Der Marktmacher
as Modell eingegeben. Wie erwartet, kommt es dadurch zu einer nicht unerheblichen Veränderung. Bei Methode eins kommen wir zu einer Bewertung von dreiundsechzig Millionen Pfund, und bei Methode zwei …« – er hielt inne und blätterte in den Papieren – »… von zweiundsiebzig Millionen.«
Damit waren wir weit von den zwanzig Millionen Pfund entfernt, von denen in der vorigen Woche noch die Rede gewesen war. Der Markt mußte sich enorm erholt haben.
Sergio mischte sich ein. »Ich bin mit Methode eins viel glücklicher als mit Methode zwei. Die ist doch sinnlos. Für den Wertpapierhandel taugen diese DCF-Analysen nichts. « D amit meinte er die dynamischen Verfahren der Investit i onsrechnung.
Luís lächelte. »Ich weiß, Sergio. Doch eine Gelegenheit wie diese ergibt sich nur einmal im Leben. Wenn wir Dekker Ward bekommen, wird Banco Horizonte die erste wirklich internationale Investmentbank Lateinamerikas sein. Das muß uns doch etwas wert sein. Was haben wir gesagt, wo liegt unser Maximum?«
»Fünfundsiebzig ist die absolute Obergrenze«, sagte Se r gio. »Mehr gibt unsere Eigenkapitalquote nicht her. Du weißt, daß wir stets für eine eher konservative Handhabung mit Blick auf die Bilanz plädieren. Außerdem wäre Dekker Ward mit fünfundsiebzig Millionen sowieso übe r bezahlt.«
Luís blickte auf die Zahlen. Dann stand er auf, ging ans Fenster und blickte hinab auf den Londoner Mittagsve r kehr.
Mit dem Rücken zu den Anwesenden sagte er: »Also, wir bieten achtzig Millionen Pfund.«
EINUNDDREISSIG
A ls ich Luís in den Konferenzraum von Dekker Ward folgte, sah ich als erstes Sidney Stahl, der auf einem der Stühle thronte, die Zigarre im Mund. »Hallo, Jungs!« krächzte er grinsend. Ein etwas hinterhältiges Grinsen. Er glaubt, daß er uns schlagen wird, dachte ich sofort. Neben ihm saß Dwight Godfrey, der meinem Blick auswich.
Wir gingen weiter. Kerton stand auf, um uns zu begrüßen. Vor sich hatte er einige Umschläge liegen. Ich beacht e te ihn kaum. Meine Aufmerksamkeit wurde von dem Mann gefesselt, der neben ihm saß, die Beine übereinandergeschlagen, und ruhig eine Zigarette rauchte.
Ricardo Ross.
Kerton machte die Anwesenden miteinander bekannt und ließ sich umständlich über Isabel aus. Ich hörte nicht zu. Was zum Teufel machte Ricardo hier? Dann warf ich einen raschen Blick auf die Umschläge, die vor Lord Kerton lagen. Es waren drei.
Ricardo richtete das Wort an uns. »Guten Tag, Nick, Luís «, sagte er. Und dann, als er Isabel sah: »Ich freue mich sehr, Sie zu sehen. Ich wußte gar nicht, daß Sie wieder in Freiheit sind.«
Ich bekam kein Wort heraus. Stumm ließ ich mich auf einen Stuhl neben Luís fallen.
Es waren noch viele andere Leute da: Anwälte, Berater und dergleichen. Auch wir hatten welche im Schlepptau. Aber so recht wurde mir die Anwesenheit all dieser Menschen gar nicht bewußt. Meine Aufmerksamkeit galt nur einer Person in dem Saal: Ricardo. Obwohl er hier eigen t lich nichts zu suchen hatte, wirkte er, als ob er alles unter Kontrolle hätte, nicht nur sich selbst, sondern auch das G e schehen im Saal.
»Vielen Dank, daß Sie sich alle persönlich hierherbemüht haben«, sagte Lord Kerton. »Ich denke, so läßt sich die ganze Angelegenheit am besten regeln. Dann wissen Sie zumindest, daß alles mit rechten Dingen zugegangen ist.« Die letzten Worte richtete er an Stahl und Luís . »Heute morgen habe ich einen Anruf von Ricardo Ross bekommen. Er hat mich gefragt, ob er ebenfalls eine Übernahm e offerte vorlegen darf. Etwas, was ich ihm schlecht versagen konnte, daher habe ich ihn auch eingeladen.«
Natürlich war ich nicht überrascht, daß Ricardo von der Versteigerung erfahren hatte. Und es sah ihm ähnlich, daß er die Initiative übernommen hatte. Klar, daß er nicht die Hände in den Schoß legte und zusah, wie seine Firma ve r kauft wurde. Trotzdem war es ein Schock, ihn hier zu s e hen und zu wissen, daß er mitbot.
»Ich protestiere!« sagte Stahl. »Ehrlich gesagt, ich war ein bißchen überrascht, Ricardo hier überhaupt zu sehen. Aber ich dachte, er sei nur als Beobachter da.«
»Na ja, Sid, er hat eine eigene Offerte vorgelegt«, sagte Kerton. »Man könnte es ein Management buyout nennen, doch ich würde es eher als Leveraged buyout bezeichnen. « M it ersterem meinte er eine Übernahme durch das Firmenmanagement, mit letzterem eine fremdfinanzierte Übernahme.
Kerton sprach Leveraged britisch aus – Lieweredscht –, um Stahl zu
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