Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
und in B wieder aussteigt und zwischendurch selten mit jemandem spricht. Beim Trampen weiß man nie, was passiert. Wenn man es schafft, sich über die Ungewissheit hinwegzusetzen, wird das Reisen wieder richtig spannend.
Tipps fürs Trampen
Es geht nichts über einen guten Standort . Wenn man einen guten Platz hat, kann das den Unterschied zwischen fünf Minuten und zwei Stunden Wartezeit ausmachen. Suchen Sie sich eine Stelle, wo man Sie gut sehen kann, wo der Verkehr mit weniger als 70 km/h fließt und wo ein Fahrzeug ausreichend Zeit hat, um gefahrlos am Rand zu halten. Kein Fahrer wird sein Leben riskieren, um Sie mitzunehmen.
Machen Sie ein fröhliches Gesicht. Kaum jemand möchte sein Auto mit einem Miesepeter teilen! Lächeln Sie, und seien Sie freundlich.
Tragen Sie helle Kleidung. Es ist auch hilfreich, wenn Sie sauber und aufgeschlossen aussehen. Sie sollten für jedes Wetter die passende Kleidung dabeihaben.
Nehmen Sie möglichst wenig Gepäck mit.
Sie sollten Ihre Route kennen. Sie sollten die Straßen kennen, die Sie nehmen wollen, und Autobahnen vermeiden; in den meisten Ländern ist es illegal und schwierig, von der Autobahn aus zu trampen. Manche Menschen halten gern eine beschriftete Papptafel hoch, um ihr Ziel anzuzeigen. Die Mühe mache ich mir nicht.
Vertrauen Sie Ihren Instinkten. Wenn Sie sich unwohl dabei fühlen, zu jemandem ins Auto zu steigen, erfinden Sie eine höfliche Ausrede, und lassen Sie es. Sie sollten aber nicht zu ängstlich sein. Ich bin schon als Jugendlicher getrampt und hatte nie Probleme, obwohl das Geschlecht hier durchaus ein Thema sein kann.
Lassen Sie sich nicht entmutigen. Lassen Sie sich nicht von vorbeifahrenden Autos frustrieren, und kritisieren Sie keine Fahrer, die Sie mitnehmen. Eine positive Einstellung ist entscheidend, um Sie dorthin zu bringen, wo Sie hinwollen!
In mancher Hinsicht ist das Fahren per Anhalter eine gute Metapher für das Leben!
Meine positive Einstellung schien zu funktionieren, und ich erreichte Fishguard in weniger als fünf Stunden, nicht viel mehr, als wenn ich selbst gefahren wäre. Allerdings musste ich mir jetzt rund zwölf Stunden lang am leeren Fährhafen die Zeit vertreiben. Während ich dort allein herumsaß, fragte ich mich, wie voll es wohl auf dem Flughafen sein mochte und welchen Einfluss Billigflüge auf den Fährbetrieb haben. Das Gute war, dass ich einen halben Tag lang in Ruhe lesen konnte, dazu komme ich sonst nicht. Nicht so gut war, dass es sehr kalt war. Es gab einen Fernsehraum, in dem sich automatisch die Heizung einschaltete, sobald jemand durch die Tür trat. Doch ich war der Einzige, und meine mir selbst auferlegten Regeln verboten mir, hineinzugehen, weil die Heizung dann nur für mich laufen würde. Den ganzen Tag lang starrte ich die Tür an, wohl wissend, dass mein Körper wieder auftauen könnte, wenn ich nur eintreten würde. In Momenten wie diesem fragte ich mich, ob ich es wohl übertrieb. Dann führte ich mir vor Augen, dass der steigende Meeresspiegel niedrig gelegene Länder wie die Malediven bedrohte, und vertiefte mich wieder in mein Buch.
Ein Fährhafenangestellter kam auf mich zu, wies mich auf den warmen Raum hin und ging sogar hinein, um den Fernseher einzuschalten. Als ich blieb, wo ich war, und er mich fragte, warum, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Wenn ich ihm den wahren Grund genannt hätte – nämlich den Klimawandel –, hätte er mich dann für verrückt erklärt oder meine Ansichten respektiert? Aus Arroganz gab ich ihm keine Gelegenheit dazu, sondern murmelte, dass ich es da, wo ich war, echt bequem hatte, mich für sein Angebot aber bedankte. Er ging und schaute mich komisch an. Gegen Mitternacht traf ein weiterer Passagier ein und steuerte direkt auf den luxuriösen Raum zu. Als das Geräusch zehn anspringender elektrischer Heizkörper zu hören war, folgten meine Füße schnell in diese Richtung. Ich redete mir ein, dass ich, wenn die Heizung sowieso lief, ebenso gut das Beste daraus machen konnte.
Auf der dreieinhalbstündigen Fahrt nach Rosslare bekam ich etwa 30 Minuten Schlaf. Auf der Fähre hatte ich einige Probleme mit dem Trinkwasser. Ich hatte angenommen, dass ich etwas Wasser in der Bar oder den Toiletten bekommen könnte, also hatte ich mir nicht die Mühe gemacht, meine Flasche zu füllen. Diese Annahme war falsch. Einer der Köche aus dem Restaurant warnte mich, das Leitungswasser sei nicht trinkbar, denn es sei vollgepumpt mit Chemikalien, um es zu reinigen.
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