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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Boyle
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Produzenten einer oscarprämierten Produktionsfirma. Da ich das zu diesem Zeitpunkt nicht weiß, antworte ich irgendetwas in Richtung: »Keine Sorge, Mann. Ich lasse irgendwann von mir hören.« Habe schon bessere Antworten gegeben.
    Mein »stressfreier« letzter Tag war vorüber, und es war an der Zeit, mein Jahr ohne Geld zu beginnen. Als ich im Bett lag, wusste ich, dass mein Leben sich dramatisch verändert haben würde, sobald ich am nächsten Tag aufwachte. Dieser Gedanke musste ja einfach schwer auf meiner Seele lasten. Ich hatte das Interesse der Öffentlichkeit und der Medien an einer Geschichte, die noch nicht mal geschrieben war, völlig unterschätzt, und ich hatte das Gefühl, dass dies auf mein in Zukunft ohnehin sehr arbeitsintensives Leben noch viel mehr Druck ausüben würde.

5 Der erste Tag ohne Geld
    Das Freeconomy-Fest
    Mein erster Tag ohne Geld.
    Es fühlte sich an, als hätte er sich schon ewig angekündigt. Wochen vorher, wenn ich Menschen begegnete, war das Einzige, worüber sie sprachen, mein anstehendes Jahr ohne Geld. Es war zu einem allumfassenden Thema geworden. Jeder Satz, nicht nur von den Reportern, sondern auch von meinen Freunden, schien mit einem Fragezeichen zu enden. »Warum tust du das? Wie wirst du das anstellen? Wirst du schlecht riechen?« Ich verstand sie total und hatte solche Reaktionen auch erwartet, aber leichter machte es die Sache nicht. Manchmal wollte ich einfach ein normales Gespräch über etwas anderes führen als das Thema Geld oder Geldlosigkeit. Es war eine Erleichterung, als es endlich losging.
    In dem Wissen, wie viel ich vor acht Uhr erledigen musste, hatte ich den Wecker auf 5:30 Uhr gestellt. Normalerweise lasse ich den Wecker, wenn er losgeht, etliche Minuten klingeln und vibrieren, bevor ich aus dem Bett klettere. Dieses Mal schoss ich aus dem Bett – nicht weil mich die Begeisterung darüber, ab sofort ohne Geld zu leben, angefeuert hätte, sondern weil ich darum bemüht war, möglichst viel von der Batterieleistung einzusparen. Es war gut, so zu starten, wie ich auch weitermachen wollte. Dieses Jahr würde arbeitsam werden, und Ausschlafen würde wahrscheinlich eine Ausnahme sein. Eines der komischsten Gefühle war, nichts in meinen Taschen zu haben. Ich trug bereits seit Wochen keine Schlüssel mehr bei mir. Ich hatte beschlossen, meinen Wohnwagen niemals abzuschließen, da ich anfangen wollte, der Welt mehr zu vertrauen. Um ehrlich zu sein, gab es darin eh nicht viel, was sich zu klauen gelohnt hätte.
    Die dringlichste Aufgabe des Tages war, das restliche Gemüse zu besorgen, das wir für ein Drei-Gänge-Menü für bis zu 200 Personen brauchten. Ich hatte geplant, die Besorgung mit Claire zusammen zu machen, die viel Erfahrung im Befreien intakter Lebensmittel aus Mülltonnen vor Sonnenaufgang mitbrachte. Doch als wir gerade aufbrechen wollten, wurde mir klar, dass ich im Hinblick auf die mir selbst gesetzten Regeln nicht in den Lieferwagen einsteigen durfte. Es war lachhaft, aber Fergus erklärte sich bereit, die schmutzige Arbeit der Benzinverbrennung zusammen mit Claire für mich zu übernehmen. Das war großartig. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte mich mein Einsatz für das, woran ich glaubte, um einige Arbeit erleichtert. Mein Jahr war erst wenige Minuten alt, und schon beeinflusste das Experiment mein Leben. Dies stellte sich als Glücksfall heraus, da es mir ein paar klare Momente verschaffte, um über das bevorstehende Jahr nachzudenken. Ich war aufgeregt und ängstlich zugleich, aber intuitiv wusste ich, dass es mir großen Spaß machen würde.
    Ich machte mir keine Sorgen, ob ich den folgenden Tag überleben würde, da ich von Tonnen von Lebensmitteln und vielen Leuten umgeben sein würde. Doch der Gedanke daran, ein Drei-Gänge-Menü zu organisieren, möglicherweise für mehr als 150 Gäste und ohne die Möglichkeit, einen einzigen Penny auszugeben oder anzunehmen, trug nicht gerade zu meiner Entspannung bei. Die Herausforderungen meines ersten Tages ohne Geld bezogen sich nicht auf ein geldfreies Leben, obwohl die Zubereitung von 500 Gerichten immer ein bisschen leichter ist, wenn man einige Pennys übrig hat. Überhaupt würde dies der leichteste Tag meines Jahres werden, da ich jede Menge Essen haben und keine Sekunde daran verschwenden würde, über einen Einkauf nachzudenken. Ich fühlte, wie der Druck, dies zu einem gelungenen Tag werden zu lassen, stieg. Ich wollte nicht bloß für viele Menschen ein halbwegs gutes Essen

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