Der Marathon-Killer: Thriller
vielleicht herauszufinden, wie alles enden könnte.«
Sie berührte seine Hand und fügte leiser hinzu, als spreche sie nur mit ihm: »Hier, legen Sie Ihren Sitzgurt an. Sie werden ihn brauchen.«
»Ich habe noch eine Frage«, sagte die Frau, als sie aus der Rikscha stieg. »Warum hat Stephen Marchant, der Chef der ungläubigen Spione, dich im Gefängnis besucht?«
Dhar blickte sich instinktiv um und sammelte sich. »Ist das schon allgemein bekannt?«
»Es war einer der Gründe, warum man ihn in den Ruhestand geschickt hat.«
»Der Kafir war verzweifelt und wollte mich anwerben. Was spielt das für eine Rolle?«
»Einige unserer Brüder waren beunruhigt. Sie haben nicht verstanden, was er von dir wollte.«
»Ich hätte ihn umgebracht, wenn ich keine Ketten getragen hätte.«
»Und der Sohn? Es heißt, er ist auch bei dir gewesen.«
Dhar war besorgt. Es alarmierte ihn, dass diese Frau so viel wusste. Hatten auch andere davon erfahren?
»Warum sollte der Sohn mich sehen wollen?«
»Er war ein Spion der Ungläubigen, genau wie sein Vater. Und er hat seine Stelle ebenfalls verloren.«
»Unsere Schwester in London hat gut daran getan, diesen Marchant zu stürzen«, sagte Dhar und brachte ein Lächeln zustande. Es wurde nicht erwidert.
»Einige Brüder haben versucht, den Sohn im Gymkhana Club zu töten. Sie haben sich deinetwegen Sorgen gemacht.« Sie zögerte. »Aber er hat überlebt und ist auf der Flucht.«
Einen Augenblick lang glaubte Dhar, Gefühle in ihrer Stimme zu hören, die genauso getarnt waren wie seine eigenen.
»Er wird nicht mehr lange leben, wenn er mich findet.«
Sie sahen sich an, Auge in Auge, und dann war sie verschwunden.
»Wir fuhren von Chanakyapuri zurück«, begann Marchant. »Meine Mutter, Sebbie, ich.« Seine Kapuze roch muffig. »Normalerweise fuhren wir in unserem Ambassador, doch der war in der Werkstatt, deshalb hatte mein Vater im Hochkommissariat einen Wagen für uns geliehen. So einen, wie ihn die Verkehrspolizei benutzt, eine indische Version des Jeeps.«
»Nette Kiste«, sagte einer der Wächter von vorn. »Habe zu Hause einen in der Garage stehen.«
»Diese nicht.« Marchant hielt inne. »Das waren echte Todesfallen. Die hatten damals keine Sicherheitsgurte. Unser Fahrer, Raman, war sehr vorsichtig, doch an dem Tag war er wütend. Der Tankwart hatte uns betrogen und zu wenig Benzin eingefüllt. Das regte Raman mehr auf als alles andere. Meine Mutter war ebenfalls angespannt. Sie hatte eine Ayah zum Vorstellungsgespräch bestellt, und wir waren spät dran. Sie verabscheute es, unpünktlich zu sein. Also rasten wir über die Hauptstraße Richtung Saket.«
Marchant bemerkte, dass der Wagen langsamer wurde. Als er anhielt, nahm ihm eine der Wachen die Kapuze ab. Er blinzelte ins grelle Sonnenlicht.
»Ist das die Stelle?«, fragte Armstrong.
Marchant blickte sich um und betrachtete den Verkehr. Sie standen am Rand einer befahrenen Straße kurz vor einer großen Kreuzung. Dann sah er Armstrong auf dem Sitz neben sich an und überlegte, was hier vor sich ging. Was die Anzahl der Leute im Wagen betraf, hatte er recht gehabt. Die beiden Marines saßen vorn beim Fahrer, der nervös mit den Fingern auf dem Lenkrad trommelte. Es war eine gefährliche Stelle zum Parken. Armstrong
musste sie gebeten haben, sie mit Marchant allein hinten sitzen zu lassen.
»Ich weiß nicht genau«, sagte Marchant. »Es ist über zwanzig Jahre her.«
»Denken Sie nach«, erwiderte Armstrong ruhig. »Wir werden uns hier nicht wegbewegen, ehe Sie sich erinnern.«
Fielding stieg in den Fond des cremeweißen Ambassadors, drehte sich um und schaute zum Flughafen, der hinter ihm lag. Die Gulfstream stand auf dem Flugfeld und flimmerte in der dunstigen Hitze. Zumindest war sie jetzt aufgetankt, und Denton und Carter würden bald den unerträglichen Sommer in Delhi hinter sich lassen. Aus unterschiedlichen Gründen hatten sie ihn nicht allein gehen lassen wollen, aber sie wussten, es war unmöglich, drei Männer mit dem Tankwagen hinauszuschmuggeln, selbst wenn die Sicherheitskontrollen am Flughafen nachlässig gehandhabt wurden. »Lassen Sie Leila nicht in die Nähe des Präsidenten, und wenn Sie es nur für mich tun«, hatte Carter gesagt.
Als der Wagen mit Prasannan, dem einheimischen Agenten, auf dem Beifahrersitz anfuhr, fragte sich Fielding, was er tun würde, wenn er Leila fand. Er musste sie aufhalten. Es genügte nicht zu wissen, dass er recht hatte und die Amerikaner
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