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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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ihre Fingernägel und schwieg.
    »Mensch, Mädels, was ist los? Wir haben es geschafft! Freut ihr euch denn nicht? Also, los jetzt, keine Widerrede.«
    Wenig später betraten die vier Frauen das einzige Sterne-Restaurant der Gegend. Beeindruckt folgten sie dem Kellner, der sie zu einem der elegant gedeckten Tische führte.
    Nach der zweiten Flasche Champagner löste sich die Anspannung. Rita wurde albern, Malise strahlte Kate an und drückte ihr unter dem Tisch verschwörerisch die Hand. Nur Inge blieb wortkarg und stocherte in ihrem Essen. Dafür schüttete sie ein Glas nach dem anderen in sich hinein.
    Erst nach Mitternacht gelang es dem Besitzer, die vier betrunkenen Damen hinauszukomplimentieren.
    In Schlangenlinien fuhr Malise den Weg ins Dorf zurück; es war nur dem um diese Zeit geringen Verkehrsaufkommen zu verdanken, daß es zu keiner Katastrophe kam.
    Laut singend verließen sie den Wagen, den Malise an der Straße abgestellt hatte, weil sie fürchtete, die Tiefgarageneinfahrt nicht mehr zu treffen. Trotzdem hatte sie darauf bestanden, noch einen »Absacker« zu verabreichen.
    »Oh, wie ist es schön, oh, wie ist es schön«, grölte Rita, »wenn die Ratten ausgerottet sind, oh, wie ist es schön …«
    »Oh, wie ist es schön …«, fielen die anderen ein.
    Malise hatte einige Schwierigkeiten, den Schlüssel ins Haustürschloß zu bekommen. Während sie herumstocherte, schwang sich der Damenchor zu einem jubilierenden Schlußakkord auf. Als sie gerade gemeinsam das hohe C trällerten, flog schräg über ihnen ein Fenster auf.
    »Ruhe, verdammt noch mal, sonst hole ich die Polizei!« ertönte eine männliche Stimme. Es war unverkennbar Mattuschek.
     
    Der Schock hatte zur sofortigen Ernüchterung bei den Frauen geführt.
    Malise wanderte, aufgeregt an einem Zigarillo ziehend, durchs Wohnzimmer, während Kate und Inge niedergeschlagen am Boden hockten und vor sich hin starrten. Am wenigsten mitgenommen wirkte Rita. Sie drehte gedankenverloren an einem Rubik-Würfel und machte den Eindruck, als ginge sie die ganze Sache nichts an.
    Malise unterbrach ihre Wanderung und baute sich vor ihr auf.
    »Ich wußte es ja! Wenn du deine Finger drin hast, kann es nur schiefgehen!«
    »Ach, bin ich mal wieder der Sündenbock«, gab Rita zurück und feuerte das Spielzeug auf den Boden. »Na ja, war eigentlich klar.«
    » Du hast diesen Mistkerl angeschleppt. Und du hast ihm unser Geld hinterhergeworfen«, fauchte Malise.
    Rita kaute jetzt wütend an ihren Fingernägeln.
    »Wieso bin eigentlich immer ich schuld? Schließlich wart ihr alle einverstanden. Außerdem, was sind schon viertausend Mark?«
    »Viertausend Mark sind eine verdammte Menge Geld«, brüllte Malise, »und wenn du’s zu üppig hast, kannst du uns gerne den Schaden ersetzen!«
    »Schrei nicht so«, sagte Inge ungehalten. »Als ginge es nur um das Geld! Ich find’s viel schlimmer, daß die ganze Aufregung umsonst war. Noch mal steh’ ich das nicht durch!«
    Kate nickte. »Das versteh’ ich. Die letzten drei Tage waren die Hölle.«
    Malise hatte sich aufs Sofa fallen lassen und den Kopf in den Händen vergraben. »Das heißt also, ihr laßt mich im Stich«, tönte ihre Stimme dumpf unter einem Vorhang aus Haaren hervor.
    Kate setzte sich und legte den Arm um ihre Freundin.
    »Nein, das sagt doch keiner. Es ist nur … es ist viel schwieriger, als man es sich vorstellt.«
    »Ich hab’s jedenfalls satt«, sagte Rita und stand auf.
    »Mir ist der Typ völlig schnuppe. Und wegen euch gehe ich nicht noch mal so ein Risiko ein.«
    »Komm, reg dich nicht auf«, bat Kate. »Malise hat es nicht so gemeint.«
    »Allerdings hab’ ich es so gemeint!« brauste Malise auf.
    »Na dann, viel Spaß noch!« sagte Rita und ging zur Tür.
    »Ich hau’ auch ab«, murmelte Inge.
    »Verpißt euch, ihr dämlichen Weiber!« schrie Malise ihnen nach und feuerte eines der afrikanischen Sitzkissen in Richtung Tür. Sie verfehlte ihr Ziel und traf eine der wertvollen Masken, die von der Wand fiel und in mehrere Einzelteile zersprang.
    »Und jetzt?« fragte Kate.
    »Jetzt wirst du mir sicher auch gleich erzählen, daß du aussteigst.« Malise warf ihr einen finsteren Blick zu.
    »Keine Sekunde habe ich daran gedacht!« sagte Kate heftig. »Da kennst du mich schlecht. So schnell gebe ich nicht auf.«
    Sie war nicht halb so überzeugt, wie sie tat.

SIEBZEHN
     
    I ch bin’s«, tönte Bernds Stimme aus dem Hörer. Kate verzog das Gesicht. »Was gibt’s? Braucht ihr ’nen

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