Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Boyle
Vom Netzwerk:
kochen. Ich wollte ihnen das köstlichste Festmahl bereiten, das sie je verzehrt hatten. Eines meiner Ziele bestand darin zu zeigen, dass man ohne Geld nicht nur überleben, sondern auch erfolgreich sein kann. Würde dieses Mahl mittelmäßig geraten, wären die Menschen zwar dankbar, aber die Idee eines Lebens ohne Geld würde auf sie keinen Reiz ausüben, und damit wäre eine Chance vertan.
    Gerade als das BBC-Breakfast-Team eintraf, kamen Claire und Fergus zurück und berichteten, sie hätten nicht mehr bekommen als eine Pflaume. Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich hatte der ganzen Welt von der Sache erzählt, und jetzt hatten wir kein Essen. Dann öffneten sie die Hintertür des Lieferwagens, und zum Vorschein kamen mehrere 100 Kilo Abfallgemüse und -obst. Das BBC -Breakfast-Team war darüber sehr erfreut, da dies deutlich zeigte, was für ein ernstes Thema es ist, dass Unmengen von Lebensmitteln weggeworfen werden. Sie baten uns, alles auszuladen und aufeinanderzustapeln, um es als Hintergrund für das Interview zu verwenden. Das Team entschied, dass man zwei Interviews machen wollte. Das zweite 20 Minuten, nachdem ich die Küche geöffnet und die Freiwilligen begrüßt hatte. Ich war erst seit einigen Stunden ohne Geld und fühlte bereits jetzt, wie der Druck sich aufbaute. Diesen Druck verstärkte ich schnell dadurch, dass ich Millionen von Zuschauern genau erzählte, was ich vorhatte. Selbst Fergus’ Schwester, die nicht wusste, dass wir gute Freunde waren, teilte ihrem Bruder in einer Nachricht mit, sie habe in den Nachrichten gerade etwas über einen Typen in Bristol gehört, der ohne Geld leben wolle, und sie habe gedacht, dass ihn das interessieren würde. Jetzt gab es wirklich kein Zurück mehr.
    Die gute Nachricht war, dass dank der beiden Breakfast-Interviews und der Tatsache, dass Yahoo die Story auf seine Nachrichtenseite gestellt hatte, die Besucherzahlen auf der Freeconomy-Community-Website explodierten und sich jede Minute vier oder fünf neue Mitglieder anmeldeten. Glücklicherweise hatte sich Matt Cantillon, ein ortsansässiger Webentwickler, der einige Monate zuvor der Freeconomy Community beigetreten war, bereiterklärt, die Website kostenlos zu hosten. So brauchte ich kein Geld, damit die Website weiterhin lief, egal, wie viel Traffic es dort gab. Das war kein einseitiges Geschäft. Matt benutzte die Site häufig, um kostenlose Unterstützung für das Tierrettungsprojekt zu finden, das er im Jahr zuvor gestartet hatte, und ich nehme an, dass das Webhosting das »Talent« war, das er am besten einbringen konnte. Das ist genau das, was den Geist dieser Community ausmacht, und Matt und ich wurden im Lauf des Jahres gute Freunde.
    Fergus, Claire und ich erreichten den Veranstaltungsort ziemlich spät und trafen dort auf die ersten zehn Freiwilligen aus der Bristol-Freeconomy-Gruppe, die schon darauf warteten, mit dem Zubereiten und Schnippeln der Lebensmittel zu beginnen. Wir trugen die Sachen zusammen, damit Küchenchefin Corrine Whitman in der erweiterten Version des BBC -Kochduells Ready, Steady, Cook antreten konnte. Im Fernsehen haben die Köche 20 Minuten Zeit, um ein leckeres Gericht aus Zutaten zu zaubern, die sie zuvor nicht gesehen haben. Genauso hatte Corrine, bevor sie kam, keine Ahnung, mit welchen Zutaten sie arbeiten würde. Und sie hatte nur sechs Stunden, um aus mehreren Tonnen Lebensmitteln ein leckeres Mahl für ein volles Haus mit mehr als 150 Gästen zu kreieren.
    Obwohl die Aufgabe, sich schnell verschiedene Rezepte auszudenken, in dieser Größenordnung eine extreme Herausforderung war, besonders, weil es sich um rein vegane Rezepte handelte, kam sie in den Genuss einer riesigen Auswahl. Es gab alles von heimischen Gemüsesorten wie Regenbogenmangold, Knollensellerie und Kohlrabi bis zu Wildpilzen wie Pfifferlingen. Wir hatten Vogelmiere, Kapuzinerblüten und Hagebutten und eine Vielzahl internationaler Lebensmittel wie Quinoa, Bulgur und Couscous, die aus Ländern wie Südafrika und Neuseeland stammten und Tausende von Meilen gereist waren, um in den Mülleimern Bristols zu landen. Wir hatten zum Schluss so viel Essen, dass wir einige der Freiwilligen in den »Bearpit« schicken mussten, eine große Unterführung, in der Drogensüchtige und Obdachlose oft eine Unterkunft finden, um dort einen ganzen Tag lang kostenlos Essen auszugeben. Corrine, die von einer wachsenden Armee von Freiwilligen unterstützt wurde, machte ihre Sache fantastisch und hatte innerhalb einer

Weitere Kostenlose Bücher