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Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
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sagte er steif. Der Blick der Frau irritierte ihn.
    »Sie ging ins Vorbereitungszentrum. Morgen will sie Tempeldienerin werden.«

 
9
     
    Das Schweigen, das auf diese Worte folgte, war erdrüc kend. Schließlich fragte Ketan mühsam: »Sind Sie sicher?«
    Die Frau nickte. »Ich sah das Anmeldeformular. Aber tun Sie doch nicht, als hätte man Sie soeben degradiert. Es gibt noch andere Frauen in Kronweld. Setzen Sie sich doch …«
    »Vielen Dank.« Ketan drehte sich wie eine Puppe um und ging hinaus. »Ich muß gehen. Weisheit.«
    Er eilte in die Nacht hinaus.
    Er fuhr ziellos durch die Straßen. Seine Denkkraft war wie gelähmt. Das konnte Elta nicht gemeint haben, als sie sagte, daß sie eine Zeitlang fort müsse. Vom Geburtstempel gab es keine Rückkehr.
    Plötzlich befand er sich auf der Straße, die in einem Bogen um den Geburtstempel führte. Weiter vorn, noch außerhalb der Purpurlinie, befand sich das Vorbereitungszentrum. Es war ein gewöhnliches Gebäude. Nur der Eingang war fest verschlossen.
    Ketan wußte, was er tun mußte.
    Und als er seine Entscheidung getroffen hatte, wußte er, daß es die einzige Möglichkeit überhaupt war. Alle anderen Pläne hätten versagt.
    Es schien, als spräche ihm die Stimme von der Felsnadel Mut zu, aber er war sich nicht sicher.
    »Der Weg ist richtig, Einsamer, beeile dich!«
     
    *
     
    Varano ging ungeduldig durch den Raum, als Ketan endlich zurückkam. »Ich dachte, du würdest überhaupt nicht mehr kommen. Mein Vorgesetzter war zweimal hier …«
    Dann sah er Ketans Gesicht. »Was war?«
    Ketan erzählte ihm von Eltas Tat. Varano zuckte müde mit den Schultern. »Damit ist die Sache zu Ende.«
    Ketan sah den Wachmann lange an, dann holte er blitzschnell aus und streckte Varano durch einen Schlag ans Kinn zu Boden.
    »Tut mir leid«, sagte er, als der Mann bewußtlos vor ihm lag. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    Er lud sich den Mann auf die Schulter und trug ihn in das Labor unter seinem Haus. Dort füllte er eine Spritze und injizierte sie Varano. Nach kurzer Zeit wurde der Körper des Wachmannes steif. Er atmete immer flacher. Ketan war befriedigt. Varano würde dreißig Tage lang schlafen.
    Er schrieb Branen einen Brief, der die Anwesenheit Varanos erklärte, und bat ihn, den Wachmann nach dreißig Tagen an einen Ort außerhalb des Hauses zu bringen.
    Er legte das Blatt zusammen mit seinen Arbeitsunterlagen auf den Tisch.
    Ketan besaß eine Menge plastilinartigen Stoff, den er zur Nachahmung von Pflanzen und Tieren benutzte. Er wählte ihn in weißer Farbe und vermischte ihn mit Fett und rosa Pigment.
    Als das Zeug endlich hautähnlich aussah, streifte er seinen Gurt ab und begann seinen Körper mit Hilfe des Plastilins zu verformen. Es dauerte lange, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Man konnte ihn nun für eine etwas dickliche Frau halten.
    Ketan lief nach oben. Er hatte das Gefühl, daß das Zeug sich jeden Moment auflösen würde, aber das war natürlich Unsinn. Wenn man es nicht gerade mit kochendem Wasser übergoß, hielt es länger als einen Monat.
    Er hatte nur eine kräftige Harpune und ein Stück dünnes Seil mitgenommen. Wenn ihm jemand zu nahe kam, ging er langsamer, um nicht in ein Gespräch gezogen zu werden.
    Er atmete auf, als er sich endlich auf der Tempelstraße befand. Einen Augenblick konzentrierte er sich, dann beobachtete er aufmerksam das Vorbereitungszentrum.
    Das viereckige, dreistöckige Gebäude schien völlig leer zu sein. Die einzige Tür öffnete sich sicher nur, wenn man den Geheimkode wußte.
    Aber irgendwo in dem Gebäude war Elta.
    Er wiederholte den Gedanken immer wieder.
    Das Gebäude lag im Schatten. Ketan sah sich nach allen Seiten um und ging dann kühn auf das Haus zu. Als er in einer Linie mit der Rückwand stand, sprang er blitzschnell in ein Gebüsch. Er drehte sich nach allen Seiten um und horchte. Dann machte er die kleine Harpune zurecht und befestigte die Leine am Bolzen. Noch ein Blick – dann feuerte er den Bolzen ab.
    Der Bolzen schoß in hohem Bogen über das Gebäude und verhakte sich im Dach. Ketan zog mit aller Kraft daran. Er hielt.
    Ketan stemmte die Beine in die Mauer und kletterte vorsichtig nach oben. Die dünne Leine schnitt schmerzhaft in die Hände. Aber er gab nicht auf.
    Schließlich war er oben angelangt und konnte sich über den Rand ziehen. Einen Augenblick lag er flach da und atmete tief.
    Dann sah er sich um.
    Wie die meisten Dächer von Kronwald war auch dieses als Sonnenterrasse

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