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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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durch seine Patenschaft … blablabla …
    In Kate stieg heftiger Ärger hoch. Sie spürte das fast unwiderstehliche Verlangen, aufzustehen und die Festgesellschaft über Bernds Verhalten aufzuklären.
    Daß er sie bereits mit Ramona betrogen habe, als er noch mit ihr verheiratet gewesen sei. Daß er nicht mal die Scheidung abgewartet habe, um seine neue zu schwängern. Daß er sich monatelang kaum um Samuel gekümmert habe.
    Statt dessen preßte sie angestrengt ein Lächeln heraus und ließ die peinlichen Lobhudeleien, mit denen Bernd nur sich selbst schmücken wollte, über sich ergehen.
    Am Ende der Veranstaltung schmerzten ihre Gesichtsmuskeln vor Anspannung. Sie reihte sich mit den anderen Gästen in die Schlange zur Verabschiedung ein. Bernd und Ramona umarmten sie überschwenglich.
    »Übrigens«, sagte Ramona, »wir würden Samuel gerne für die Osterferien zu uns einladen, wir fahren in die Berge!«
    »Wird dir das nicht zuviel mit dem Baby?« gab Kate sich besorgt. In Wahrheit wollte sie nur nicht, daß Samuel so lange bei ihnen wäre.
    »Aber nein«, antwortete Bernd an Ramonas Stelle, »das schaffen wir schon. Wir dachten, daß du dann vielleicht Tim mal für ein paar Tage nehmen könntest, wenn Ramona abgestillt hat.«
    »Wie bitte?« Kate traute ihren Ohren nicht. »Ihr wollt mich als Kinderfrau anheuern, damit ihr mal wieder ungestört flittern könnt? Ihr tickt ja wohl nicht richtig. Was glaubt ihr eigentlich, wer ich bin?«
    Betroffene Stille breitete sich unter den restlichen Gästen aus. Alle Blicke richteten sich auf Kate. Ramonas Kindergesicht wurde blaß, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Schützend legte Bernd einen Arm um sie.
    »Mam! Spinnst du?« durchbrach Samuels helle Stimme das Schweigen.
    Kate drehte sich um und lief aus dem Restaurant.
    Konfus irrte sie auf dem Parkplatz herum und suchte ihr Auto.
    »Mam! Mam, warte doch!«
    Samuel kam hinter ihr hergelaufen. Sie drehte sich um, wollte ihn umarmen, Absolution für ihr Benehmen erbitten. Aber er blieb steif und mit hängenden Armen vor ihr stehen und sah sie voller Verachtung an.
    »Das war echt beschissen von dir, Mam. Jetzt hast du allen den Tag verdorben.«
    Stimmt, dachte Kate. Was der dämliche Pfarrer nicht geschafft hat, ist mir gelungen.
    Aber war es nicht genau das, was sie gewollt hatte?
     
    Miroslav hatte sich gemeldet und mitgeteilt, er nehme den Auftrag an. Jetzt waren weitere tausend Mark fällig. Rita hatte das Geld eingesammelt, um es an eine Postfachadresse in der Stadt zu schicken.
    Und endlich war es soweit: An diesem Wochenende würde Gudrun zur Kur fahren; das Gerücht aus dem Metzgerladen hatte sich als zutreffend erwiesen.
    »Und sie ahnt nicht, daß sie ihren Willi nicht lebend wiedersehen wird«, stellte Malise befriedigt fest.
    »Wenn Miroslav seinen Job anständig macht, auch nicht tot«, ergänzte Kate.
    » Leiche machen: zweitausend. Leiche wegmachen: noch mal zweitausend. «
    Rita rief ungefähr einmal stündlich bei allen an, um zu fragen, ob schon was von Gudruns Abreise bemerkt worden sei. Malise trug ständig Biomüll zur Komposttonne, weil sie dabei unauffällig die Garagenausfahrt im Auge behalten konnte. Inge hing mit kurzen Unterbrechungen an ihrem Küchenfenster, von wo aus sie die Haustüre der Mattuscheks im Blick hatte. Kate litt unter Magenkrämpfen, die sie mit Fencheltee zu lindern versuchte.
    Der Samstag verlief ereignislos.
    »O Gott, hoffentlich fährt sie überhaupt!« betete Inge gegen Abend. »Nicht, daß sie es sich anders überlegt hat.«
    »Die wäre schön blöd, wenn sie schon mal die Gelegenheit hat, für vier Wochen von diesem Ekel wegzukommen«, fand Malise.
    Kate hatte eine unruhige Nacht; bei einem ihrer Toilettengänge bemerkte sie, daß auch bei Malise um drei Uhr morgens noch Licht brannte.
    Sonntag früh wurde sie vom Telefon aus dem Schlaf gerissen.
    »Sie ist weg! Vor einer dreiviertel Stunde sind sie gestartet, und gerade ist er allein wiedergekommen«, flüsterte Inges Stimme aus dem Hörer.
    Kate war sofort hellwach. Ab jetzt lief der Countdown. Rita würde Miroslav benachrichtigen, und innerhalb der nächsten drei Tage würde er zuschlagen.
    Wie sollte sie sich verhalten? Sollte sie wegfahren, um für alle Fälle ein Alibi zu haben? Nein, verwarf Kate gleich darauf die Idee wieder, das wäre zu auffällig. Kommissar Lander würde es sicher merkwürdig finden, wenn sie genau in der Zeit von Mattuscheks Verschwinden weg gewesen wäre, wo sie doch angeblich nie

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