Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Malheur passierte und ich mit dem Wäschewaschen noch mal von vorn beginnen müsste.
Wenn es kalt wurde, konnte ich nicht einfach die Zentralheizung einschalten. Dann musste ich Holz hacken, Kleinholz sammeln, Papier suchen und erst das Feuer entfachen, bevor es zu brennen begann. Und es dauerte weitere 30 Minuten, um den Wohnwagen aufzuheizen. Leider hat der Holzofen keine Zeitschaltuhr. Das hört sich alles wie ein Albtraum an, aber es wäre falsch von mir, es so darzustellen. Diese Art zu leben hat viele Vorteile für die Umwelt, die meiner Meinung nach mehr Gewicht haben als die Unannehmlichkeiten:
Zeitaufwand Wäschewaschen mit Geld: 10 Minuten. Zeitaufwand Wäschewaschen ohne Geld: 2 Stunden, 15 Minuten.
Wasserverbrauch Waschmaschine: 100 Liter. Wasserverbrauch Handwäsche: 12 Liter.
Wasserverbrauch Wasserklosett pro Tag und Person (laut American Water Works Association Research): 70 Liter. Wasserverbrauch Komposttoilette pro Tag und Person: 0 Liter.
Wenn die Menschen im Vereinigten Königreich erfolgreich die Umstellung zur Komposttoilette vollziehen würden, würden wir pro Tag nicht nur zwei Milliarden Liter Frischwasser einsparen (Zahl von Waterwise), wir hätten auch eine Menge prima Kompost, den wir wieder dem Boden zuführen könnten.
Die Energierechnungen liegen pro Haushalt im Winter bei durchschnittlich 400 Pfund (mehr als die Gesamtkosten zur Erhaltung meines Heims!). Meine monatlichen Energiekosten liegen bei 0 Pfund. (Der Unterschied ist so, als hätte jemand, der für den Mindestlohn arbeitet, im Winter zwei Wochen frei.)
Ich entdeckte, dass ich so etwas wie eine Balance zwischen meinem Arbeitsleben, Sozialleben und Privatleben nicht hatte. Ich hatte nur das Leben. Anstatt einen Abendkurs zu besuchen, den ich mit Geld bezahlte, das ich in einem normalen Job verdiente, lernte ich Dinge, weil ich draußen in der Natur war. Ich wurde vertraut mit den Stimmen der Vögel in der Gegend und lernte über Eichhörnchen mehr, als mir das Internet je hätte beibringen können, indem ich sie beobachtete. Mir fiel auf, dass Wolkenohrpilze vorzugsweise an Holunderbäumen wachsen und es einen großen Unterschied gibt zwischen dem Verbrennen von Holunderholz und Erlenholz.
Am liebsten mochte ich die Zeiten, in denen es stark regnete. Dann horchte ich, wie der Regen auf das Dach prasselte, und war wirklich dankbar für meine Behausung, die mich trocken hielt und mir Schutz gab, und für die Bäume, die mich mit dem Holz versorgten, das mich jetzt trotz des Windes warm hielt. Nicht zu vergessen meine Dankbarkeit dem Typen gegenüber, der mir den Holzofen gemacht hatte. Diese Art von Dankbarkeit nimmt zu, je näher man der Natur ist und den Dingen, die man benutzt. Je größer der Grad der Distanziertheit, desto weniger schätzt man das alles.
Aufgrund meines Vorhabens und der Tatsache, dass es viel Beachtung fand, schrieb ich viel. Ich hatte schon seit Jahren davon geträumt, im Einklang mit der Natur zu leben; Jahre, in denen ich mich beschwert hatte, dass ich nie den richtigen Zeitpunkt zum Nachdenken, Lesen und Schreiben finden konnte. Vor dem Holzofen zu sitzen, auf das glühende Holz zu schauen und zu beobachten, wie das Mondlicht durch die Bäume schien, war ideal. Meine Gedanken waren klarer, und ich schrieb Artikel in der Hälfte der Zeit, die ich dafür in der Stadt gebraucht hätte.
In meinem Leben ging es nicht nur um Natur und darum, mit meinen – vielleicht unvermeidlichen – Einsamkeitsgefühlen fertigzuwerden. Es gab in der Stadt kostenlose Filmnächte, und in den meisten Wochen ging ich zu Freeskilling. Diese Abende machten unheimlich Spaß und waren sehr informativ. Und sie gaben mir das Gefühl, wirklich etwas für die Gemeinschaft zu tun. Außerdem boten sie Menschen aus der Umgebung, die keine zehn Pfund oder mehr für einen Workshop aufbringen konnten, die Möglichkeit, traditionelle Fähigkeiten zu erlernen, die sie für eine nachhaltige Zukunft brauchen würden. Durch Freeskilling lernte ich jede Woche jede Menge neue Freunde kennen und eignete mir gleichzeitig neue Fähigkeiten an. Nach den Sitzungen gingen wir oft zu jemandem nach Hause und redeten bis in die Morgenstunden darüber, was wir gelernt hatten und wie wir das in die Praxis umsetzen wollten. Ich organisierte die Abende mit zwei Freeconomistinnen aus der Gegend, Lucy und Amanda, mit denen ich schnell Freundschaft schloss. Während keine von ihnen geneigt war, völlig ohne Geld zu leben, engagierten sich beide
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