Der Mann mit der dunklen Maske
jemand sich darüber Sorgen macht, dass Sie ein solcher Einsiedler geworden sind. Aber diese Frau hat ihr ganzes Leben lang getrauert. Ich meine, lieber Gott, sie hat die Trauer zu einem neuen Lebensstil erhoben. Brian Stirling, Sie sind ein junger Mann. Und warum verstecken Sie Ihr Gesicht? Sehen Sie sich doch an. Sie sind vornehm, groß und stark.“
„Und ziemlich wohlhabend“, fügte Sir Bartholomew Greer hinzu.
„Ja, wohlhabend. Auf nichts anderes kommt es wohl an“, murmelte Lord Wimbly amüsiert.
„Ich habe selbst eine Tochter im heiratsfähigen Alter“, erklärte Sir Bartholomew.
„Und sie ist hässlich wie die Nacht“, flüsterte Viscount Ledger Brian ins Ohr.
Sir Bartholomew musste ihn gehört haben, denn er richtete sich kerzengerade auf. „Ich fürchte, unser guter Lord Stirling hat einen Grund, warum er diese Maske trägt.“
„Aber Sie sind ein Earl, ein wohlhabender Earl“, wandte Viscount Ledger ein und zwirbelte seinen Schurrbart. Er stieß einen Seufzer aus. „Offen gesagt, Brian, auch wenn Sie alt wären, unbeschreiblich hässlich, mit jeder Bewegung mehr verfallen würden, Sie würden immer noch eine angemessene Frau finden, wissen Sie.“
Brian lachte und nahm vom Kellner einen Brandy entgegen, den dieser stumm servierte. Mit einem Kopfnicken dankte er für das Kompliment. „Egal, wer oder was ich als Mann bin, ich bin ein Earl. Und zwar ein reicher“, murmelte er trocken. „Ich habe mich noch nicht aufgemacht, um eine passende Frau zu finden, fürchte ich. Ich glaube nicht, dass ich schon bereit dafür bin. Und wenn ich nach einer Braut Ausschau hielte, würde ich es doch bevorzugen, wenn sie den
Mann
liebte und nicht das
Schloss
.“
„Lieber Gott, man muss doch auch an die Gesellschaft denken“, warf Viscount Ledger ein.
„Da ist die Gesellschaft, aber da ist auch das Leben. Habe ich nicht Recht?“ murmelte Brian. „Im Moment ist dieser Punkt sowieso hypothetisch. Ich habe mich gerade erst entschieden, mein Refugium zu verlassen, um wieder mehr über London und England zu erfahren. Und wie Sie schon angedeutet haben, da ich mit solchen Reichtümern gesegnet bin, muss ich für mich selbst herausfinden, wie ich wieder ein brauchbareres Mitglied der Gesellschaft werden kann.“
Brian war froh, als sie in diesem Moment vom Oberkellner unterbrochen wurden, der diskret darauf hinwies, dass ihr Tisch bereit war. Lord Wimbly und er entschuldigten sich.
Als sie sich gesetzt hatten, brachte Lord Wimbly erneut seine Begeisterung darüber zum Ausdruck, dass Brian vorhatte, sich wieder um das Museum zu kümmern.
„Es gibt keinen Grund, dass ein Mann, auch wenn er mit einem Fluch belegt ist, mit Ihren Mitteln und Verantwortlichkeiten Tag für Tag hinter den Mauern eines mittelalterlichen Schlosses sitzt“, tadelte ihn Lord Wimbly. „Brian, das britische Reich steht in seiner Blüte. Und obwohl wir uns leider mit den Franzosen abgeben müssen, ist unsere Bedeutung in Ägypten monumental.“
Brian nahm einen Schluck von dem exzellenten roten Bordeaux. „Lord Wimbly, ohne die Franzosen wären wir heute weder im Besitz des Steins von Rosette noch hätten wir das Wissen und die Quellen, die uns zur Verfügung stehen.“
„Ja, nun … das ist unser Empire, mein Junge. Unser Empire.“ Er erhob sein Glas.
Er fuhr fort, über die unglaubliche Arbeit zu sprechen, die Brians Eltern in Ägypten auf der Suche nach mehr Wissen geleistet hatten und wie sie gelernt hatten, unter den Einheimischen zu leben.
„Und sie haben Schätze gesucht“, murmelte Brian.
„In der Tat. Aber welcher Schatz ist schon so wertvoll wie das Leben selbst, das sie so tragisch verloren haben. Sie waren so schön, so brillant. Zwei hell leuchtende Sterne. Es ist an Ihnen, dort weiterzumachen, wo sie aufgehört haben, zu ihrem Gedenken.“
Die Rechnung kam, und Lord Wimbly protestierte nicht, als Brian darauf bestand, sie zu übernehmen.
An der Garderobe trennten sich ihre Wege. Brian, der ein wenig hinter Lord Wimbly zurückgeblieben war, hörte, wie jemand den Lord leise wegen einer ausstehenden Summe ansprach.
Lord Wimbly antwortete genau so leise. „Das ist richtig, guter Mann. Wie nachlässig von mir. Ich habe meine Börse vergessen. Aber unser Spiel habe ich nicht vergessen.“ Schnell blickte er sich um.
Brian tat so, als würde er durch eines der wunderschön gefassten Fenster des Vorraums starren.
„Es wird ein weiteres Spiel geben. Wir können doch um alles oder nichts spielen, was?“
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