Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
den Raketenofen an. Meist koche ich für zwei Tage auf Vorrat, um Holz und Zeit zu sparen. Der Herd arbeitet sehr effizient, daher kann ich gegen 17 Uhr essen. Ich schlinge mein Essen viel schneller runter, als es mir lieb ist, und radle in die Stadt zu einer Verabredung. Ich befestige meinen Anhänger am Rad, auch wenn das mehr Gewicht bedeutet, damit ich auf dem Rückweg Sachen aus den Mülltonnen einsammeln kann (seien es Lebensmittel oder ein Gemüsedampfgarer). Die 18-Meilen-Fahrt dauert etwa eine Stunde und zehn Minuten in die Stadt und rund eineinhalb Stunden zurück. Die Heimfahrt geht bergauf, und ich bin müder.
Wenn ich am Abend keine Verabredung habe, hacke ich 30 Minuten lang Holz, ein Abfallprodukt des Heckentrimmens auf dem Bauernhof, dann feuere ich den Holzofen an mit Abfallpapier und Pappe, etwas Stroh, einem Feuerstein und einem Stück Stahl und etwas Kleinholz. Sobald der Ofen brennt, setze ich mich für einige Stunden wieder an den Computer. Ich versuche, gegen 20:30 Uhr noch einen schweigsamen Spaziergang durch die Felder zu machen, weil ich die Ruhe, die Schönheit und die kühle Nachtbrise schätze, die mich umgeben.
Nach weiteren 100 Liegestützen ist es Zeit für etwas Lektüre bei Kerzenschein. Im Dezember las ich abwechselnd Bill McKibbens Deep Economy , Henry David Thoreaus Walden oder Leben in den Wäldern und Khalil Gibrans Der Prophet , ein Buch, das ich viele Male gelesen habe, von dem ich aber immer noch lerne. Bin ich nicht bereits mit dem Buch auf meinem Gesicht eingeschlafen, wenn die Kerze bis auf den Stumpf abgebrannt ist, stehe ich auf und pinkle um 23 Uhr ein letztes Mal auf den Komposthaufen, gehe wieder hinein, schaue auf die von den Lichtern der Stadt unberührten Sterne und falle in einen sehr schönen, tiefen Schlaf, der meinen Körper und meinen Geist wieder auftankt für die wunderbaren 18 wachen Stunden des nächsten Tages.
7 Eine riskante Strategie
Der Winter kann für viele von uns eine harte Zeit sein, besonders für Menschen, die in nördlicheren Breitengraden leben, wie in Großbritannien. Es ist dunkel, wenn wir aufstehen, dunkel, wenn wir unseren Arbeitsplatz verlassen, und die Schönheiten der Natur wirken gar nicht mehr so schön. Viele Menschen leiden in unterschiedlichem Maße an der so treffend bezeichneten SAD , der Saisonabhängigen Depression, auch bekannt als »Winterdepression«. Und wir geben unweigerlich mehr von unserem hart verdienten Geld aus, sei es für höhere Energierechnungen oder in Form von Eskapismus, auch Shopping genannt.
Als ich ankündigte, dass ich mit meinem Experiment Ende November beginnen würde, also zu Beginn der kältesten, nassesten und dunkelsten Jahreszeit, waren meine Freunde überzeugt davon, dass ich tatsächlich doch noch den Verstand verloren hatte. Es war nicht nur das Wetter. Zwischen Dezember und März gibt es auch sehr wenige wild wachsende Nahrungsmittel. Ich hatte mich jedoch dazu entschlossen, ein komplettes Jahr durchzuhalten, um zu sehen, wie es war, alle vier Jahreszeiten ohne Geld zu leben. Irgendwann musste ich den Winter durchleben, und ich dachte, es sei das Beste, dies gleich am Anfang zu tun, um es hinter mich zu bringen. Das war eine riskante Strategie. Die ersten Monate würden immer die schwierigsten sein, und im Winter zu beginnen, würde die erste Zeit sicherlich nicht leichter machen.
Als unwillkommene Überraschung stellte sich heraus, dass dies – offiziell – der kälteste Winter war, den ich in meinem Leben je erlebt hatte. Ich habe diese Jahreszeit immer gemocht, aber das lag wahrscheinlich daran, dass ich die Gewissheit hatte, in ein schön warmes Haus mit Herd und Zentralheizung zurückkehren zu können, wenn ich von den Elementen genug hatte. Es gibt einen Grund dafür, dass ein Wohnwagen, eine Jurte oder ein umgebauter Lastwagen im Dezember am günstigsten zu haben sind – keiner möchte zu dieser Jahreszeit draußen wohnen. Ich würde nicht nur in einem besseren Viehstall wohnen, sondern draußen in einem echt harten britischen Winter kochen, arbeiten, waschen, putzen und meine Notdurft verrichten.
Unterhaltung
Ich denke, dass die Leute in Ländern wie Irland, Schottland, England und Wales mehr Alkohol trinken als die in wärmeren Klimazonen lebenden Menschen, besonders im Winter, und zwar vor allem deshalb, weil viele glauben, man könne zu dieser Jahreszeit nicht viel anderes unternehmen. Das jedenfalls war meine Rechtfertigung für endlose Tage und Abende gewesen, die ich im
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