Der Mann zweier Welten
ausgesprochen wurde. Es war eine Verbindung, und Ketan schöpfte neue Hoffnung.
William Douglas schien auch im Dunkeln seinen Weg unbeirrbar zu finden. Ketan stolperte halbblind hinter ihm drein. Er wußte nicht, wie lange sie so dahinmarschiert waren. Plötzlich streckte Douglas warnend die Hand aus. Vor ihnen bewegte sich etwas. Als sie genauer hinsahen, erkannten sie etwa ein Dutzend Menschen.
William Douglas schlich sich näher, bis sie nur noch wenig Abstand von der Gruppe hatten. Dann sagte er: »Es ist gut. Sie sind aus dem Dorf Brent.«
Es waren acht Männer und sechs Frauen. Sie zuckten zusammen, als Douglas sie anrief. Zwei der Frauen trugen kleine Kinder. Die Männer waren zum Teil verletzt. Douglas übernahm die Führung, und sie stolperten gemeinsam weiter.
Gegen Mitternacht erreichten sie das nächste Dorf. Je näher sie kamen, desto vorsichtiger wurden die Flüchtlinge. Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Gruppe. Das Dorf war in Ordnung.
Ketan sah, daß Douglas auch von den Dorfbewohnern als Autorität behandelt wurde. Welche Stellung er innehatte, konnte er aber nicht feststellen.
Er wurde mit den Flüchtlingen hin und her geschoben und befand sich schließlich in einem schmutzigen Raum, der von einer Öllampe erhellt wurde. Eine fette Frau in mittleren Jahren deutete auf das Bett in der Ecke. Sie trug ein Kleid aus Fell.
Später brachte sie eine Schüssel mit einer bitteren Flüssigkeit und eine Scheibe hartes Fleisch. Er aß nur ein Stück davon. Dann sank er in tiefen Schlaf.
*
Als er am nächsten Morgen aufwachte, kam William Douglas zu ihm. Mit William Douglas war ein anderer Mann gekommen, hager und fast dunkelhäutig. Ketan erkannte, daß die Hautfarbe von der Sonnenbestrahlung herrührte.
»Das ist John Edwards«, sagte Douglas.
»John Edwards«, wiederholte Ketan.
Der Mann nickte ihm zu.
»Sag ihm, wohin du willst«, fuhr Douglas fort. »Du weißt, die Wüste und der Felsen.«
Ketan fuhr zusammen. Konnte ihn dieser Mann zur Felsnadel bringen? Eifrig beschrieb er die Landschaft. Der Neuankömmling wurde nachdenklich, besprach etwas mit Douglas und deutete nach draußen.
William Douglas nickte und wandte sich Ketan zu. »John Edwards kennt das Land besser als jeder andere. Er glaubt, daß er dich zu dem Ort bringen kann. Willst du mit ihm gehen?«
»Ja. Gleich?«
William Douglas schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Zuerst müssen wir ausruhen. Es ist ein weiter Weg, und du mußt mir noch viel erzählen. Wir gehen in einem oder zwei Tagen.«
»Du kommst mit?«
»Ja.«
Sie setzten sich und winkten Ketan, das gleiche zu tun.
»Wir wollen mit dir sprechen.« William Douglas suchte sorgfältig nach möglichst einfachen Ausdrücken. »Dein Kommen ist für uns sehr wichtig. Wir haben den Dorfbewohnern noch nicht gesagt, daß du nicht zu uns gehörst. Wir möchten wissen, ob du gekommen bist, um uns zu helfen, oder ob auch du aus einem unbekannten Land geflohen bist. Weißt du, wo du bist?«
Ketan schüttelte den Kopf. »Es müßten zwei Sonnen da sein, aber ich sehe nur eine. Man müßte den Großen Rand von jedem Teil des Landes sehen.«
»Der Große Rand? Was ist das?« fragte John Edwards.
»Warte«, winkte William Douglas ab. »Du bist in einem Wald namens Kyab. Wir nennen den Planeten Erde. Bedeutet dir das etwas?«
»Nein.«
»Erzähle uns von deiner Welt.«
Er hätte lieber mehr von ihnen gehört. Aber in ihren Mienen war etwas Drängendes. Ihm kam es so vor, als hätten sie ihn halb erwartet.
»Kronweld ist flach und sieht wie ein Halbkreis aus«, sagte Ketan und zeichnete auf den Boden, was er meinte. »Auf einer Seite ist der Große Rand. Niemand weiß, was das ist. Man sieht nur einen schwarzen Vorhang. Auf dem kreisförmigen Umfang schließt sich Feuerland an. Es ist ein Land der heißen Seen, der brennenden Erde und der dampfenden Gase. Nur wenige, darunter auch ich, haben es durchquert, um in ein Gebiet dahinter zu gelangen, das wir Nachtland nennen. Denn dort sind die Sonnen wegen des Rauchs und Ascheregens aus Feuerland nie sichtbar. In Nachtland gibt es Pflanzen und Tiere, die in Kronweld unbekannt sind.«
»Wie viele seid ihr?«
Ketan verstand zuerst nicht. Dann überlegte er, wie er ihnen die Zahlen klarmachen konnte. William Douglas sah sein Zögern. Er zeichnete ein Quadrat auf den Boden und teilte es an jeder Seite zehnmal ab. »Zehn«, sagte er und deutete auf eine Seite. Dann umriß er das Quadrat und meinte: »Einhundert.«
Ketan
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