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Der Marshal ist eine Lady

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Titel: Der Marshal ist eine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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Feuerschutz gaben. Auf diese Weise verdichtete sich der Schwarm der Geschosse, und in immer bedrohlicherer Nähe prasselte das Blei vor den Banditen ins Buschwerk. Das und ein weiterer Toter durch Lassiters Sharps Rifle gaben den Ausschlag.
    Die Banditen traten den Rückzug an – ungeordnet und in Panik.
    Rückwärts stolpernd, aus der Hüfte feuernd, versuchten sie, unbeschadet das Weite zu suchen. Doch es kostete sie einen weiteren Mann, den die Verteidiger erwischt hatten. Von den sechs Überlebenden, denen die Flucht gelang, schossen die Männer aus der Wagenburg mindestens zwei weitere an. In fliegender Hast retteten sich die Banditen hinter die Wegbiegung. Gleich darauf war Hufgetrappel zu hören, das sich rasch entfernte.
    Lassiter sah, dass die Männer im Tal vorsorglich einen Doppelposten aufstellten, für den Fall, dass die Banditen Verstärkung holten und ein zweites Mal angriffen.
    Der große Mann sammelte seine Sachen ein und machte sich auf den Rückweg. Der Braune empfing ihn mit einem frohen Schnauben. Lassiter nahm ihm den Hafersack ab und gab ihm Wasser. Dann legte er ihm die Satteltaschen über, verstaute das Sharps-Zubehör in der Deckenrolle und hängte sich das Lederfutteral mit den beiden Gewehren über die Schulter.
    Als er im Tal ankam, waren die Frachtwagen bereits wieder in Fahrtrichtung aufgestellt. Die Kutscher waren damit beschäftigt, die Toten zu bergen und am Rand des Trails mit Planen zu bedecken, die sie mit schweren Erdbrocken sicherten. Wenn sie das Baumaterial, das Werkzeug und das Proviant beim Blockhaus abgeladen hatten und der Bautrupp dort eingetroffen war, würden sie die toten Banditen auf einen der Wagen laden und dem County Sheriff übergeben. Lassiter verstaute seine Gewehre und das Zubehör wieder in der Kiste auf dem ersten Wagen. Während er damit beschäftigt war, wehrte er den Dank der Männer ab.
    »Ohne dich wären wir in die Falle getappt«, sagte Marvin Jennings, einer der berittenen Transportbegleiter. »Du musst es dir einfach anhören, Lassiter, ob du willst oder nicht: Du hast uns das Leben gerettet, und dafür werden wir dich bei passender Gelegenheit hochleben lassen.«
    Die Männer, die in der Nähe standen, ließen begeisterte Bravorufe hören und klatschten Beifall. Der große Mann bedankte sich, indem er die Hand erhob, und er war froh, als sie abgelenkt wurden.
    Hufgeräusche näherten sich von der Wegbiegung her, und eine laute Männerstimme erscholl: »Nicht schießen! Nicht schießen! Ich bin es, euer Vormann!«
    Augenblicke später war Bruce Tabor zur Stelle. Er trieb einen Gefangenen vor sich her.
    Lassiter und die anderen gingen ihm entgegen, bildeten einen Halbkreis.
    Der Gefangene hatte struppiges dunkles Haar und einen verfilzten Vollbart. Er hockte vornübergebeugt im Sattel eines Grauschimmels und hielt den Kopf gesenkt, deutlich bemüht, allen Blicken auszuweichen. Über einer Schusswunde an der rechten Schulter trug er einen Notverband, der durchgeblutet war. Sein Revolverholster und der Scabbard waren leer, doch die Hände waren ungefesselt. Dafür hatte ihm Tabor die Füße locker unter dem Bauch seines Pferds zusammengebunden.
    »Der ist mir über den Weg gelaufen«, erklärte Tabor. »Die anderen haben ihn im Stich gelassen, als ich ihn mit der Winchester stoppte. Und nach Kämpfen stand ihm der Sinn nicht mehr.«
    »Aha«, sagte Lassiter. »Deshalb haben wir auch keine Schüsse gehört.«
    Tabor nickte. »Genau das war der Grund.«
    »Warum bist du weggeritten, ohne mir etwas zu sagen?«
    »Ich habe es den Kutschern gesagt. Ich wollte auskundschaften, ob irgendwas Verdächtiges zu sehen war. Haben sie es dir nicht ausgerichtet?«
    »Doch, das haben sie. Aber weshalb …«, Lassiter deutete auf den Struppigen, »haben seine Kumpane dich nicht gefangengenommen?«
    »Weil sie in eine völlig andere Richtung geritten sind. Er war ein Nachzügler.«
    Lassiter stellte keine Fragen mehr. Es galt, die Fracht zum Blockhaus an der Nordweide zu bringen und mit dem Gefangenen und den Toten zur Ranch zurückzukehren, sobald die Männer für die Baumaßnahmen eingetroffen waren. Was Bruce Tabor betraf, so beschloss Lassiter, ihn erst einmal links liegen zu lassen. Nichtsdestoweniger würde er ihn genau im Auge behalten.
    ***
    Im ersten Stock herrschte Stille. Durch ein Fenster am Ende des Korridors fiel Tageslicht herein. Der Fußboden war mit dicken Orientteppichen ausgelegt, die jedes Schrittgeräusch schluckten. Gäste, die ihren

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