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Der Marathon-Killer: Thriller

Titel: Der Marathon-Killer: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Stock , Andreas Helweg
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korkigen Wein. Sein Vater hatte ihm beigebracht, sich immer auf seinen Instinkt zu verlassen, ob es nun um ein schlechtes Gefühl beim Erstkontakt mit einem potenziellen Agenten ging oder darum, sich wegen eines solchen schlechten Gefühls und ohne weiteren handfesten Grund aus einem Treffen zurückzuziehen. Das
hatte wenig mit Handwerkszeug zu tun, es war eher Intuition.
    Marchant schloss so weit wie möglich auf, um sich den Gürtel genauer anzuschauen, aber das Läuferfeld war immer noch sehr dicht. Er zählte sechs Beutel. Sie hatten inzwischen knapp dreizehn Kilometer hinter sich, aber bislang war keiner der Beutel geöffnet.
    Dann fiel ihm die übergroße Uhr am Handgelenk des Mannes auf. Leila hatte eine ähnliche für lange Läufe. Die verfügte über einen GPS-Empfänger, der ihre Position und ihre Geschwindigkeit berechnete und ihr entsprechende Empfehlungen gab, wann sie das Tempo anziehen oder langsamer laufen sollte. (Er erinnerte sich, wie sie einmal erzählt hatte, das Ding würde gnadenlos piepen, sobald ihre Geschwindigkeit unter den eingestellten Wert fiel.) Es war kein so ausgefeiltes Gerät wie das, mit dem er und andere Agenten in Afrika ausgestattet worden waren, aber man konnte es auch nicht gerade als Spielzeug bezeichnen.
    »Was ist denn los?«, keuchte Leila, die neben ihm auftauchte. »Wir waren so gut drin.«
    Marchant deutete mit dem Kopf auf den Mann vor ihnen und ließ sich ein wenig von der Gruppe zurückfallen.
    »Siehst du den Kerl mit dem Gürtel?«, fragte er, als sie ihr vorheriges Tempo wieder erreicht hatten. Marchant war außer Atem und fuhr fort: »Ich glaube, diese Beutel enthalten keine Getränke.«
    »Warum nicht?«, fragte Leila.
    »Und der Mann da, der große ganz in Weiß. Ist das nicht der US-Botschafter?«
    »Turner Munroe? Dan, was ist hier los?«

    Marchant wusste, was Leila dachte. Er irrte sich, er war noch betrunken von der letzten Nacht, und er sah Gespenster, wo es nichts zu sehen gab. Das hatte er bei anderen Agenten erlebt, die man aus dem Außendienst an einen Schreibtisch in Legoland (so nannten die Mitarbeiter das MI6-Hauptquartier in Vauxhall) versetzt hatte und die sich aus lauter Langeweile im Innendienst zu Tode soffen. In seinem Fall hatten sie sich sogar den Schreibtisch gespart. Das war am schwersten zu verkraften: das Wissen, dass möglicherweise kein Weg zurückführte. Und jetzt hängte er sich beim London Marathon einem anderen Teilnehmer an die Fersen, weil er davon überzeugt war, der Mann wolle sich und die Personen in seiner Umgebung töten, einschließlich des US-Botschafters in Großbritannien. Er hatte schon Agenten gesehen, die weniger paranoid waren.
    »Was genau haben die in Cheltenham gestern Nacht abgefangen?«, fragte Marchant atemlos.
    »Nichts, was hiermit zu tun haben könnte.« Sicherlich stellte Leila längst eigene Einschätzungen an und wägte Risiken ab. »Warum bist du dir so sicher, was den Gürtel angeht?«
    »Ich werde ihn fragen«, antwortete Marchant.
    »Du bist verrückt, Dan.«
    »Nach etwas zu trinken.«
    »Dan …«
    Marchant beachtete sie nicht, zog das Tempo wieder an und schloss zu dem Läufer auf. Der Mann hatte eindeutig Schwierigkeiten, sein Tempo zu halten. Der Schweiß tropfte an ihm herunter, und sein Kopf nickte auf und ab wie der eines Esels.

    »Ganz schön heiß«, sagte Marchant. Der Mann blickte nervös zu ihm hinüber, wandte sich wieder nach vorn und wischte sich mit der Hand über die dichten Augenbrauen. »Haben Sie das an der letzten Verpflegungsstelle gesehen?«, fuhr Marchant fort. »Wahnsinn. Man sollte sich nicht für Wasser anstellen müssen, nicht an so einem heißen Tag.« Marchant lächelte den Mann an und deutete auf den Gürtel. Ihm wurde flau im Magen. Er hatte recht. »Könnte ich vielleicht einen von Ihren Trinkbeuteln haben?«
    »Wer sind Sie?«, erwiderte der Mann aggressiv. Er hatte einen starken indischen Akzent: schon wieder eine Terrorzelle vom Subkontinent. Marchant wusste sofort, das würde Konsequenzen haben, für ihn und für seinen Vater, aber das musste warten.
    »Schon gut. Irgendeine Ahnung, wer das ist?« Marchant deutete auf den US-Botschafter. »Der hat wohl seinen eigenen Fanclub mitgebracht.«
    »Bitte, verschwinden Sie«, sagte der Mann.
    Die beiden liefen schweigend weiter. Marchants Gedanken überschlugen sich. Nach den U-Bahn-Anschlägen vom 7.7. hatte sich jeder verdächtig gemacht, der weite Kleidung trug. Hier hatte ein Mann sich äußerlich gut sichtbar

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