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Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
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kleiner Sämlinge hoch. »In den Samenzellen steckt eine potentielle neue Pflanze. Ich habe einige in feuchten Boden gelegt und die Bedingungen hergestellt, die sie in Nachtland haben. Das hier ist das Ergebnis.«
    Er deutete auf etwa zwanzig Pflanzen, die verschieden groß waren. »Hochgeschätzte Sucher, wir halten das Geheimnis des Lebens in unseren Händen.«
    Ein Murmeln ging durch die Reihen. Jemand sagte: »Eine hervorragende Arbeit – wenn sich alles so verhält, wie er sagt.«
    Aber Nabah war sofort aufgesprungen. »Hört, wie er lästert! Ich verlange, daß er degradiert wird. Als nächstes schlägt er gar vor, daß wir den Geburtstempel öffnen.«
    Plötzlich sah Ketan das Schema der Opposition. Hoult unternahm nichts, aber er zügelte auch Nabah nicht in seinen Haßreden. Er rechnete fest damit, daß der Fanatiker den Rat beeinflussen würde.
    Deetan, eine der älteren Frauen im Rat, ignorierte Nabahs Tiraden. Sie wandte sich interessiert an Ketan: »Weshalb vermehren sich die Pflanzen in Kronweld nicht, wenn sie es in Nachtland tun? Weshalb muß man alle Pflanzen auf dem mühsamen Weg hierherbringen?«
    Ketan schüttelte den Kopf. »Hinter dieses Geheimnis bin ich auch noch nicht gekommen. Ich stehe erst am Anfang.«
    Deetan wandte sich an Hoult. »Ich finde nicht, daß dieser Sucher den Gott lästert. Ich bin bereit, für ihn einzutreten. Er hat dem Suchen ein neues Gebiet eröffnet.«
    Hoult nickte. »Wir werden die Materie weiterhin untersuchen.«
    Ketan sah ihn erstaunt an. Er merkte deutlich, daß Hoult die Wendung der Dinge nicht gefiel. In seinen Augen war eine tückische Zurückhaltung.
    »Hast du uns noch mehr zu zeigen?« Hoult beugte sich mit gespieltem Interesse vor.
    »Ja«, sagte Ketan. »Ihr wißt, daß die Menschen von Kronweld keine Lebensformen außer der eigenen kannten, bevor Igon nach Nachtland ging. Als er Bilder und Beschreibungen von den Bors und anderen Lebewesen brachte, trachtete man ihm nach dem Leben, weil man ihn für einen Gotteslästerer hielt.«
    »Das waren primitive Zeiten«, erwiderte Nabah. »Ich hoffe, du vergleichst sie nicht mit der Gegenwart.«
    »Die Geschöpfe von Nachtland werden immer noch mit Abscheu betrachtet. Man darf sie nicht erforschen.«
    »Und mit Recht«, erklärte Anot. »Das Suchen sollte sich auf die höheren Lebewesen beschränken.«
    Ketan ignorierte die unlogische Unterbrechung. »Ich verbrachte den größten Teil einer Tara in Nachtland«, sagte er. »Dort sah ich die Bors in ihrer natürlichen Umgebung. Und ich entdeckte, daß das, was für die Pflanzen zutrifft, auch bei den Tieren stimmt.«
    Er wartete, bis seine Worte richtig aufgenommen waren. Und dann brach ein wilder Lärm los. Hoult mußte eingreifen.
    »Genug! Wie können die wilden Phantasien eines Jünglings den würdigen Rat so erregen?«
    Dann wandte er sich an Ketan: »Vor einem Augenblick hast du unser Interesse erregt. Nun zwingst du mich, dich zu verurteilen. Du wirst nie ein guter Sucher werden. Wie kannst du behaupten, daß die Bors aus Samen entstehen, die man in die Erde bettet!«
    »Das sagte ich nicht. Ich sagte nur, daß sich Pflanzen und Tiere nach dem gleichen Prinzip vermehren. Bei den Tieren ruht die Eizelle im Körper des weiblichen Tieres. Sie bleibt dort, bis sie eine gewisse Größe erreicht hat und trennt sich dann vom Körper des erwachsenen Tieres.«
    Anot stand mit einer dramatischen Geste auf. »Seit den Tagen des großen Igon gingen immer wieder Männer nach Nachtland, um das Leben zu studieren, das der Gott dort gedeihen läßt. Alle Bilder, die sie mitbrachten, zeigten Tiere von gleicher Größe. Und nun sollen wir glauben, daß es so kleine Bors gibt, daß sie im Körper von anderen existieren können? Ich habe genug von dem Unsinn.«
    Er setzte sich, während die anderen Beifall nickten. Ketan sah sie mitleidig an. Dann drehte er sich um und rollte den Käfig mit den Bors heran. Man hörte das Grollen des älteren Tieres.
    »Wachleute!« schrie Hoult.
    Während Varano und sein Kollege herbeiliefen und Ketan an den Armen festhielten, sagte Ketan ruhig: »Bevor ihr mich hinausschickt, tut einen Blick in den Käfig.«
    Unwillkürlich warfen sie ängstliche Blicke ins Innere des Käfigs. Einer nach dem anderen sahen sie das winzige Bor-Kälbchen, das ihnen blind entgegenschnüffelte.
    Hoult ließ sich zurücksinken. Auf seinem Gesicht war echtes Staunen. »Du hast uns etwas Verblüffendes gezeigt – aber es beweist nicht deine Behauptung hinsichtlich der

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