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Der Marshal ist eine Lady

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Titel: Der Marshal ist eine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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dunkelgrünen Stofflappen, die er fest mit einander verknotete. Aus dem Gebüsch in seiner Umgebung brach er kleine Zweige, die er zwischen die Stoffwindungen der Scharfschützengewehre steckte. Er lud die Kammern mit je einer fabrikneuen 54er Patrone. Es handelte sich um jene mit einer Treibladung aus Hochleistungs-Schwarzpulver versehenen Gewehrpatronen, die ursprünglich für die Büffeljagd entwickelt worden waren. Anschließend legte er die Waffen mit den grün umhüllten Läufen auf die Lafetten, begutachtete die Tarnung und nickte zufrieden.
    Die Winchester, deren Röhrenmagazin vollständig geladen war, deponierte er bei der ersten Sharps-Stellung. Er vergewisserte sich, dass auch die sechs Trommelkammern des Remington geladen waren. Dass es zu einem Nahkampf kommen würde, war zwar unwahrscheinlich, doch er musste auch für einen solchen Fall gerüstet sein. Denkbar war immerhin, dass der Gegner seine Position ausmachte und ihm eine kleine Gruppe von Kämpfern auf den Hals schickte, während der Angriff unten weiterlief.
    Er nahm das Spektiv aus der Satteltasche und hockte sich neben Stellung eins ins Gras. Im Schutz des Gebüschs zog er das vom vielen Gebrauch stumpfe Messingrohr auseinander und umwickelte es ebenfalls mit Stofflappen. Die Vorsichtsmaßnahme war ebenfalls notwendig, auch wenn die Banditen möglicherweise von der Sonne geblendet wurden und das Fernrohr deswegen nicht ausmachen konnten. Eben weil er, Lassiter, die Sonne im Rücken hatte, würde das Objektiv des Glases zumindest keine Lichtreflexe verursachen. Das galt auch für die beiden Zielfernrohre der Sharps Rifles.
    Er hob das Okular des fertig umwickelten Spektivs ans Auge und begann, die Anhöhen jenseits der Wagenburg abzusuchen. Die Hänge waren ebenfalls üppig bewachsen. Die dichte Vegetation machte es ihm schwer, etwas Verdächtiges zu entdecken – genau schwer wie es die Banditen hatten, ihn aufzuspüren. Vorausgesetzt, sie waren überhaupt da und lauerten irgendwo dort drüben, jenseits des Tales.
    Stück für Stück, Yard für Yard, suchte Lassiter das bewaldete und mit Büschen bewachsene Gelände ab. Die Optik des Fernrohrs lieferte eine hohe Auflösung und ein gestochen scharfes Bild. Und die Sonne erwies sich als seine Verbündete.
    Das Blattwerk wurde durch eine leichte Brise nur schwach bewegt. Dennoch gab es durch die unterschiedlichen Winkel, in denen die Blätter zur Sonneneinstrahlung standen, wechselnd schimmernde Reflexe. Lassiter gewöhnte sich rasch daran.
    Und plötzlich war ein anderes Schimmern da.
    Er hielt inne, kehrte mit der Optik zu der Stelle zurück – praktisch in Verlängerung der Wegbiegung, vor der die Wagen zur Verteidigungsstellung aufgefahren waren.
    Es war ein dunklerer Reflex als jene, die von den Blättern verursacht wurden.
    Stahl rief diesen Reflex hervor.
    Brünierter, blauschwarzer Waffenstahl.
    Nur ein kleines Stück davon. Ein Gewehrlauf, durch die Zweige geschoben.
    Lassiter prägte sich die Stelle ein, indem er sich die Form eines Baums in unmittelbarer Nähe merkte. Er nahm das Spektiv langsam und vorsichtig zurück und legte es auf den Boden. Immer noch im Schutz des Buschwerks wechselte er zu dem Scharfschützengewehr und überzeugte sich, dass es durchgeladen war. Im Liegendanschlag zog er den Kolben der schweren Langwaffe fest an seine Schulter und brachte das rechte Auge an das Okular des Zielfernrohrs.
    Das Bild war größer als das des Spektivs. Einzelheiten, die der große Mann bis eben nicht wahrgenommen hatte, schälten sich jetzt heraus.
    Durch die winzigen Zwischenräume in dem Blattwerk des Gebüschs vermochte er nun die Kleidung des Beobachters dort drüben zu erkennen. Der Mann trug eine dunkelbraune Jacke aus mattem Leder. Außer, dass er eine Winchester schussbereit hielt, war nichts weiter zu sehen. Ohnehin hatte er die Waffe nicht im Anschlag, und er visierte kein Ziel an. Dazu war er auch nicht in der Lage, denn die Entfernung bis zur Wagenburg betrug mindestens dreihundert Yard. Zu viel für einen sicheren Schuss mit einem Winchester-Gewehr.
    Lassiter taxierte seine eigene Distanz zu den Wagen auf ebenfalls etwa dreihundert Yard. Mit einer hinzugerechneten Toleranz kam er auf ungefähr siebenhundert Yard von seiner Position bis zu der des Beobachters auf der anderen Seite des Tals. Mit der Sharps Rifle konnte sogar tausend Yard bewältigen, zumal der Wind nur sehr schwach war und fast genau entgegengesetzt zur Schussrichtung einfiel. Zur möglichen

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