Der Mann mit der dunklen Maske
hinaus und erklärte Shelby, dass sie den Rest des Wegs laufen würde. Bevor er sie aufhalten konnte, schlüpfte sie aus der Kutsche und verschwand in der Menge.
Sie erreichte das Museum zu spät und sah, dass schon geöffnet war. Sie eilte durch die Ausstellungen. Es hatten sich bereits viele Leute vor dem Terrarium versammelt. Aubrey hatte die Schlange heute gefüttert.
Ein Schauer überlief sie, und schnell eilte sie weiter zu ihrem Büro. Sir John saß an seinem Schreibtisch, aber er tadelte sie nicht wegen ihrer Verspätung. Er warf ihr nur ein schwaches Lächeln zu.
„Es ist ein ganz schönes Gewühl da draußen, wie?“ Er schüttelte den Kopf. „Es wird von Tag zu Tag schlimmer. Dieser Verkehr in der Stadt!“ Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Grafiken und Aufzeichnungen auf seinem Tisch zu.
Sie machte sich ebenfalls an die Arbeit. Doch die Symbole verschwammen vor ihren Augen, ihre Gedanken machten sich selbstständig. Vor etwas mehr als einem Jahr waren alle Männer dieser Abteilung auf einer Expedition gewesen. Zuerst hatte es so ausgesehen, als ob sie mit einer überwältigenden Entdeckung enden würde. Und dann hatte sich der Triumph in eine Tragödie verwandelt.
Sie sprang von ihrer Arbeit auf und lief aus dem Raum. Sir John saß immer noch an seinem Schreibtisch. Er sah auf, als sie hereinkam.
„Ja?“
„Sir John. Was ist eigentlich geschehen, als die Stirlings starben?“ fragte sie.
„Wie meinen Sie das?“
„Sie alle waren doch dort, oder nicht?“
Ein Schatten legte sich auf Sir Johns Gesicht. „Ja.“
„Für die Beerdigung sind die beiden nach England überführt worden, aber die Entdeckungen waren gerade erst gemacht. Nach ihrem Tod gab es doch sicherlich eine Menge zu tun.“
Er sah sie an, dann schüttelte er den Kopf und blickte wieder auf seine Papiere. „Nein, so war es nicht. Wir waren in dem Grab und haben die Funde verzeichnet. Die wichtigsten Objekte waren schon entfernt worden, und viele andere waren bereits für den Versand vorbereitet. Ein Telegramm wurde an Brian gesandt, der offensichtlich direkt vor einem Gefecht vom Tod seiner Eltern erfuhr. Er wurde dann verwundet, schaffte es aber trotzdem, schnell in Kairo einzutreffen. Die Leichen waren so lange auf Eis gebettet worden. Er kümmerte sich darum, dass sie nach England gebracht wurden. Ihm lag sehr daran, dass sie einer Autopsie unterzogen wurden. Gott weiß, warum. Die Todesursache war ja sehr offensichtlich.“
„Hat irgendjemand die Schlangen gefunden?“
„Wie bitte?“
„Die Nattern. Die Tiere, die sie getötet haben“, sagte Camille.
„Ich glaube nicht. Ich bin sicher, dass es ein Nest im Zimmer der Stirlings gab. Nachdem die Kobras gebissen hatten, sind die Tiere wahrscheinlich geflohen. Camille, viele Leute sterben an Schlangenbissen. Das ist eine ständige Bedrohung, wenn man in der Wüste lebt und arbeitet.“
„Natürlich“, murmelte sie.
Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu und wollte somit das Gespräch beenden, doch Camille lief hinüber zu seinem Schreibtisch. „Hat es denn eine Untersuchung gegeben?“
Er sah wieder auf. „Selbstverständlich. Es sind sowohl ägyptische als auch britische Behörden hinzugezogen worden. Guter Gott, Kind. George war der Earl of Carlyle!“
„Ja, ja, natürlich.“
„Ich habe zu arbeiten, Camille. Und Sie auch.“
Sie nickte und ging zurück in ihren kleinen Arbeitsraum. Was sie normalerweise so faszinierte, erschien ihr heute trocken und zäh. Ihre Gedanken fuhren Karussell. Sie übersetzte ein paar weitere Zeilen des Fluchs und entdeckte einige Symbole, deren Bedeutung sie erregten. Sie sprach sie laut aus, langsam und betont.
„Wisset, dass die Große Kobra mit ihren flammenden Augen, entstanden aus Hethres Willen und ihrer Macht und durch die Schöpfung ihrer eigenen Hände, wird Strafe auch über den höchsten Adelsstand bringen.”
Sie starrte auf den Text und überprüfte noch einmal sorgfältig ihre Übersetzung. Dann sprang sie auf und eilte hinaus zu Sir Johns Schreibtisch.
Er war fort.
Die Zeitungsausschnitte über den Tod der Stirlings lagen oben auf seinen anderen Papieren. Und dann traute sie ihren Augen nicht. Schnell lief sie um den Tisch herum. Ein kleines Taschenmesser heftete die Papiere auf den Tisch, es steckte genau im Gesicht von Sir John auf einem der Fotos.
Trotz des öffentlichen Aufschreis während der so genannten Jack-the-Ripper-Morde hatte sich das East End kaum verändert.
Schmutzige,
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