein Hospital bringen“, sagte Camille besorgt.
„Nein, Camie. Nein!“ Er griff nach ihrer Hand. Er schien vielleicht schwach und leidend zu sein, aber sein Griff war erstaunlich fest.
„Nein, Mädchen, es ist nichts gebrochen. Da bin ich sicher, denn ich kann die alten Glieder ohne große Schmerzen bewegen. Nein, Kind, ich bin einfach so zerschlagen, weißt du.“
Sie setzte sich aufrecht hin und starrte auf ihn hinunter. Sie wusste nicht, ob sie besorgt oder wütend sein sollte. Sie legte ihre freie Hand auf seine Stirn. „Fieber hast du jedenfalls keins“, stellte sie fest.
„Siehst du. Ich bin einfach nur … schwach. Und wund. Ich werde mich schon erholen, wenn man mir ein bisschen
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