Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
Vom Netzwerk:
Ketan ihn ansah, rührte er sich und fragte etwas.
    Ketan hatte das Gefühl, daß er nach seinem Namen gefragt wurde. Er sprach ihn langsam aus, und der Fremde hörte aufmerksam zu. Er schien halb zu verstehen. Ketan hielt es für besser, seine Verkleidung beizubehalten, und so sprach er mit hoher Stimme.
    Der Name des Mannes war William Douglas. Nach dem Essen ging er an den Fluß und wusch die Wunde aus, die Ketan ihm am Tag zuvor beigebracht hatte. Er suchte ein paar Blätter, kaute sie und band sie mit einem Tuchstreifen an seine Stirn.
    Dann schnitt er die Keulen aus dem Wild, das er erlegt hatte, und lud sich das Fleisch auf. Ketan bekam nur eine kleine Last zu tragen.
    William Douglas sah sich nicht nach der Stelle um, an der er die Frau und das Kind begraben hatte. Und Ketan konnte nichts anderes tun, als ihm zu folgen. Er mußte erfahren, wo er sich befand und was es mit dem seltsamen, wilden Land auf sich hatte.
    Er wußte nur, daß er durch den Rand gekommen war. Aber hier gab es keinen Rand. Weshalb nicht?
    Ketan begann schnell, die Worte des anderen zu lernen. Es hatte sich gleich zu Anfang herausgestellt, daß er derjenige war, der schneller begriff.
    William Douglas sagte ihm, daß sie auf ein Dorf mit etwa zweihundert Einwohnern zusteuerten und daß sie bei Einbruch der Nacht ankommen müßten.
    Ketan erkundigte sich nach den beiden Sonnen. Er wollte wissen, weshalb nur eine so hell strahlte, aber es war unmöglich, dem Mann das verständlich zu machen.
    Er deutete nach oben und sagte: »Sonne. Letzte Nacht hast du den Mond gesehen.«
    Noch eine drängende Frage war in ihm, und er versuchte sie in William Douglas’ Sprache zu stellen.
    »Ich suche einen Wüstenort, in dem ein einzelner Felsen im Sand steht.« Er zeichnete einen weiten Kreis in den Sand, dann stand er auf, deutete auf den Horizont und die Felsen in ihrer Umgebung.
    William Douglas runzelte die Stirn. Er deutete über die Bäume hinweg. »Wüste«, sagte er. »Sand.« Aber dann zeigte er auf die Felsen und schüttelte den Kopf.
    Sie gingen weiter, bis es zwischen den Bäumen dunkel wurde. Vorher hatte sich Douglas immer wieder vorsichtig umgesehen, aber jetzt ging er ruhig und zielbewußt weiter.
    Ketan zweifelte schon daran, daß er die Felszinne je finden würde. Vielleicht war sie nur in seinen Träumen wirklich. Aber das kam ihm unwahrscheinlich vor.
    William Douglas ging nicht langsamer, obwohl es nun schon dunkel war. Sie hatten mittags kurz Rast gemacht und etwas gegessen. Aber seitdem marschierten sie durch den Wald. Douglas sagte, daß das Dorf nicht mehr weit sei.
    Ketan fragte sich, wie es weitergehen sollte. Würde sein Leben eine endlose Suche nach der Felsnadel werden? Würde er Elta nie wiedersehen? Er war so in Gedanken versunken, daß er gar nicht merkte, daß William Douglas stehengeblieben war. Der Mann stand auf einer kleinen Anhöhe und starrte reglos nach unten.
    Unter ihnen, in einem winzigen Tal, stieg Rauch von Hunderten kleiner Feuer auf. Es mußte den ganzen Tag gebrannt haben und war jetzt am Verlöschen. William Douglas stöhnte.
    Sie gingen hinunter zu den rauchenden Ruinen. Kein Gebäude stand mehr. William Douglas ließ müde das Fleisch von seiner Schulter gleiten. Ketan verstand nun, daß er es als Geschenk für die Dorfbewohner gedacht hatte.
    »Was ist geschehen?« fragte Ketan.
    »Statiker – jagende Statiker …«
    Das Wort brannte in ihm. Einmal, in jener Nacht am Karildex, hatte Matra es benutzt: »… ihr Ziel ist die Zerstörung Kronwelds. Sie nennen sich die Statiker.«
    Ketan sah jetzt noch ihr Gesicht vor sich. Sie hatte gesagt, daß Elta zu den Statikern gehörte, aber mehr nicht.
    »Wer sind die Statiker?« fragte er erregt.
    »Die Statiker?« William Douglas deutete mit einer müden Geste auf die Ruinen. »Sie haben das da angerich tet. Sie sind Tyrannen, Wahnsinnige, Vernichter. Ver stehst du, was ich meine? Sie haben eine ganze Welt zerstört.«
    Ketan verstand nicht. In seiner Sprache gab es diese Ausdrücke nicht.
    »Menschen?« fragte er.
    William Douglas schnitt eine Grimasse. »Sie sehen wie Menschen aus.«
    Ketan verstand weder den Tonfall noch die Worte. Bevor er weiterfragen konnte, stand Douglas auf und nahm die Keulen wieder auf die Schulter. »Wir müssen weiter. Es gibt noch ein Dorf, das wir gegen Mitternacht erreichen können – wenn es noch steht.«
    Die Statiker – das war eine Verbindung zu Kronweld. Es machte nichts aus, daß das Wort mit Haß und Bitterkeit

Weitere Kostenlose Bücher